Ich schenk dir was von Tiffany's
jedes Mal von neuem in sie verliebte. Im Schatten einer Verstorbenen zu leben wäre für manche Frauen sicher ein Problem gewesen, aber Vanessa schien damit zum Glück keine Schwierigkeiten zu haben. Und selbst wenn ihr manchmal unbehaglich zumute war und sie es möglicherweise vor ihm verbarg, würden solche Gefühle sicherlich verschwinden, sobald sie die kleine blaue Schachtel geöffnet hatte.
«Danke, dass ihr mich gefragt habt, ob ich mitkommen möchte», fuhr sie mit etwas heiserer Stimme fort. «Du hattest recht: New York zur Weihnachtszeit ist wirklich etwas Besonderes.»
Ach, das war es also, stellte Ethan erleichtert fest. Vanessa ahnte nichts von seinem Vorhaben. Sie war einfach so gerührt von der weihnachtlichen Atmosphäre.
«Und ich freue mich sehr, dass du hier bist. Es ist eine ganz besondere Zeit für uns, für uns alle.» Er machte eine Pause. Das Sonnenlicht ließ ihre nussbraunen Augen aufleuchten, und einen Moment lang verschlug ihm die Tragweite dessen, was er gleich tun würde, den Atem. «Ich liebe dich auch, Vanessa. Auch sehr. Ich meine, ich …», stammelte er, als er seine Freud’sche Fehlleistung erkannte. «Ich meine, ich liebe dich sehr, wirklich.»
Sie lächelte und legte ihm sanft die Hand auf die Wange.
«Fröhliche Weihnachten!», quietschte Daisy, die plötzlich in der Tür stand. Sie rannte erst auf Vanessa und Ethan zu, sprang dann aber mit einem Satz auf das große Doppelbett. «Los, wir packen unsere Geschenke aus!»
«Wie wär’s denn, wenn wir uns erst mal richtig guten Morgen sagen und ein bisschen frühstücken?», erwiderte Ethan mit leicht tadelndem Unterton.
«Ja, du musst dich doch erst mal stärken, bevor du deine vielen Geschenke auspacken kannst», fügte Vanessa hinzu.
«Du dich auch», erwiderte das kleine Mädchen mit einem leisen Lächeln. Als Ethan seiner Tochter einen warnenden Blick zuwarf, kicherte sie los.
«Okay, dann lasst uns mal überlegen, was wir beim Zimmerservice bestellen wollen», sagte Ethan, um das Thema zu wechseln, und schnappte sich die Karte.
«Heiße Schokolade. Die möchtest du doch am liebsten, oder?», sagte Vanessa neckend zu Daisy und setzte sich neben sie.
«Heiße Schokolade ist nicht besonders gesund, Vanessa», erwiderte Daisy ernsthaft. Ethan und Vanessa lächelten sich zu.
«Aber heute ist doch Weihnachten!», erwiderte Vanessa mit einem Grinsen. Auch sie wusste inzwischen von Daisys Ängsten. «Ein Tag Verwöhnprogramm wird uns schon nicht umbringen.»
Ethan zuckte bei ihrer unglücklichen Wortwahl zusammen, aber Daisy schien zum Glück nichts bemerkt zu haben.
«Da hast du recht. Kann ich auch eine Zimtschnecke mit Zuckerguss haben, Dad? Die esse ich doch so gerne.»
«Du darfst haben, was du möchtest, meine Maus. Und du, Vanessa?»
«Das klingt gut. Ich möchte das Gleiche wie Daisy.»
«Okay, also heiße Schokolade und Zimtschnecken für alle.» Ethan griff nach dem Telefonhörer, um zu bestellen.
Eine halbe Stunde später saßen die drei um das Weihnachtsbäumchen herum, das sie extra für heute geschmückt hatten, und tranken ihre Schokolade. Daisy hatte sich auf dem Fußboden niedergelassen. Sie zog die Beine unter sich und leckte sich den Zuckerguss von den Fingern.
«Also gut, dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben.» Ethan reichte Daisy ein in buntes Papier eingewickeltes Päckchen.
«Nein, erst ist Vanessa dran», widersprach sie mit einem verlegenen Grinsen.
«Du bist ja ganz schön kribbelig, selbst für einen Weihnachtsmorgen.» Ethan bedachte seine Tochter mit seiner eigenen, subtileren Version des schrägen Blinzelblicks. «Los, mach deins erst auf, ja?»
Sie stieß einen übertrieben tiefen Seufzer aus. «Okay, Dad.»
«Oh ja, bitte.» Vanessa lachte. «Ich glaube, es wird dir gefallen, oder wenigstens hoffe ich das. Es ist von mir.»
«Toll.» Daisy setzte sich in den Schneidersitz und riss das Papier auf. Eine Sammlung von Taschenbüchern landete in ihrem Schoß. «Tiergeschichten?», fragte sie und betrachtete die Cover der kleinen Bände von Thornton Burgess.
«Ja. Ich hatte sie auch, als ich klein war. Genau dein Lesealter, du kannst sie also selbst lesen, wenn du im Bett liegst.»
«Ach so …», sagte Daisy tonlos und wickelte sich eine Locke um den Zeigefinger. «Danke.»
«Aber trotzdem kann auch einer von uns sie dir vorlesen, Liebes», sagte Ethan rasch, als er ihre Enttäuschung bemerkte.
«Jetzt ist Vanessa dran», forderte Daisy munter, als wäre seine
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