Ich schenk dir was von Tiffany's
Bemerkung zum einen Ohr herein- und zum anderen wieder hinausgegangen. Typisch.
Ethan schaute seine Tochter an und lächelte. Wenigstens freute sie sich immer noch über seine Heiratsabsichten, mehr sogar, als er zu hoffen gewagt hatte. Mit einem verstohlenen Augenzwinkern sagte er: «Ich glaube, da hast du recht.» Daisy lachte vor Freude und klatschte in die Hände.
Vanessa zog eine Augenbraue hoch. «Daisy, du machst mich ja richtig neugierig. Das muss ein ganz schön tolles Geschenk sein», sagte sie.
«Na, ich hoffe jedenfalls, dass du es toll findest.» Ethan reichte ihr die kleine Tragetasche von Tiffany’s. Die unverwechselbare blaue Schachtel mit der weißen Schleife war so elegant, dass jede weitere Verpackung eine Verschandelung gewesen wäre. «Das ist von mir, aber Daisy hat mir beim Aussuchen geholfen. Sie hat einen guten Geschmack», setzte er hinzu. Er lächelte seiner Tochter zu, und sie strahlte ihn an.
Vanessa wirkte vollkommen überrascht. «Du meine Güte … von Tiffany’s?» Ihre Augen leuchteten, so wie Ethan es sich erhofft hatte.
Jane hatte recht gehabt: Allein diese Verpackung machte selbst die anspruchsvollsten Frauen schwach.
Vanessa hielt die kleine blaue Schachtel einen Moment lang in der Hand, bevor sie die weiße Schleife löste. Sie sah auf. «Daisy, ich habe es vorhin schon deinem Vater gesagt, aber ich möchte, dass du es auch weißt: Ich freue mich sehr, dass ich hier bin, dass ich Weihnachten mit euch beiden verbringen kann. Es bedeutet mir sehr viel, Schätzchen.» Sie tätschelte Daisy die Hand.
«Los, mach auf», drängte das Mädchen, und Ethan lächelte. Er genoss diesen Augenblick.
Er rückte näher an Vanessa heran und griff nach Daisys Hand.
Mit einem Lächeln in Ethans Richtung zog Vanessa langsam die zarte Satinschleife auf, so als würde sie jede Sekunde auskosten. Als das Band sich löste und ihr in den Schoß fiel, holte sie tief Luft, bevor sie endlich den Deckel von der Schachtel hob. Ihre Augen wurden groß.
«Na, was haben wir denn hier?», murmelte sie beglückt, öffnete den kleinen Filzbeutel und griff hinein. «Ein Bettelarmband … Wie schön!»
Das konnte nicht wahr sein.
Ethan starrte die Schachtel an. Er traute seinen Ohren nicht. Als er Daisy einen Blick zuwarf, sah er, dass sie genauso verblüfft war wie er selbst. Hätte er Vanessa nicht schon eine Weile gekannt, dann hätte er schwören können, dass sie sich einen Scherz erlaubte, obwohl man über so etwas eigentlich keine Scherze machte. Ethan rückte dichter an sie heran, um besser sehen zu können, was sie da in der Hand hielt. Nein, es war kein Irrtum – das war tatsächlich ein Bettelarmband.
Niedlich, aber kein Diamantring.
Wie war das bloß möglich?
«Ja … wir, äh … wir haben es zusammen ausgesucht, stimmt’s?» Ethan begegnete Daisys fassungslosem Blick. «Wir haben gedacht, das ist eine schöne Erinnerung an unsere Reise, an unsere ganz besondere Zeit zu dritt hier in New York.» Ethan schwirrte der Kopf.
«Ja, wir haben es bei Tiffany’s gekauft», sagte Daisy überflüssigerweise. Sie schaute Ethan an, als könne sie an seinem Gesicht ablesen, was sie jetzt tun oder sagen sollte.
«Es ist schön. Danke», sagte Vanessa gerade, aber Ethan hörte sie kaum.
Einen Moment lang wusste er nicht, was er tun sollte, aber ihm war klar, dass Vanessa auf keinen Fall merken durfte, dass etwas nicht stimmte. Also griff er rasch nach ihrem Arm. «Lass mich mal. Ich möchte sehen, wie es dir steht.» Er nahm ihr das Armband aus der Hand, legte es um ihr Handgelenk und schloss es. «Toll … genauso toll wie die Frau, die es trägt», sagte er mit einem breiten Lächeln, doch er war sich sicher, dass sie das Spiel durchschaute. Er war schon immer ein miserabler Schauspieler gewesen.
«Danke euch beiden.» Vanessa drehte das Armband am Handgelenk. «Es ist einfach … wunderschön und das perfekte Andenken an diese Reise.» Sie richtete sich auf, holte tief Luft und lächelte Daisy verschwörerisch zu. «Was meinst du, Daisy? Ich glaube, jetzt ist dein Vater an der Reihe.»
«Nein, nein … Daisy soll zuerst ihre anderen Geschenke auspacken», widersprach Ethan. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und suchte umständlich nach seiner Kaffeetasse. Im Moment war ihm jeder Vorwand recht, um sich dieser unangenehmen und absolut unerklärlichen Situation zu entziehen.
«Nein, keine Widerrede. Wir wollen immer abwechselnd auspacken.»
Daisy warf ihm einen Blick zu. «Ja, Dad.
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