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Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Titel: Ich schau dir zu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paule Angélique
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Sie abtasten kann. Danach werde ich das Spekulum entlang des Sondenschlauchs einführen.«
    »Entenschnabel«, »Schwanenhals«, schon die Wortwahl verschafft mir einen beginnenden Orgasmus. Um mich noch mehr zu spreizen, platziere ich meine Schenkel so bequem wie möglich. In ihrem Dreieck sehe ich Phébus’ konzentriertes Gesicht. Die Hitze seiner Lampe hüllt meinen ganzen Schoß ein. Ich spüre kaum, wie die Sonde eingeführt wird. Ich warte. Ich will, dass Phébus mich öffnet. Total. Dass er das inspiziert, was ich von mir selbst nicht sehen kann. Dass er mein rosa glänzendes Fleisch zum Brennen bringt. Die Spitze des Spekulums dringt ein, ich horche. Ich höre die Schraube, die der Mann allmählich aufdreht, um die Öffnung zu regulieren.
    »Sagen Sie Bescheid, wenn es Ihnen zu viel wird«, flüstert er mit einer Stimme, der man seine angespannte Konzentration anhört.
    Ich ziehe den Moment hinaus, an dem ich ihn stoppe. Bis zur Grenze. Die ich selbst festlegen werde. Die mein Gehirn festlegen wird. Trotz der Schmerzen. Es ist möglich, dass ich mich noch mehr zeige. Dessen bin ich mir sicher.
    »Sie sind sehr tapfer, Ysé. Sie können nicht mehr, nicht wahr? Wir haben fast die maximale Öffnung erreicht, und Sie halten sich noch immer. Wenn Sie wüssten, was Sie mir schenken! Das hat mir noch niemand geschenkt.«
    Von der Spreizung bleibt mir die Luft weg. Ich muss ihn bitten aufzuhören. Es muss sein. Dennoch bleibe ich gefährlich stumm. Phébus spürt es, kommt mir zuvor.
    Seine Hände lassen das Instrument los. Schon hat er etwas anderes im Sinn; das sagt sein Blick. Wieder beugt er sich hinunter und sucht im Köfferchen, dann richtet er sich schnell wieder auf und hält einen kleinen Spiegel an meinen Schoß.
    »Sehen Sie, Ysé!«
    Was meine Augen sehen, bin ich nicht. Das kann nicht ich sein. Die Vagina ist weit aufgerissen. Ich bin eine geplatzte Frucht, die von einem Stahlzapfen vollständig gespalten wird. Ein Krater, der von der Erosion ausgehöhlt wurde. Ich bin das gerissene, rot schimmernde Tier.
    »Ein feuchtes, heißes Loch, Ysé – nur das ist von Ihnen geblieben. Genauso will ich Sie. Ein maßgerechter Schlund. Eine Maschine voller Blut und Metall. Mein Glied hier einzuführen interessiert mich nicht. Ich komme sehr viel besser und stärker, wenn ich das lebende hirnlose Tier im Käfig Ihrer Schenkel vor Augen habe. Ich weiß, dass Sie verstehen, was ich damit sagen will. Ich habe Sie nicht angerührt, nicht wahr? Niemals mit meiner Haut, dennoch halten Sie den Orgasmus zurück. Sie sind wie ich, Ysé, besessen von Ihrem Schoß und seiner Tyrannei, aber Sie wollen mehr. Sehr viel mehr als eine erbärmliche Kopulation.«
    »Ich liebe Sie. Mein Gott, Phébus. Ich glaube, ich liebe Sie.«
    Mein Kopf implodiert. Meine Erinnerung verliert sich. Mein Körper bricht auseinander. Mein Fleisch zieht sich um den Stahlring zusammen. Es dauert nur ein paar Sekunden, hätte aber länger dauern können. Bis dass ein furchterregender Donner den ganzen Raum erbeben lässt. Phébus und ich sind auf der Hut. Wir können unsere Augen nicht von der Spalte nehmen, die das Spiegelglas zerspringen lässt und mit unglaublicher Geschwindigkeit weiter aufreißt. Es ist wie ein latentes Erdbeben, das plötzlich ausgebrochen ist und das nichts aufhalten kann. Ein irrer Schrei erklingt, er vergrößert das Chaos und unser Staunen zugleich. Ganze Wände stürzen ein. Gefolgt von Scherben. Dahinter Harrys schrecklich aufgeregte Silhouette. Noch immer hält er den Stuhl hoch erhoben, mit dem er zugeschlagen hat.
    »Dazu hast du kein Recht, Ysé!«, schreit er. »Hörst du? Das ist nicht Teil unserer Abmachung.«
    Phébus’ Blick wandert von diesem Bild der Verheerung zu meinem Gesicht und von meinem Gesicht zu Harry, der noch immer den Stuhl schwingt wie eine Drohung – ein Blick, der sagt, dass diese Szene als Erklärung reicht. Ich bin nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu artikulieren oder Phébus irgendein Zeichen zu machen. Doch ich würde es gern. Als ich den Kopf wieder drehe, ist Harry verschwunden. Hinter seinem Zimmer ist kein weiterer Raum mehr. Ich verstehe nicht, wieso er nicht hier hereingekommen ist. Oder eher: Ich verstehe es nur allzu schnell. Ein anderes lautes Geräusch war gerade zu hören. Ich stürme hinaus. Suche den dunklen Flur mit den Augen ab: Der Anblick der weit offenen Falltür, die ins Untergeschoss führt, hat meine Vorahnung bestätigt.
     



 
     
    P hébus heißt natürlich

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