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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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an. »Ob mir nicht gut
ist? OB MIR NICHT GUT IST?«
    »Pst! Schrei doch nicht so! In dieser Gegend haben die Wände
Ohren!«
    Flora äugte zu der Klappe hoch und schluckte. »Du erschreckst
mich und mein Baby zu Tode«, sagte sie leise, doch nicht minder wütend,
»und dann fragst du mich, ob mir nicht gut ist! Sonst noch was?«
    Anton nickte unbeeindruckt. »Ich bin heilfroh, dass ich dich
noch rechtzeitig erwischt habe.«
    »Wieso rechtzeitig?«
    Er zog die Perücke aus der Hosentasche und reichte sie Flora.
    »Na, du warst doch noch nicht dort, oder?«
    »Wo?«
    Er wartete, bis sie das leicht ramponierte Ding aufgesetzt
hatte, dann fasste er sie beim Arm. Er zog sie aus dem Eingang des
Clubs und ging eilig mit ihr über die Straße.
    »Wo schon«, sagte er ungeduldig.
    »Du meinst bei Herrn Ziegler?«
    Er sah sie entgeistert an. »Flora, sag mir, dass du nicht bei
diesem Killer warst!«
    »Wieso Killer?«, äußerte sie erstaunt. »Ich dachte, er ist
unschuldig! Er ist doch freigesprochen worden, oder?«
    Anton verdrehte nur die Augen, fasste sie fester unter und zog
sie rasch hinüber zur nächsten Kreuzung, in deren Nähe er den Trabi
abgestellt hatte.
    Nur einem Zufall hatten sie es zu verdanken, dass sie dabei
ihren Verfolger bemerkten. Flora strauchelte, vom schnellen Tempo ihrer
Schritte aus dem Gleichgewicht gebracht, und Anton blieb kurz stehen,
um sie zu stützen. Dabei fiel sein Blick über die Schulter nach hinten,
wo in diesem Moment Kleff in seinem Blickfeld auftauchte. Flora hatte
ihn auch gesehen und brauchte daher keine besondere Einladung, die
Beine in die Hand zu nehmen.
    Sie rannten, so schnell sie konnten, was bedeutete, dass Anton
etwa doppelt so schnell vorankam wie Flora und daher genötigt war,
seine Geschwindigkeit zu drosseln. Er nahm sie bei der Hand, und beide
stürmten in vollem Lauf auf den rettenden Trabi zu, der etwa hundert
Meter voraus am Straßenrand stand. In ihrer Hast bemerkten sie nicht,
dass Kleff hinter ihnen in einer Passage verschwand, um ihnen den Weg
abzuschneiden. Völlig außer Atem erreichten Flora und Anton den Wagen,
und Anton riss die Tür auf. Er sprang hinters Steuer.
    »Ist offen!«, brüllte er Flora zu.
    Inzwischen hatte er sich angewöhnt, den Wagen nicht mehr
abzusperren. Kein Mensch bei Verstand würde das Ding klauen wollen, und
Anton konnte im Notfall wichtige Sekunden sparen, die er sonst mit
Aufschließen vergeudet hätte. Wie zum Beispiel in diesem Fall. Doch
Flora machte keine Anstalten, zu ihm in den Wagen zu steigen. Sie blieb
auf der Beifahrerseite stehen, die Hand ins Kreuz gedrückt.
    Anton war mit einem Satz wieder draußen.
    »Um Gottes willen!«, stammelte er. »Du hast doch
nicht …?«
    »Moment …«, sagte sie, und dann entwich ihr ein lang
gezogenes »Pfff.«
    »Flora!«, rief er verängstigt.
    »Ist nur Stress«, sagte sie und ließ sich auf den
Beifahrersitz fallen.
    Anton sprang hinters Steuer und rammte den Schlüssel ins
Zündschloss.
    Ungefähr fünfzig Meter weiter vorne kam Kleff aus der Passage
gestürmt. Er hatte sich offenbar ausgerechnet, genau dort auf sie zu
stoßen, was ihm auch gelungen wäre, wenn Flora und Anton vorgehabt
hätten, in dieser Richtung zu Fuß weiterzuflüchten. Da sie jedoch nur
bis zum Wagen gelaufen waren, hatte sein Plan nicht funktioniert. Er
kam im Laufschritt von vorn auf sie zu, die Gürtelenden seines
schäbigen Trenchcoats schwangen hin und her, und sein Gesicht war
verzerrt vor Anstrengung. Flora entging nicht das kleinste Detail,
während sie, gebannt vor Schrecken, beobachtete, wie er immer näher kam.
    Anton drehte wie besessen am Schlüssel, ohne der Zündung auch
nur ein leises Räuspern zu entlocken.
    »Anton«, bettelte sie.
    »Ich versuch's ja!«
    Kleff war höchstens noch zwanzig Meter von ihnen entfernt.
Fünfzehn Meter. Zehn Meter. Es war nur eine Sache von Sekunden.
    Flora schloss die Augen und betete. Lieber Gott, bitte nicht
schon wieder! Lass es nicht wegen dieses blöden Autos schiefgehen!
Bitte, gib uns noch eine Chance!
    Ihr Stoßgebet wurde erhört, und der Motor erwachte röhrend zum
Leben. Doch leider um einige Augenblicke zu spät.
    »O mein Gott!«, kreischte Flora entsetzt, als sie die Augen
wieder öffnete. Kleff dräute vor der Kühlerhaube, beide Hände auf das
verbeulte Blech gestützt, und funkelte sie wie ein sprungbereiter
Leopard durch die Windschutzscheibe an.
    Anton und er sahen einander fünf endlose Sekunden in die
Augen, dann rammte Anton entschlossen den

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