Ich schenk dir was von Tiffany's
Jahrzehnte in London mischten. Auch Ethan hatte diesen Akzent von Anfang an sehr reizvoll gefunden, obwohl Vanessa gern behauptete, in den fünfzehn Jahren in England hätte sie ihren irischen Singsang größtenteils abgelegt.
Ethan wünschte sich immer, Vanessa würde mehr als nur eine Gutenachtgeschichte pro Abend vorlesen, aber dann sagte er sich, dass Menschen, die keine eigenen Kinder hatten, eben anders empfanden und dass sie bestimmt allmählich ein Gefühl für diese Dinge entwickeln würde.
Er wusste es aus eigener Erfahrung – schließlich hätte er nie gedacht, dass er einmal zu diesen Vätern gehören würde, die völlig in ihren Nachwuchs vernarrt waren. Doch als seine neugeborene Tochter auf der Entbindungsstation zum ersten Mal ihr winziges Händchen um seinen Zeigefinger geschlossen hatte, da hatte er sich bis über beide Ohren in sie verliebt. Und als Ethan dann den zarten kleinen Körper an seine bloße Brust drückte, Haut an Haut, hatte er ihr sein ganzes Herz geschenkt.
Mit der Zeit würde Vanessa ähnlich empfinden, hoffte er. Vanessa und Daisy würden irgendwann einen Moment erleben, der ihre Verbindung unauflöslich machte. Das konnte man nicht erzwingen. Vermutlich würde es geschehen, wenn sie erst einmal zu dritt wie eine richtige Familie zusammenlebten. Da Vanessa leider keine Kinder bekommen konnte, wie sie Ethan schon früh in ihrer Beziehung eröffnet hatte, würde diese Familie nicht weiterwachsen, aber auch damit war er einverstanden.
Während die Sonnenstrahlen allmählich alle Winkel des Parks eroberten, überlegte Ethan, wie lange er wohl schon träumend am Fenster gestanden hatte. Bis auf wenige Wolken war der Himmel klar und blau, und er hielt das für ein gutes Omen, denn seit ihrer Ankunft hatte die Stadt unter einer grauen Wolkendecke gelegen. Heute war das Wetter aus gutem Grund anders, sinnierte er – Petrus da oben lächelte bestimmt freundlich auf ihn und seine Absichten herunter …
«Fröhliche Weihnachten, mein Schatz.»
Die Stimme so nah hinter ihm ließ Ethan zusammenzucken. Etwas Kaffee spritzte durch den Ausschnitt des Bademantels auf seine bloße Brust.
«Ups!» Lachend trat Vanessa neben ihn. «Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken …» Sie lief ins Badezimmer und war blitzschnell mit einem feuchten Waschlappen und einem frischen Bademantel zurück.
«Ich bin ja selbst schuld.» Er lächelte sie an. «Ich war ganz weit weg. Und inzwischen ist der Kaffee sowieso kalt.»
«Aber warum bist du so schreckhaft? Denkst du immer noch an den Unfall gestern? Ich bin sicher, dass der Mann ihn gut überstanden hat.»
Ethan stand in Boxershorts vor Vanessa, drückte sich den Waschlappen an die Brust und versicherte ihr, dass sie ihn nur beim Tagträumen ertappt hatte. «Nein, nein, alles in Ordnung, wirklich. Ich hatte bloß nicht damit gerechnet, dass außer mir schon jemand so früh auf ist.» Er gab Vanessa den Waschlappen zurück und zog den trockenen Bademantel an. «Trinkst du eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee mit mir?»
Sie lächelte. «Sehr gern.»
Ethan ging zur Maschine und schenkte der Frau, der er bald einen Heiratsantrag machen wollte, dampfend heißen Kaffee ein. Dabei bemerkte er, dass er zwar nicht richtig nervös war, aber auch nicht die Ruhe selbst, wie er es sonst von sich gewohnt war.
Vanessa war das offenbar auch aufgefallen. Mit einer Hand nahm sie die Kaffeetasse entgegen, die andere legte sie auf seine Hand, noch bevor er die Tasse loslassen konnte. Als Ethan ihr in die Augen schaute, hatte er das Gefühl, sie wisse ganz genau, was in ihm vorging. Konnte sie etwa Gedanken lesen? Er zwang sich, nicht zurückzuweichen. Offenbar wirkte er schon wieder erschrocken, denn sie schien ein Lächeln zu unterdrücken, als sie sich abwandte.
Sie wusste es! Wie war das möglich? War ihr vielleicht aufgefallen, dass einer ihrer Ringe verschwunden war? Vor einiger Zeit hatte er nämlich einen Ring aus Vanessas Schmuckkasten stibitzt, keinen wertvollen, sondern Modeschmuck, um ihre Ringgröße festzustellen.
«Also, wie schon gesagt, fröhliche Weihnachten», wiederholte Vanessa und gab ihm einen Kuss. «Es ist so schön, dass ich den Weihnachtsmorgen mit dir und Daisy hier in New York verbringen kann. Das bedeutet mir sehr viel, zumal ich ja weiß, wie wichtig es für euch beide ist, wegen Jane, meine ich.»
Vanessa war sehr einfühlsam und immer so großzügig und verständnisvoll, wenn es um Janes Andenken ging, dass Ethan sich
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