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Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Ich schau dir zu: Roman (German Edition)

Titel: Ich schau dir zu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paule Angélique
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getrieben haben, nicht einen Quadratzentimeter, der nicht die Spuren unserer Kämpfe trägt.
    Mit Harry lernte ich, die Dinge beim Namen zu nennen. Zuerst sprach nur er. Er liebkoste mich und entwarf dabei laut ein Szenario. Erregende Situationen mit den richtigen Worten, genauen Anweisungen, schreckliche Bilder, die immer noch schrecklicher wurden. Manchmal bettelte ich um Gnade. Es kam vor, dass ich mir mit beiden Händen die Augen zuhielt: Ich hörte alles mit größter Aufmerksamkeit, aber ich wollte nicht, dass er mein Gesicht sah, das sich vor Lust verzerrte. Sanft zog er meine Hände weg und sagte: »Lass mich zuschauen, wie du kommst, versag mir das nicht«, und er schob seine Finger in meinen Schoß, während er seine Märchen für Erwachsene weitererzählte. Bis mich der Orgasmus total überkam, so heftig, dass ich noch lange zuckte. Als guter Lehrer bildete er mich aus. Nach und nach. Zuerst forderte er mich auf, ihm bestimmte ausgewählte Worte nachzusprechen. Wenn ich stumm blieb, tadelte er mich liebevoll. Am Ende weigerte ich mich gern. Ich mochte die Strafe zu sehr. Sie bestand darin, dass er den Unterricht aussetzte, mich keuchend allein ließ und erst wiederkam, wenn ich ihn anflehte. Er wusste es, er ließ mich eine Weile auf diese Weise spielen, dann sagte er, dass auch er ein Recht auf die Lust zuzuhören hätte. »Versuch es, schenk es mir …« Ich versuchte, darum herumzukommen. Stöhnend masturbierte ich vor ihm, spreizte dabei weit die Beine, damit seinen Augen auch ja nichts entging. Ich traute mich noch nicht. Oft fing ich danach noch einmal an. Sein Glied war steif wie nie. Ich hatte es geschafft. Irrtum: Er würde sich nicht mit einer Inszenierung ohne Worte zufriedengeben. »Du bist einfach nur eine widerliche kleine Egoistin«, sagte er. »Du willst kommen. Erst du, nicht wahr? Du, du, immer du, und dabei glaubst du, dass ich schließlich nachgebe. Und am Ende hast du dich wunderbar aus der Affäre gezogen. Das ist zu einfach, Chérie.« Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet. Es war das erste Mal, dass unsere Spiele zu Unstimmigkeiten führten. Ich bekam Schuldgefühle. Das war der Anfang. In den folgenden Tagen rührte Harry mich nicht mehr an. Ich wälzte in meinem Kopf mögliche Worte und Szenen hin und her, die ich für kühn hielt, besonders aus dem Mund einer Frau. Doch ich war nicht gerade stolz auf mich. Verglichen mit dem, was Harry spontan improvisierte, fand ich meine Vorstellung erbärmlich. Im Grunde war ich fast wie ein Analysepatient, der im Wartezimmer vor einer sinnentleerten Sitzung vor sich hin brütet, nach der es ihm noch schlechter geht als zuvor. Da kam mir eine Idee, fast ein Geistesblitz. Da meine Phantasie unzulänglich war, ließ ich mich von sogenannten erotischen Romanen inspirieren. Ich hatte eine vage Erinnerung an Colettes Erwachende Herzen und Die Memoiren der Fanny Hill von John Cleland,die mich in meiner Jugend ziemlich fasziniert hatten. Ich ging in eine spezielle Buchhandlung in der Rue Delambre. Es war kein richtiger Sexshop mit Vorhängen und Neonlichtern, wo sich Männer am hellen Nachmittag hineinschleichen, aber fast. Ich ging erst in der Straße auf und ab und tat so, als würde ich den Trödelladen und das Schaufenster des Schuhgeschäfts gegenüber betrachten, weil ich nicht den Mut hatte hineinzugehen. Ich wartete, bis auch ganz sicher keine Kunden mehr im Laden waren. Es dauerte gute zwanzig Minuten. Schließlich wagte ich es.
    Der Verkäufer begrüßte mich, ohne mich anzusehen. Ich war erleichtert. Ich hatte mir vorgestellt, dass er mich von Kopf bis Fuß mustert, bevor er mir bei der Suche hilft und mich bequatscht. Ich schlenderte eine Weile in der Filmabteilung umher – verheißungsvolle Videohüllen und eindeutige Titel: Frau Yang, Prostituierte aus China; Drei Männer für eine Frau; Gut bestückt und noch mehr. Auf einem Bildschirm über mir lief ein Video. Ich hörte Stöhnen, laut klatschende Prügel auf den Hintern, eine Männerstimme, unumwundene Beschimpfungen, die an eine willfährige Partnerin gerichtet waren. Trotz meiner Lust traute ich mich nicht, den Blick zu heben. Diese Beschimpfungen machten mich an. Harry beschimpfte mich nie. Ich dachte, ich könnte ihn darum bitten. Dies sei ein guter Anfang. Ich ging zu den Bücherregalen. Ganze Stapel, die mich ein wenig entmutigten. Der Verkäufer erriet wohl meine Not, er kam zu mir.
    »Ich kann Ihnen etwas empfehlen, wenn Sie wollen.«
    Ich lächelte, ein Lächeln, das

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