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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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langer Zeit klargeworden, daß der liebe Gott mir, hätte er mich als Tennisspielerin programmiert, weniger Beine und mehr Raum zur Unterbringung des Tennisballs mitgegeben hätte.
    Trotzdem wußte ich, es war nur mehr eine Zeittrage, bis er davon anfing, daß mein innerer Friede mir äußeres Fett angemästet hätte, und versuchen würde, mich zum Joggen zu bekehren.
    So waren Jogger eben. In keiner anderen Sportart gibt es so viele Apostel und Bekehrer. Sie sprechen von nichts anderem.
    Die Kinder der Jogger hocken in kleinen Gruppen beieinander und tuscheln: »Sag doch mal, wer hat dir von Jogging erzählt, deine Mami oder dein Papi? Oder hast du’s von den Straßenkindern?«
    Kam eine Gruppe von vier zusammen, eröffnete einer die Unterhaltung mit: »Wo waren Sie und was taten Sie gerade, als Sie hörten, daß Bill Rogers den Boston Marathon gewonnen hat. Ich weiß noch, ich wusch mir gerade die Haare, als die Nachricht im Radio kam.«
    Als ich eines Abends mit einem Freund meines Mannes tanzte, flüsterte er mir zu:
    »Selbstverständlich könnte ich am Wochenende mit Ihnen joggen, aber hätten Sie dann am nächsten Morgen noch Achtung vor mir?«
    Sie gaben an mit den Blasen, die sie sich gelaufen hatten, mit ihren gezerrten Achillesfersen, ihren Knorpelprellungen, Schleimbeutelentzündungen, Muskelrissen und Rückenschmerzen. Ihre Geschichten waren so, daß man bedauerte, den Zweiten Weltkrieg verpaßt zu haben.
    Jeden Morgen beobachtete ich die Jogger aus meinem Küchenfenster. Sie sahen aus wie ein organisierter Todesmarsch, wenn sie mit ihren schweißnassen, schmerzverzerrten Gesichtern vorüberkeuchten und -wankten. Es kam mir nie auch nur der leiseste Wunsch, mitzumachen. Als ich eines Abends ins Bett kroch, warf ich versehentlich mein Kräuterbier um, es floß über Jim Fixits Buch. Entsetzt griff mein Mann danach und wischte den Schutzumschlag mit dem Pyjamaärmel trocken.
    Ich war darauf gefaßt, daß jetzt die übliche Predigt käme, der Sermon über das Thema »Du wärst ein anderer Mensch, wenn du um halb sechs Uhr früh aufstehen und 15 km laufen würdest.« Aber mein Mann schwieg bedeutungsvoll.
    Ich belohnte meine Frustrationen weiterhin mit Essen, und er lief weiter täglich und prahlte mit seinem Jogger-Ellbogen (den hatte er sich an der Kreuzung an einem Stoppschild angehauen). Eines Morgens, nach dem Laufen, fragte er strahlend: »Rate mal, wen ich im Park habe laufen sehn.«
    Noch ehe ich antworten konnte, kam es: »Louise Cremshaw. Erinnerst du dich noch an sie?«
    Louise Cremshaw! Wir pflegten ihr überallhin zu folgen, wenn wir Schatten haben wollten. »Klar erinnere ich mich an Louise«, sagte ich. »Sie war die einzige in unserer Klasse, die zur Abschlußfeier die Ärmel ihres Kleides weiter machen lassen mußte.«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte er und griff nach der Packung von Jim Fixits Frühstücksflocken.
    »Die läuft jetzt und ist einfach eine Wucht.«
    Damit hatte er es geschafft. »Meinetwegen«, sagte ich und warf das Handtuch (ein Geschirrhandtuch übrigens). »Du hast gewonnen. Du hast die Schranke des gesunden Menschenverstandes bei mir niedergerissen. Du hast mich überzeugt. Ich werde anfangen zu joggen. Jetzt sag mir nur noch, welche Kapitel im GROSSEN GOLDENEN BUCH DES
    JOGGING ich als erstes lesen muß.«
    »Ach, es gibt da eine Menge Bücher, die du lesen könntest«, wich er aus.
    »VERINNERLICHTES LAUFEN von Tad Victor. Das ist der, der auch VERINNERLICHTES
    KEGELN, VERINNERLICHTES ROLLSCHUHLAUFEN und VERINNERLICHTES GOLF
    geschrieben hat.«
    »Wieso darf ich denn das GROSSE GOLDENE BUCH DES JOGGINGS nicht lesen?«
    »Warte ab, bis es dir damit ernst ist. Außerdem mußt du erst gehen lernen, ehe du joggen kannst.«
    In VERINNERLICHTES LAUFEN hieß es, ich hätte zwei Menschen in mir (mein Bauch sah ja tatsächlich so aus). Der äußere Mensch sei ganz instinktiv auf Wettbewerbsdenken eingestellt. Der innere Mensch aber brauche Bestätigung. Ich müsse lernen, mich zu konzentrieren, und dabei alle Zweifel an der eigenen Person und ihren Fähigkeiten ablegen.
    Es hätten, hieß es weiter, bereits eine Menge Sportler die Verinnerlichungstheorie praktiziert, deren Leitsatz lautet: In deinem Inneren ist ein besseres Ich, als du bisher geglaubt hast.
    Ich las von Skifahrern, die dieser Theorie anhingen und die Hubbel auf der Piste nicht als etwas Feindliches, sondern etwas Freundliches ansahen. Sie fuhren darüber und sagten, »danke, Hubbel«.
    Ich las von Keglern, die

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