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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babak Rafati
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Bitterkeit und Enttäuschung über das verhängnisvolle Ende meines Lebenswerkes. Einem Toten erweist man zumindest die letzte Ehre. Ich bekam nur noch den berühmten Tritt. Ich denke an R. Enke und die Rede des Präsidenten, der Achtung und Respekt gefordert hat. (…)
    Von Euch liebe Schiedsrichter möchte ich mich nun verabschieden und mich bedanken für einen immer offenen und ehrlichen Umgang miteinander. Ich möchte auch hiermit der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass das alleine durch die enormen Verdienste von Volker Roth national wie international so anerkannte SR-Wesen zumindest was Euch, die Aktiven angeht, erhalten bleibt. Alles erdenklich Gute und Gott schütze Euch.
    FIFA, UEFA und DFB weisen mit Nachdruck auf Respekt hin. Hier ist eine neue Dimension von Respekt erkennbar geworden. Ich bin gespannt darauf wie der Präsident des DFB, Herr Dr. Zwanziger, diese Definition erklären kann.
    Alles erdenklich Gute
    Dieter Pauly«
    Verbittert und enttäuscht darüber, wie übel ihm mitgespielt worden war, verschwand Pauly aus Deutschland. Er ging nach Thailand auf die Touristeninsel Ko Samui und lebte dort in einem Haus 300 Meter vom Strand entfernt. Wie er zu seinem 70. Geburtstag seinen Freunden mitteilte, hatte er danach einige Zeit gebraucht, um die Entscheidung Fandels zu verarbeiten und sich wieder für Fußball zu interessieren: »Durch eure und Volkers Unterstützung ist es mir gelungen, immer mehr Abstand zu bekommen. Aber so ganz werde ich diese Missachtung der menschlichen Würde niemals vergessen.«
    ■ ■ ■
    Das folgende Spitzenspiel FC Bayern gegen Mainz 05 lief völlig problemlos und ich wähnte mich gut im Rennen. Doch ich hatte mich getäuscht. Der Schiedsrichterbeobachter Lutz Wagner, mit 197 Bundesliga- und 74 Zweitligaeinsätzen einer der erfahrensten Schiedsrichter, kam nach dem Bayernspiel auf mich zu und teilte mir vertraulich mit, dass man es in der Kommission wohl gerne sehen würde, wenn ich meinen Platz als FIFA-Schiedsrichter freiwillig räumen würde. Damit wäre meine internationale Karriere beendet gewesen und ich hätte keine Chance gehabt, je eine Europameisterschaft, olympische Spiele oder gar eine Weltmeisterschaft zu pfeifen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Mit mir hatte keiner geredet – aber das Gespräch hatte deutlich gemacht, dass hinter den Kulissen Planungen liefen, in denen ich keine Rolle mehr spielte.
    Was Wagner gesagt hatte, konnten nicht bloß Gerüchte sein, schließlich saß er nach Beendigung seiner aktiven Karriere seit Mai 2010 mit Fandel und Krug zusammen in der neuen Schiedsrichterkommission. Was war passiert? Warum sprach Fandel nicht selbst mit mir? Ich konnte mir den Grund nicht erklären. Fandels seltsam abwertendes Verhalten mir gegenüber, die destruktiven Telefonate mit ihm, Lutz Wagners Andeutungen, meinen FIFA-Platz freiwillig niederzulegen, waren die Vorboten der Zertrümmerung und markierten den Beginn meiner Grübeleien, die mich fortan zersetzen würden. Ich sollte von diesem Zeitpunkt an nie wieder zur Ruhe kommen.
    Ich hörte nach Wagners Andeutungen zunächst nichts Weiteres zu der FIFA-Geschichte und hatte sie fast schon wieder vergessen. Am 20. November 2010 war ich für die sehr interessante Begegnung zwischen Mönchengladbach und Mainz 05 angesetzt und das Spiel lief sehr gut für unser Team. Wir hatten nur eine knifflige Szene zu lösen. Ein Gladbacher Angreifer legte sich im Strafraum den Ball am Torwart von Mainz vorbei. Dabei nahm der Torhüter unorthodox das Bein heraus und brachte diesen zu Fall. Ich ließ weiterlaufen. Diesmal möglichst keine Gelbe und keine Rote Karte, dachte ich. Und das war richtig. Anhand von Fernsehbildern konnte man später sehr gut erkennen, dass der Stürmer den Ball nicht mehr erreicht hätte und den minimalen Kontakt dankend annahm, somit war Weiterspielen die einzige richtige Entscheidung. Selbst der Kicker schrieb, dass er nach mehrfacher Zeitlupenanalyse die Situation nicht anders auflösen konnte und daher die Szene nicht bewertete. Damit war die Sache eigentlich klar.
    Am Sonntag früh rief ich Fandel beruhigt an, um zu berichten. Das Erste, was ich hörte, war Fandels enttäuschendes »Hallo, Babak«. Obwohl das Spiel doch gut gelaufen war, kritisierte Fandel, ich müsse meine Leistung und meine Körpersprache verbessern und nannte mir die Namen zweier Kollegen, an denen ich mich orientieren sollte, um endlich wieder auf die Spur zu kommen. Ich verstand nicht. Er stellte plötzlich infrage,

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