Ich schenk dir was von Tiffany's
dass ich den Ring wiederkriege und ihn dann, ganz wie geplant, Vanessa schenken.»
Brian sagte nichts. Er hob sein Glas und warf Ethan einen Blick zu, der ausdrückte, dass er nicht recht überzeugt war. Wieder schwiegen sie eine Weile, bis Brian das Wort ergriff. «Nein, ich kann nicht behaupten, dass ich das für richtig halte. Dass du dir den Ring zurückholst, ja – Mensch, wenn ich so viel Geld für ein Schmuckstück ausgegeben hätte, würde ich nach Dublin
schwimmen
, um es wiederzukriegen, das kann ich dir sagen. Aber was deinen Heiratsantrag angeht … Du musst dir sicher sein, dass du Vanessa wirklich heiraten willst. Ich weiß, dass du dir wegen Daisy Sorgen machst, aber du darfst dich als Vater nicht unterbewerten. Rede dir bloß nicht ein, dass du irgendwie unter Zeitdruck stehst – wenn es um solche Entscheidungen geht, darf es keine Torschlusspanik geben.» Er schwieg einen Moment lang. «Nimm dir Zeit – hab keine Angst davor. Ihr müsst euch sicher sein, dass ihr beide diese Ehe wollt und dass ihr die richtigen Gründe dafür habt.»
«Danke für den Rat, aber da wir gerade von Zeit sprechen –» Ethan kippte die Hälfte von seinem gerade frisch eingeschenkten Wein herunter und stellte das Glas entschlossen auf die Theke zurück. «Ich muss los. Vanessa kommt heute Abend. Sie holt Daisy vom Ballett ab, und dann essen wir zusammen.» Er schaute auf die Uhr. Es war nach halb sieben. «Wahrscheinlich sind sie inzwischen schon da.»
Auch Brian stellte nun sein Glas auf die lackierte Holztheke und bat den Barmann mit einem Nicken, die Rechnung fertig zu machen.
«Taxi oder zu Fuß?», fragte Brian auf dem Weg nach draußen.
«Ich möchte zu Fuß gehen.» Einen Moment lang standen die beiden Männer im Schein von roten und grünen Neonlichtern auf dem Bürgersteig. «Danke», sagte Ethan. «Und frohes neues Jahr.»
«Dir auch. Ich wünsche dir, dass es richtig gut wird. Und wenn du bei dieser anderen Sache Hilfe brauchst, dann ruf mich an.» Ethan vermutete, dass sein Freund auf den Ring anspielte.
«Mach ich.»
Als Ethan sich zum Gehen wandte, kam wieder dieses merkwürdige Gefühl der Anspannung in ihm hoch, möglicherweise weil Brian ihm geraten hatte, sich Zeit zu lassen. Dabei war Zeit genau das, was er nicht hatte. Wenn er doch bloß eine Entscheidung treffen könnte, irgendeine Entscheidung, und dann entsprechend handeln …
Ja, das war notwendig. Auch für Daisy. Handeln. Als Ethan seine Handschuhe anzog, fiel sein Blick auf das Armband, das Vanessa ihm geschenkt hatte. Er murmelte das Zitat vor sich hin: «Sich keine Illusionen zu machen und dennoch zu lieben –»
«Nein, wir machen uns keine Illusionen», sagte er laut, während er durch den tauenden Schnee nach Hause stapfte. Die Wärme des Alkohols munterte ihn auf. Er ging nach Hause, um für seine beiden Frauen Abendessen zu machen. Sie würden zusammen essen und sich dann vielleicht gemütlich vor den Kamin setzen und fernsehen.
Vanessa würde über Nacht bleiben, und Ethan würde dafür sorgen, dass sie spürte, was er für sie empfand. Vielleicht würde er sogar ihre gemeinsame Zukunft ansprechen. Nach wie vor wollte er sie mit dem Ring überraschen, aber wenn sie schon einmal darüber sprachen, wie es mit ihrer Beziehung weitergehen sollte, dann würde sich die Spannung, die seit Weihnachten zwischen ihnen herrschte, sicherlich auflösen.
Wenige Minuten später kam er zu Hause an. Als er die Haustür öffnete, roch er Knoblauch. Doch dafür, dass Daisy und Vanessa beide da waren, war es merkwürdig still. Wenigstens nahm Ethan an, dass sie beide im Haus waren, denn Vanessas Volvo parkte vor der Tür. «Wo sind denn meine beiden Damen?», rief er.
«Hallo, Dad!» Daisy kam aus ihrem Zimmer. Sie trug immer noch ihren Gymnastikanzug und das rosa Tutu und sah bezaubernd aus.
«Hallo, mein Mäuschen. Wie war dein Ballettunterricht?»
«War gut. Vanessa ist ein bisschen zu spät gekommen, deswegen habe ich noch ein paar Minuten länger geübt. Komm! Sie ist in der Küche. Wir haben meine Bilder angeguckt – und deins auch», plapperte sie munter weiter, während sie ihn in die Küche zog. Vanessa saß auf einem der drei Barhocker an der Frühstückstheke.
«Hallo, Schatz», sagte Ethan und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Da erst bemerkte er, dass sie gerade die letzten Bissen von einem Hähnchen nach Mailänder Art aufaß. «Ach, ihr habt schon gegessen?»
«Ja, wir konnten nicht mehr warten. Das Essen war um sechs
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