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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Rautenberg
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antwortete ich deswegen gut gelaunt.
    Urlaub. Das klang gut. Das klang nach Entspannung, nach Ruhe, nach… Urlaub halt.
    » Einziges Problem«, räumte Konrad ein, » es wäre ein spontaner Urlaub.«
    Das war kein allzu großes Problem, jedenfalls nicht für mich. Ich frotzelte: » Moment, da muss ich gerade mal kurz meinen Chef fragen.« Kleine Kunstpause. » Ja, er hat gesagt, das ist kein Problem.«
    » Prima!«, jubelte Konrad.
    » Wie spontan ist denn spontan?«, hakte ich nach.
    Konrad sagte: » Nächste Woche geht’s los!«
    Mir fiel alles aus dem Gesicht. SO spontan? Also, jetzt war ich doch ein wenig verdattert. Nicht dass ich nicht spontan wäre. Jeder wollte spontan sein, spontan war gut, spontan war sympathisch, keiner hatte Lust, so ein Sesselfurzer zu sein, der für jedes Abendessen den Terminkalender zücken musste. Ich war spontan. Sehr sogar. Man sollte mir nur rechtzeitig vorher Bescheid geben.

Ein Schloss am Wörthersee
    Mittwoch, 11 . Mai, um 08 : 52 Uhr
    » KÄRNTEN ?«
    Gestern Abend offenbarte mir Konrad die klitzekleine Fußnote in dem bis dahin so hoffnungsfrohen Spontanurlaubsplan. Er wollte Urlaub in Österreich machen. Am Wörthersee!
    » Wie kommst du denn auf Kärnten? Ich dachte, wir fahren irgendwo hin, wo… wo… ja, irgendwohin, aber nicht nach Kärnten!« Ich starrte Konrad fassungslos an.
    Der zuckte mit den Schultern. » Juli, ich würde jetzt auch nicht ins Reisebüro stiefeln und nach einer Woche Kärnten verlangen, aber was soll ich machen?«
    » Was soll das heißen: › Was soll ich machen?‹« Ich war wirklich angefressen. » Ist dir erst bei der Reservierungsbestätigung aufgefallen, dass du einen Urlaub in Kärnten gebucht hast, oder was?«
    » Quatsch«, sagte Konrad, und dann bekam seine Stimme diesen ganz leicht verharmlosenden Klang. » Ich hab es mir ja auch genau genommen gar nicht ausgesucht.«
    Jetzt verstand ich nur noch Bahnhof.
    Konrad erklärte es mir. » Meine Eltern fahren einmal im Jahr nach Velden am Wörthersee. Sie sind da schon seit Jahren in ein und demselben Hotel. Meine Mutter ist doch so ein großer Fan von Roy Black.« Ja. Passt. » Aber meinem Vater geht’s nicht so gut, er muss noch mal ins Krankenhaus, wegen seines schlimmen Beins.«
    Das schlimme Bein hatte ich auch schon kennengelernt. Und wenn mich der Umstand, dass Bertholt Paulsen deswegen ins Krankenhaus musste, nicht so traurig gestimmt hätte, hätte ich bestimmt über den seltsamen Ausdruck gelacht. Das verkniff ich mir jetzt aber. Pietät war mir heilig. Also meistens. Und wir Raucher mussten zusammenhalten.
    » Also, deine Eltern können nicht in den Urlaub fahren«, schlussfolgerte ich mit detektivischem Spürsinn.
    » Genau«, antworte Konrad. » Und deswegen hat mich meine Mutter gefragt, ob wir nicht fahren wollen.«
    Ich überlegte. Urlaub war immerhin Urlaub. Ob im Bergischen Land, in Kärnten oder auf den Seychellen. Na ja, einen kleinen Unterschied gab es dann wohl doch, aber mir fiel gerade einfach kein wirklich guter Grund ein, um Konrad eine Absage zu erteilen. Aber so richtig begeistert war ich vom Paulsen’schen Theorem nicht: Ich sollte den Urlaub von Günther auftragen. Irgendwas passte da nicht.
    » Haben deine Eltern keine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen?«
    Konrad schüttelte den Kopf. » Leider nicht, sie buchen immer direkt vor Ort im Hotel– ganz ohne Reisebüro.«
    Mist. Ich suchte weiter nach dem Haar in der Suppe. » Und was macht man da so? In Velden am Wörthersee? Da sind doch nur Rentner!«
    » Quatsch«, versuchte Konrad, mich zu beruhigen, » da sind vor allem ganz viele Familien.«
    Na prima! Das wurde ja immer besser!
    » Gibt es denn wenigstens ein Roy-Black-Museum?« Das wäre immerhin so trashig, dass man es sich angucken müsste.
    » Nein, das ist in Dortmund«, schoss es aus Konrad wie aus der Pistole. Auf meinen fragenden Blick sagte er schüchtern: » Meine Mutter hat mich mal da hingeschleppt.«
    O Gott! Schlimme, schlimme Bilder von Günther, die einen Roy-Black-Bravo-Starschnitt in Lebensgröße anschmachtete, kamen mir in den Sinn. Nicht gut. Gar nicht gut.
    Ich startete einen weiteren Versuch: » Aber du hast doch gar nicht frei?«
    Aber Konrad hatte frei. Sein Chef hatte ihm heute früh bereits gesagt, dass ein spontaner Kurzurlaub gar kein Problem sei.
    Und mir schwammen die Felle weg. Mir fiel nun langsam, aber sicher wirklich kein guter Grund mehr ein, warum wir den Urlaub nicht antreten sollten. Da kam Sydney in den

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