Ich schenk dir was von Tiffany's
nächstmöglichen Termin. Ehrlich gesagt, nach allem, was ich durchgemacht habe, möchte ich nur noch hier weg.»
«Oh. Ach so.»
«Und ich muss mich an die Arbeit machen und ein paar neue Jobs an Land ziehen. Das Geld liegt bekanntlich nicht auf der Straße.»
«Verstehe.» Rachel hatte nicht damit gerechnet, dass er so mies drauf sein würde.
«Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin dankbar für diesen Trip und alles. Und die ersten paar Tage hier in New York fand ich echt toll. Es ist einfach die Arbeit, weißt du, und dann die große Motorradtour an Neujahr, da fahre ich auf jeden Fall mit. Diese verdammten Rippen können mich mal.»
«Ja, ja … das verstehe ich doch.» Rachel brachte ein Lächeln zustande. Schließlich hatte er recht. Das Geld lag wirklich nicht auf der Straße, und immerhin hatte er bereits ein ganz schönes Sümmchen für den Ring hingeblättert. Möglicherweise plante er weit voraus und dachte schon an die Ausgaben für die Hochzeit und die Hochzeitsreise. Noch ein paar Tage hier waren wirklich zu extravagant. Außerdem hatte sie ja selbst Verpflichtungen im Bistro.
Bestimmt hatte Gary sich alles schon gründlich überlegt und beschlossen, ihr erst zu Hause den Antrag zu machen. Dann musste sie eben noch ein bisschen warten, bis sie den Ring am Finger hatte.
«Gut so. Braves Mädel. Komm mal her.» Er deutete eine Umarmung an. Folgsam beugte Rachel sich vor und küsste ihn zärtlich. «Und jetzt machen wir dem Doc Beine, er soll mir ein Rezept schreiben, damit ich endlich hier abhauen kann.»
Er schien es ungewöhnlich eilig zu haben, das Krankenhaus zu verlassen. Vielleicht wollte er mit dem Heiratsantrag doch nicht warten, sondern sie so schnell wie möglich fragen, am liebsten noch vor dem Rückflug?
Das wäre sehr viel schöner. Rachel erschien eine Verlobung in New York – ob nun am Weihnachtstag oder ein paar Tage später – einfach sehr romantisch.
«Hallo», ertönte eine Stimme von der Tür her, und beide drehten sich um.
«Kim, hallo», begrüßte Rachel die Krankenschwester herzlich. «Ach, wie schön, dass Sie da sind. Ich – wir möchten uns bedanken und verabschieden. Sie sind so freundlich gewesen, und unsere Gespräche waren sehr schön.»
«Fand ich auch. Ich glaube, er wird morgen entlassen, aber für den Fall, dass ich nicht hier bin, wenn Sie gehen, wollte ich mich doch eben noch mal melden. Hallo», wandte sie sich an Gary, «was ist das für ein Gefühl, wieder unter den Lebenden zu sein?»
«Ich hätte verdammt viel mehr davon, wenn ich Schmerztabletten hätte», antwortete er grob, und Rachel schaute ihn erschrocken an. «Und warum kann ich nicht heute schon raus?»
«Gary, bitte», tadelte Rachel. «Kim hat sich die ganze Zeit so toll um dich gekümmert, und zu mir war sie auch sehr nett.»
«Na ja, jemand musste Ihrer Frau doch Gesellschaft leisten», erwiderte Kim, anscheinend ungerührt. «Ich freue mich, dass Sie bald wieder auf den Beinen sind. Sie haben ganz schön was abgekriegt. Und Ihre Rachel hat wie ein Engel über Sie gewacht», erklärte sie und legte Rachel die Hand auf die Schulter. «Na, jetzt lasse ich Sie beide mal in Ruhe reden. Ich wollte Ihnen bloß alles Gute wünschen, falls wir uns nicht mehr sehen. Ich erkundige mich jetzt beim Arzt, wann er Sie entlassen will, und dann komme ich noch mal und sage Ihnen Bescheid.»
«Danke, Kim, das ist wirklich nett von Ihnen.»
«Kein Problem.» Die Krankenschwester wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne und schaute Rachel über die Schulter hinweg an. «Und Sie, meine Liebe, Sie denken daran, was ich Ihnen gesagt habe, ja?»
Rachel errötete und warf Gary rasch einen Blick zu. Er hatte natürlich keine Ahnung, worum es ging, aber sie war doch ein bisschen erschrocken.
«Ja, ja, ganz bestimmt», erwiderte sie rasch. «Und danke noch mal.»
«Was habt ihr denn für Geheimnisse?», fragte Gary, nachdem Kim die Tür hinter sich geschlossen hatte.
«Ach, nichts … bloß ein paar Insider-Tricks, wie ich dich beim Gesundwerden unterstützen kann.» Rachel gab sich Mühe, ganz unbekümmert zu klingen, und streichelte ihm den Arm. «Ich kann’s jedenfalls gar nicht erwarten, dich wiederzuhaben. Wir wollen doch Weihnachten nachfeiern.»
«Ja, ich hoffe, du hast was Hübsches für mich. Nach diesem ganzen Theater habe ich das verdient, finde ich», sagte Gary, und Rachel musste über seine Ironie und seinen Humor lächeln.
Lenk ruhig ab, mein Schatz, dachte sie glücklich.
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