Ich schenk dir was von Tiffany's
Vanessa gesprochen.
«Sagst du ihm, dass ich dir von der Überraschung erzählt habe?»
«Natürlich nicht», beruhigte Vanessa sie rasch. «Du hast mir doch auch eigentlich gar nichts erzählt, oder?»
Das war ja das Frustrierende. Als Daisy etwas über einen Ring rausgerutscht war, war Vanessa so neugierig geworden, dass sie am liebsten weitere Informationen aus dem Mädchen herausgeschüttelt hätte.
Die Phantasie war mit ihr durchgegangen, und sie hätte zu gern gewusst, was Ethan vorhatte. Sie war sicher, dass seine sogenannte Recherche bloß ein Vorwand für etwas anderes war: nämlich für einen komplizierten Plan, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Wenn es um einen Ring ging, dachte Vanessa aufgeregt, konnte es gar nichts anderes sein.
Sie wusste allerdings nicht, was diese Rachel damit zu tun hatte. Vielleicht war sie eine Hochzeitsplanerin? Aber so wie Vanessa Ethan kannte, war er wahrscheinlich nach Dublin geflogen, um ihre Eltern offiziell um ihre Hand zu bitten.
Er legte so viel Wert auf Tradition, dass sie ihm das durchaus zutraute. Sie hatte ihre gesamte Selbstbeherrschung aufbringen müssen, um nicht ihre Mutter anzurufen und sie zu fragen, ob Ethan sich gemeldet hatte. Doch erstens durfte Ethan nicht merken, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war, und zweitens riskierte sie es, auf die Nase zu fallen, sollten ihre Vermutungen doch falsch sein.
Als er gestern am Telefon von den irischen Landsitzen gesprochen hatte, war sie ziemlich sicher gewesen, dass er nach einem geeigneten Ort für die Hochzeitsfeier suchte. Wobei es ihr allerdings lieber gewesen wäre, wenn er sie in diese Suche mit einbezogen hätte.
Aber darauf verzichtete sie natürlich gern, wenn er einen Heiratsantrag plante. Sie wollte Ethan heiraten. Schon von Anfang an hatte sie gewusst, dass er der perfekte Heiratskandidat war: reif, angesehen und begabt. Und was wohl das Beste war, zusammen mit Daisy würden sie gleich eine vollständige Familie abgeben.
Da klingelte plötzlich Vanessas Handy, und sie zuckte zusammen.
«Da, das muss er sein», sagte sie zu Daisy. Mit etwas Glück würde sie bald herausfinden, was sie wissen wollte.
Vanessa klappte das Handy auf und hielt es sich ans Ohr. «Hallo, Schatz. Wie geht’s?»
«Hallo», sagte Ethan. War es Einbildung, oder hörte er sich ein wenig … distanziert an?
«Hast du es schön? Wie läuft es mit der Recherche?»
«Na ja … ich tue, was ich kann, in diesem kurzen Zeitraum.»
«Das ist doch gut. Ich kann’s gar nicht erwarten, dass du mir alles erzählst. Das Projekt klingt wirklich sehr interessant.»
«Ach, es ist natürlich alles noch ganz im Anfangsstadium», antwortete er.
Vanessa schwieg. Was sollte das denn bloß heißen? Sie konnte einfach nicht länger warten, die Spannung war mörderisch.
«Gerade sieht es so aus», fuhr Ethan fort, «als müsste ich die ganze Idee noch einmal neu durchdenken.»
«Warum das denn?», fragte Vanessa. «Nachdem du dir schon so viel Mühe gemacht hast … nach Dublin geflogen bist und so.»
«Sagen wir einfach, dass meine erste Idee sich nicht wie geplant verwirklichen ließ, deswegen glaube ich, dass ich mir jetzt etwas anderes einfallen lassen muss.»
Die erste Idee? Hatte er ihre Eltern unangekündigt besuchen wollen und sie vielleicht nicht angetroffen?
«Ach so? Warum hat es denn nicht geklappt?», erkundigte sie sich.
«Ach, ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass der Ausgang manche Leute enttäuschen könnte.»
Vanessa runzelte die Stirn. Was sollte das denn heißen? «Welcher Ausgang?»
«Na, der Ausgang der Geschichte natürlich. Ich möchte die Leser nicht vor den Kopf stoßen.»
Vanessa runzelte die Stirn. Dieses Gespräch war wirklich absurd. «Du willst die Leser nicht vor den Kopf stoßen?»
«Genau.»
Falls ihr Vater etwas Dummes gesagt oder getan hatte, würde sie ihm glatt den Hals umdrehen!
«Kritische Stimmen gibt es doch immer, Ethan. Man kann es nicht allen recht machen.»
«Ich weiß.»
«Dann solltest du dir vielleicht nicht so viele Gedanken machen, ob die Leser mit dem Ausgang zufrieden sind, sondern dafür sorgen, dass du und ich über das Ergebnis glücklich sind.»
«Wie gesagt, das Projekt ist noch in der Frühphase, und ich weiß nicht, ob es mir recht ist, wenn du es jetzt schon liest.»
Mist! Vanessa überlegte fieberhaft. Was wollte er damit bloß sagen?
«Ach so. Und wo stehen wir dann jetzt?», fragte sie. Einen Moment lang vergaß sie, dass sie sich in einer Codesprache
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