Ich schenk dir was von Tiffany's
Inhaltsübersicht]
Kapitel 10
Während Terri Blake die Vorbereitungen traf, um das Stromboli für die Nacht zu schließen, ging ihr Rachels Anruf aus New York nicht aus dem Kopf. Ihre beste Freundin war so gut wie verlobt! Terri freute sich zwar für Rachel, hatte aber überhaupt nicht damit gerechnet. Vor allem hätte sie nie erwartet, dass Gary die Initiative ergreifen würde.
Als Rachel kurz nach der Eröffnung des Bistros im letzten Jahr eine Beziehung mit dem Bauunternehmer angefangen hatte, der die Renovierungen ausgeführt hatte, war Terri erstaunt gewesen. Er hatte sich regelrecht ein Bein ausgerissen, damit sie alles rechtzeitig fertig kriegten, aber es war offensichtlich − zumindest für Terri −, dass er vor allem Rachel hatte imponieren wollen. Und das hatte geklappt.
Trotzdem hatte sie Gary Knowles nie als passenden Partner für ihre Freundin betrachtet, schon gar nicht für eine ernsthafte, langfristige Beziehung.
Sicherlich war er attraktiv, auf eine ungehobelte, verstrubbelte Art. Abgesehen davon aber hielt Terri ihn für ziemlich unreif und selbstbezogen. Aus diesem Grund war sie nie richtig mit ihm warmgeworden und hatte auch nie verstanden, was Rachel eigentlich in ihm sah.
Außerdem fand sie es seltsam, dass Gary Rachel bisher nicht seiner Familie vorgestellt hatte und dass Rachel gar nichts über seine Verwandten wusste, obwohl die beiden schon fast ein Jahr zusammen waren. Für Terri war das ein Warnsignal, auch wenn Rachel behauptete, dass ihr Freund die Dinge eben gern langsam anging.
Obendrein ärgerte es Terri, wie Gary Rachels Großzügigkeit ausnutzte. Er hielt es für selbstverständlich, dass er im Bistro umsonst essen und trinken konnte, und meistens übernachtete er bei Rachel. Zugegeben, seine eigene Wohnung lag weniger zentral, daher war das praktisch und vernünftig. Dennoch waren Geben und Nehmen in der Beziehung nicht im Gleichgewicht, befand Terri. Gary konzentrierte sich ganz auf das Nehmen.
Rachel wusste von Terris Bedenken, und sie nahm die Sticheleien zwischen ihrer Freundin und Gary nicht allzu ernst. Oft verglich sie die beiden mit zankenden Geschwistern. Zum Glück schien sie nicht zu merken, dass Terri über ihre Zuneigung zu Gary wirklich den Kopf schüttelte.
Aber jetzt hatte Gary einen Diamantring für Rachel gekauft, noch dazu von Tiffany’s.
Terri wusste, dass ein Ring aus dem weltberühmten Schmuckgeschäft als Inbegriff von Romantik galt. Sie selbst konnte da allerdings nur bedingt mitreden, denn ihre letzte Beziehung hatte damit geendet, dass ihre große Liebe mit ihrer angeblich besten Freundin durchgebrannt war.
Fast acht Jahre war das nun her. Wenn Rachel nicht gewesen wäre, die sie bald danach auf der Gastronomiefachschule kennengelernt hatte, hätte sie die schlimme Zeit nach der Trennung wohl kaum überstanden.
Während sie über Rachels unerwartete Neuigkeiten aus New York nachdachte, strömten plötzlich eine Fülle von Erinnerungen an ihre Freundschaft auf Terri ein.
Lange Abende in Rachels Wohnung, an denen sie die Füße hochgelegt, Wein getrunken und über aktuelle oder verflossene Lieben gesprochen hatten; Shoppingtouren, bei denen sie sich gegenseitig in Modefragen beraten hatten; lange Diskussionen über ihre Zukunftsträume …
Und dann natürlich die große Aufregung, als sie beschlossen hatten, zusammen ein Restaurant zu eröffnen, die Renovierung des Bistros und der Backstube und schließlich die Eröffnung des Stromboli. Terri war überzeugt, dass es für sie beide der stolzeste Tag in ihrer beruflichen Laufbahn und ein Schlüsselerlebnis in ihrer Freundschaft gewesen war.
Während die beiden Frauen sich schnell einig gewesen waren, welche Küche sie anbieten wollten, war ihnen lange kein Name eingefallen, der ihre Absichten ausdrückte und dabei kreativ, aber nicht zu hochtrabend klang.
Schließlich kamen sie auf Stromboli, nach der vulkanischen Insel vor der sizilianischen Küste. Der Name wies sowohl auf Rachels sizilianisches Erbe als auch auf ihre explosive Küche hin. Eins war sicher: So etwas gab es in ganz Dublin nicht.
Mit der mediterranen Küche zog das Stromboli Gäste aus der ganzen Umgebung an. Die Backstube wurde zu einer Touristenattraktion, nachdem erst die Tageszeitungen und dann die
Irish Times
darüber berichtet hatten. Schon wenige Monate nach der Eröffnung des Bistros mussten sie ein «Reservierung wird empfohlen»-Schild ins Fenster stellen.
Ihre Bemühungen um eine individuelle Palette von
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