Ich schenk dir was von Tiffany's
«Er kannte mich doch gar nicht.»
«Ich habe ihn für Vanessa gekauft», sagte Ethan sanft, als wäre sie ein kleines Kind, das nicht richtig begriff.
Und Rachel begriff es tatsächlich nicht.
«Aber wie soll denn ein Ring, den Sie für Ihre Freundin gekauft haben, bei mir –»
Plötzlich erinnerte sie sich an ihr Gespräch mit Ethan im Krankenhaus. Er hatte erwähnt, dass er am Unfallort etwas verloren hatte … Dann fiel ihr Garys halbherziger, und, wenn sie jetzt darüber nachdachte, eher zögerlicher Heiratsantrag mitten in der Bescherung ein.
Hinzu kam Daisys Bemerkung, dass Vanessas Ring von Tiffany’s stammte – und auf einmal ergaben die vielen Mosaiksteinchen ein vollständiges Bild.
«Oh Gott», keuchte sie. Ihr wurde übel. «Es war gar nicht deine», wandte sie sich an Gary, «die Tasche, die Tragetasche von Tiffany’s – die gehörte dir gar nicht, stimmt’s?»
«Aber es gibt auch keine Beweise dafür, dass sie Greene gehörte –», fing Gary an, doch Rachel brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
«Tut mir leid, Rachel, aber der Ring gehört tatsächlich mir», mischte Ethan sich ein. «Als Daisy und ich Ihrem Freund nach dem Unfall geholfen haben, kam es offenbar zu einer Verwechslung. Das habe ich aber erst am nächsten Tag bemerkt, als Vanessa die Schachtel geöffnet hat und das Geschenk für Sie darin war.»
Rachel kam die Galle hoch. «Du hast mir einen Ring geschenkt, den du gar nicht gekauft hattest? Das ist nicht zu fassen!», sagte sie zu Gary, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. «Du hast einen Ring gestohlen, der für eine andere Frau gedacht war? Was bist du nur für ein Mensch, dass du so was tust –»
«Halt mal! Ich habe nichts gestohlen.»
«Wie bezeichnen Sie es denn dann, wenn Sie Anspruch auf einen Gegenstand erheben, der Ihnen nicht gehört?», warf Ethan hitzig ein, und wieder funkelten die beiden Männer sich böse an.
«Und was war mein Geschenk?», fragte Rachel mit einer monotonen Roboterstimme.
Alle schwiegen, und Gary starrte auf seine Füße.
«Sie haben gesagt, Sie hätten den Irrtum entdeckt, als Ihre Freundin ihr Geschenk ausgepackt hat», sagte sie zu Ethan und wandte sich dann wieder an Gary. «Was wolltest du mir schenken?», wiederholte sie mit Nachdruck. Auch wenn Gary ihr Geschenk bei Tiffany’s gekauft hatte, war es doch mit Sicherheit kein Diamantring gewesen, so viel war Rachel nun klar.
Nach einem langen Schweigen erlöste Terri sie schließlich. «Er hatte dir ein Bettelarmband besorgt», sagte sie.
Ein Bettelarmband.
Rachel wurde das Herz schwer.
Am liebsten wäre sie gestorben.
Also war Gary über den Verlobungsring genauso überrascht gewesen wie sie. Und das konnte nur heißen: Er hatte gar nicht die Absicht gehabt, ihr einen Heiratsantrag zu machen.
Nicht nur das, erkannte Rachel jetzt beschämt. Sie hatten es alle gewusst. Ethan, Gary, Terri, vielleicht sogar Justin, hatten gewusst, was geschehen war, möglicherweise sogar von Anfang an. Sie alle hatten zugeschaut, wie sie sich wie eine Bekloppte über ihre vermeintlich märchenhafte Verlobung gefreut hatte, und niemand hatte es für nötig gehalten, sie aufzuklären. Das schmerzte mehr als alles andere.
«Ein Bettelarmband», sagte sie mit versteinertem Gesicht. Blitzartig erinnerte sie sich an die Abbuchung von Tiffany’s auf Garys Kreditkartenabrechnung. Jetzt konnte sie sich diesen Betrag leicht erklären.
Ethan und Terri sagten die Wahrheit. Das hier war kein peinlicher Albtraum, aus dem sie erwachen und den sie als Unsinn abtun konnte.
Voller Verachtung sah Rachel ihren Verlobten an. «Das heißt, du hast mir mit einem Ring, der dir gar nicht gehörte, einen Heiratsantrag gemacht?» Ihre Stimme war kaum noch ein Wispern. «Wie konntest du nur? Wie kann man nur so tief sinken?»
Widerstrebend sah Gary ihr in die Augen. «Was hätte ich denn tun sollen, Rachel? Dir sagen, dass alles ein großer Irrtum war? Du warst doch so was von glücklich über den Ring und die Verlobung. Ich wusste, wenn ich was gesagt hätte, dann hättest du –»
«Auf jeden Fall hättest du es mir sagen müssen! Stattdessen hast du mich mit diesem Affentheater die ganze Zeit verarscht!» Wenn Rachel an ihre überschwängliche Freude in der letzten Zeit dachte, an die Pläne, die sie nicht nur für die Hochzeit, sondern auch für ihre gemeinsame Zukunft geschmiedet hatte, wäre sie vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Sie war so unfassbar blöd gewesen.
«Ich
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