Ich schenk dir was von Tiffany's
ein Buch schreiben möchtest», erklärte Daisy.
«Was du für eine aufgeweckte Tochter hast, Ethan.» Vanessa legte den Kopf schräg und lächelte, aber Ethan begriff sehr wohl, was sie meinte.
Sein Hang, sich Illusionen hinzugeben, zeigte sich Vanessa zufolge nämlich auch darin, dass er viel davon sprach, ein eigenes Buch zu schreiben, dies jedoch nicht in die Tat umsetzte. Sie ermutigte ihn ständig, endlich einfach loszulegen.
«Du bist so begabt», argumentierte sie, «und ich möchte, dass der Rest der Welt das auch erfährt.»
Er hatte tatsächlich schon ein Exposé zusammengeschustert, aber als alleinerziehender Vater mit einem Vollzeit-Job Zeit zum Schreiben zu finden war etwa so, als wollte man die Regentropfen zählen, die in einem Jahr in London fielen.
«Danke, Zuckermaus. Ich werde dein Buch immer bei mir haben, das verspreche ich dir, und wenn mir etwas Gutes einfällt, schreibe ich es hinein.»
«Juhu!»
«Darauf trinke ich.» Vanessa hob ihre Tasse und schlürfte den allerletzten Tropfen kalte Schokolade.
Der restliche Vormittag ging schnell vorüber. Daisy packte ihre übrigen Geschenke aus, die eher bescheiden waren, denn sie wollten nicht mit zu viel Übergepäck nach London zurückfliegen. Außerdem war ihr natürlich auch klar, dass die Reise selbst einen Großteil ihrer Weihnachtsbescherung ausmachte.
Als Vanessa ging, um zu duschen und sich anzuziehen, war Ethan endlich mit seiner Tochter allein. Sie setzten sich nebeneinander auf die Chaiselongue.
«Ich kapier das nicht.» Ethan fuhr sich mit der Hand durchs Haar. «Was ist bloß aus unserem schönen Ring geworden?» Der obendrein noch schweineteuer gewesen war, aber Ethan vermutete, dass Daisy seine diesbezüglichen Sorgen nicht so recht verstehen würde.
Sie legte ihre bloßen Füße neben seine auf den Kaffeetisch und zog die Stirn in tiefe Falten.
«Ich auch nicht … total verrückt, oder? Aber ich weiß noch, wie mir so was mal in der Schule passiert ist. Ich wollte mein Pausenbrot essen und habe die Brotdose von jemand anders gehabt, und da war nur Weißbrot mit gekochtem Schinken und ekligem Plastikkäse drin, und auch kein Joghurt. Mann, hab ich mich geärgert!»
Trotz allem musste Ethan über diesen Vergleich schmunzeln. «Äh …, ja, da hast du wohl recht, das ist ein bisschen ähnlich.»
«Ach, das hier ist natürlich was anderes, aber du weißt schon, was ich meine.» Daisy schaute nach unten und kratzte etwas unter einem Fingernagel hervor. «Aber was könnte denn passiert sein, Dad? Und was willst du jetzt machen?»
«Wir können gar nichts machen, oder? Heute jedenfalls nicht. Ich glaube, Vanessa war enttäuscht. Vielleicht hat sie es doch irgendwie gewusst oder erwartet … Ach, ich weiß es einfach nicht.» Ethan beugte sich vor. «Gut, Mäuschen, wir beide gehen gleich morgen früh wieder zu Tiffany’s und versuchen, das zu klären. Es muss irgendeine Verwechslung gegeben haben, vielleicht beim Einpacken. Weißt du noch, wie der nette Herr den Ring zum Einpacken weggeschickt hat? Und wir haben gewartet.»
Daisy nickte. «Ja, das war es wahrscheinlich. Ööh … Dad?»
«Ja?» Vielleicht hatte Daisy ja noch einen klugen Einfall zu dieser verfahrenen Situation?
«Kriege ich später auch solche Haare auf den Zehen wie du?»
Ethan musste laut lachen. «Ja, ganz bestimmt.» Er schob seine Füße näher an ihre heran, sodass er mit der Außenkante seines rechten Fußes gegen ihren linken stieß. «In fünf Jahren oder so sehen deine Füße genauso aus wie meine. Und ich habe gehört, dass es noch schneller geht, wenn die Füße sich berühren.»
Daisy kreischte auf und rannte in ihr Zimmer. «Dann komm mir nicht zu nahe!», rief sie. Normalerweise wäre Ethan auf dieses Stichwort hin hinter ihr hergelaufen und hätte sie gekitzelt, aber heute rief er nur: «Wie du willst!», und trat wieder ans Fenster.
Er sah auf die Uhr. Bis zum Mittag war es noch ein bisschen hin. Es würde der längste Weihnachtstag werden, den er je erlebt hatte. Wo um alles in der Welt war bloß dieser Ring?
Er hoffte sehr, dass die Angestellten bei Tiffany’s morgen etwas Licht in das Dunkel bringen konnten, aber wenn das nun nicht der Fall war? Was dann? Sollte er sich Vanessa anvertrauen? Nein, die Enttäuschung wäre zu groß. Aber wie sollte es weitergehen?
Doch während er in den inzwischen verhangenen Himmel über dem Central Park schaute, wurde ihm klar, dass eine weitere Frage ihn noch mehr beschäftigte. Was war, wenn
Weitere Kostenlose Bücher