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Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Titel: Ich schau dir zu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paule Angélique
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beharrlich foltert. Ich winde mich. Der erste Mann hockt sich über mein Gesicht und hält mich fest. Auch er holt sein Ding heraus und stopft es mir brutal in den Mund, er kann sich kaum eine Sekunde beherrschen, dann kommt er auch schon. Das Sperma läuft mir über die Lippen. Ich bin niemand mehr. Übererregt zieht sein Gefolgsmann die Taschenlampe aus mir heraus, so plötzlich, dass mein Körper sich krümmt.
    »Jetzt steck ich dir meinen Schwanz rein. Ich ramme ihn in dein Loch. Gefällt dir das?«
    Diese Schilderung hat Harry überrascht. Er dachte, dass ich es nie schaffen würde. Ein paar Wochen lang habe ich weitere Buchhandlungen derselben Art durchkämmt. Nie zweimal dieselbe. Ich habe Stoff gesucht und ihn gefunden. Harry hat sich über diesen plötzlichen Eifer und über die Vielfalt der beschriebenen Situationen gewundert. So viel Einfallsreichtum meinerseits hat ihn schon vermuten lassen, dass sich ihm gerade ein unentdecktes Talent offenbart hatte. Natürlich dank ihm und seiner alleinigen Aufmerksamkeit. Er hat es als Geschenk betrachtet, als Beweis für meine Zuneigung.
    Wenn dies der Wirklichkeit entsprach, dann gebe ich zu, dass auch ich mir ein Geschenk gemacht habe. In die Erzählerrolle zu schlüpfen, machte mir Spaß. Um nicht seinen Argwohn zu erregen, habe ich die Bücher nach und nach weggeworfen. Außerdem konnte ich mich irgendwann auf meine Vorstellungskraft verlassen, die nunmehr durch geistige Nahrung und Übung trainiert war. Ich brauchte keinen Experbac mehr und keine Madame B. Die Hochstapelei – wahrlich ein großes Wort für einen so kleinen Schwindel – war vorbei. Für Harry und mich war es eine glückliche Zeit. Ich glaube, wir sind uns treu gewesen, ohne auch nur einmal an jemand anderen zu denken.
    Als unsere Liebesspiele sehr viel später dann in immer größeren zeitlichen Abständen stattfanden und schließlich ganz ausblieben, schreckte mich das nicht (irgendwann würden wir wieder damit anfangen). Von meinen Freundinnen wusste ich, dass es in ihren Beziehungen genauso war. Ganz zu schweigen von den Frauenzeitschriften, die daraus regelmäßig Schlagzeilen machten. Das Motto war, das Feuer neu zu entfachen. Es folgten die immergleichen Rezepte, derer wir überdrüssig waren, die wir aber dennoch befolgten.
    Eines Tages beschloss Harry, über dieses Thema zu reden. Ich gab meinem Erstaunen Ausdruck: Warum hatte er so lange damit gewartet, um es anzusprechen? Er hob den Blick zum Himmel. Ich hörte mich selbst sagen, dass ich leichtsinnig war. Ich hätte nicht einmal den kleinen Finger gerührt. Hätte uns in einem tödlichen Status quo sanft dahindämmern lassen oder, schlimmer noch, beiderseitige Abenteuer geduldet, die einen jämmerlicher als die anderen. So eine Heuchelei sei nur etwas für Spießer, für Phantasielose. Harry hat schnell durchblicken lassen, dass er Pläne für uns hatte. Genaueres sagte er nicht. Ich wartete.



 
     
    B ald erfuhr ich, was Harry unter »phantasievoll« verstand.
    Am Anfang sagt er mir nichts. Normalerweise verlassen wir Paris am Wochenende, Harry überrascht mich mit einem ausgesuchten Ziel und einem Hotel, das immer komfortabel ist und eine schöne Aussicht hat. Oft ist es am Meer, seltener auf dem Land, zwei, drei Stunden von der Hauptstadt entfernt. Ich halte mich gerne in Hotels auf. Man bringt nicht wirklich etwas von sich mit. Nichts, was eine unpersönliche Einrichtung verändert. Nichts, was einen hält. Außerdem weiß man, dass man nicht mehr wiederkommen wird. Es ist wie eine Auszeit, eine Zeit, die nicht existiert.
    An jenem Tag kamen wir von einem Waldspaziergang zurück. Es dürfte gegen achtzehn Uhr gewesen sein. Ich war müde. Wir waren viel gelaufen. Der Boden war aufgeweicht gewesen vom Regen am Morgen. Harry hatte die beschwerlichsten Wege eingeschlagen. Steile Pfade voller Brombeergestrüpp. Meine Stiefel waren eingesunken. Ich war über Fahrrillen gestolpert, war mit den Haaren in dichtem Geäst hängen geblieben. Obwohl es Ende Herbst war, hatte ich fast geschwitzt. Ich hatte es bereut, eine dicke Jacke angezogen zu haben, die ich dann widerwillig anbehielt, um die Hände frei zu haben und sicherer gehen zu können. Nach mehreren Stunden hatte ich den Eindruck bekommen, dass wir uns verirrt hätten. Harry beruhigte mich. Die Lichter des Hotels, die man in der Ferne sah, hatten seinen unfehlbaren Orientierungssinn bestätigt.
    Ich drehte die Wasserhähne auf, weil ich ein Bad nehmen wollte. Darauf freute ich

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