Ich schenk dir was von Tiffany's
Tonfall ihres Freundes nicht recht deuten, aber langsam wurde ihr das Ganze sehr suspekt.
«Na gut. Also, dann ziehe ich mich jetzt um, und vielleicht kann ich den beiden ja noch hallo sagen, bevor sie gehen.»
«Okay. Und ich kümmere mich um die Tische …», begann Terri, hielt jedoch inne, als es leise an der Tür zum Gastraum klopfte.
Ein kleines Mädchen lugte mit großen Augen durch den Türspalt in die Küche.
«Daisy, hallo!» Rachel hatte Ethans Tochter sofort erkannt und lächelte.
Daisy erwiderte ihr Lächeln. «Hallo, Rachel.»
«Ich mache das schon mit den Tischen», sagte Justin und tätschelte Daisy im Vorbeigehen den Kopf.
«Alles in Ordnung, mein Schatz?», fragte Terri. Sie ging zu Daisy und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Daisy schüttelte den Kopf. Ihre Unterlippe zitterte. «Vanessa ist von der Toilette zurückgekommen, und jetzt streiten sie und Dad. Ich glaube, ich hab alles kaputt gemacht.»
«Ach, Schätzchen, das ist bestimmt nur eine dumme Meinungsverschiedenheit. Bei Erwachsenen ist das manchmal so. Denk bitte nicht, dass das deine Schuld ist.»
Rachel lächelte, als Terri dem Mädchen sanft eine blonde Locke hinters Ohr schob. Sie konnte wirklich gut mit Kindern umgehen.
Gary stand daneben und schien sich unbehaglich zu fühlen.
«Doch, ich bin an allem schuld. Ich hab’s Dad erzählt.» Daisy fummelte am Saum ihres Kleides herum. «Ich hab ihm gesagt, wie ich das mit dem Ring sehe.»
Als sie das Wort «Ring» hörte, sträubten sich Rachels Nackenhaare. Bildete sie es sich ein, oder hatte Terri ihr bei diesen Worten tatsächlich einen nervösen Blick zugeworfen?
«Mit welchem Ring, Daisy?», fragte Rachel und trat näher.
Wahrscheinlich war sie einfach übersensibel, wenn es um Ringe ging, weil ihrer gerade verschwunden war.
Daisys Augen füllten sich mit Tränen. «Vanessas Ring.» Sie schluchzte laut auf. «Der Ring von Tiffany’s, er sollte Vanessa doch passen, aber er passt ihr nicht. Mum hat immer gesagt, dass sie und Dad zusammenpassen. Wenn man jemanden findet, den man wirklich liebt, passt alles, hat sie gesagt. Aber der Ring passt Vanessa nicht.»
Terri nahm sie in den Arm. «Ich verstehe, warum du so denkst, aber ich vermute, dass deine Mutter vielleicht etwas anderes gemeint hat als Schmuck.»
Rachel zog die Brauen zusammen. Vanessa besaß ebenfalls einen Ring von Tiffany’s?
«Außerdem hat meine Mutter auch gesagt, dass Tiffany’s ein Zaubergeschäft ist. Und da hat Dad den Ring ja gekauft, also passt er Vanessa vielleicht nicht, weil sie nicht die richtige Frau ist.» Mit rotgeränderten Augen schaute sie Terri an. «Ich weiß, dass Vanessa vor meinem Dad Geheimnisse hat. Deswegen streiten sie sich jetzt so.»
Rachel hatte Mühe mitzukommen. «Terri hat das eben schon gesagt: Erwachsene streiten sich oft, sogar wenn sie sich lieben», tröstete sie das Kind. Gleichzeitig überlegte sie, was wohl zwischen Ethan und seiner Verlobten vorging. Und was war das mit einem Ring von Tiffany’s, der eigentlich passen sollte, aber doch nicht passte?
«Aber dir hat er gepasst.» Daisy machte sich von Terri los und schaute Rachel an.
Sie runzelte die Stirn. «Was?»
«Der Ring. Der Ring von meinem Vater. Den du gekriegt hast, weil er vertauscht wurde. Dir passt er, hat Dad gesagt.»
Rachel konnte nicht mehr folgen, allerdings schien das kleine Mädchen vor ihr auch ziemlich durcheinander zu sein. «Daisy, wie kommst du denn darauf? Woher sollte ich denn –»
Da trat Gary einen Schritt vor. «Äh, Rachel …»
«Wie meinst du das?», flüsterte sie und näherte sich dem Kind.
Terri legte Daisy den Arm um die Schultern. «Rachel, ich glaube, du und Gary, ihr solltet jetzt mal miteinander sprechen. Gary?»
«Terri hat recht. Wir müssen reden», sagte er schroff. «In New York ist was passiert, was richtig Abgefahrenes. Ich wollte es dir schon längst sagen, aber –»
In Rachels Magen bildete sich ein Klumpen. Was Daisy da gesagt hatte, war vollkommen verrückt, so verrückt wie diese ganze Situation. Und sie war die Einzige im Raum, die nicht wusste, worum es ging.
«Worüber müssen wir denn reden, Gary? Was wolltest du mir schon längst sagen?», fragte sie. Aber als es ihr zu dämmern begann, stürzte Ethan Greene in die Küche.
«Daisy!», rief er und schloss seine Tochter in die Arme. «Was hast du dir denn dabei gedacht? Du bist einfach verschwunden, ohne mir Bescheid zu sagen. Ich hatte Angst, du wärst – Oh, Rachel, hallo»,
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