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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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wahrscheinlich Sorgen um mich machte. Aber an diesem Tag wirkte sie ein bisschen hektisch. Aus meinem Zimmer konnte ich zuerst nur Gemurmel hören, aber dann hob sie die Stimme, und ich verstand Bruchstücke des Gesprächs.
    »Wollen Sie wirklich, dass
murmelmurmel
da oben rumliegt und glaubt, sie hätte etwas falsch gemacht? Und der arme Junge
murmelmurmel
die ganze Geschichte!«
    Wieder Gemurmel.
    »Sagen Sie ihr doch bitte, sie soll mich besuchen.«
    Erneut Gemurmel.
    Dann fiel die Tür ins Schloss. Ich schaute aus dem Fenster, spähte über das Sims und sah Schwester Ignatius in Rock und geblümter Bluse den Gartenweg hinuntergehen und verschwinden. Mir brach ihr Anblick fast das Herz, aber auf seltsame Art gab er mir auch Auftrieb. Sie hatte Rosaleen gesagt, sie sollte dafür sorgen, dass ich mich nicht mit Schuldgefühlen quälte. Vielleicht hatte sie mir ja tatsächlich verziehen. Allein dieser Gedanke hob meine Stimmung und gab mir neue Hoffnung. Vielleicht reagierte ich ja übertrieben, vielleicht reichte es ja, wenn ich aus der Geschichte meine Lektion lernte und die Vergangenheit dann hinter mir ließ.
    In dieser Nacht konnte ich überhaupt nicht schlafen. Schließlich holte ich das Tagebuch aus seinem Versteck unter der losen Bodendiele und wartete, dass die Wörter auf der Seite erschienen. Hoffentlich hatte ich es nicht zu lange ignoriert, hoffentlich war nicht inzwischen alles verschwunden. Doch dann erschien die Schrift endlich. Ich setzte ich mich auf und war auf einmal voll konzentriert.
    Mittwoch,
22
. Juli
    Heute habe ich Marcus angerufen. Ich habe seinen Namen im Telefonbuch gefunden. Zum Glück gibt es nicht so viele Sandhursts in Meath. Wie sich herausstellte, ist sein Dad ein großer Staranwalt und hat in Dublin eine total bekannte Kanzlei. Da hätte ich ihn ja kaum schlimmer blamieren können. Ich hatte Angst, dass ich womöglich zuerst mit seinen Eltern reden müsste, aber es meldete sich eine Frau, die sehr offiziell klang und mich sofort mit Marcus weiterverband. Als er meine Stimme erkannt hat, wollte er gleich wieder auflegen, und ich musste ihn anflehen, mir wenigstens einen Moment zuzuhören. Leider fiel mir aber dann überhaupt nichts Gescheites mehr zu sagen ein. Ich hab mich nur überschwänglich und so ausführlich entschuldigt, dass er mich schließlich unterbrochen und mir erklärt hat, dass die Anklage fallengelassen worden ist. Ob ich das denn noch nicht gehört hätte?
    Nein.
    Ich fragte ihn, ob sein Dad das arrangiert hatte. Das hat ihn total gewundert, und er meinte, wenn ich nicht mal das inzwischen wüsste, hätte ich wohl noch mehr Probleme, als er bisher gedacht hatte. Dann hat er mir noch alles Gute gewünscht und aufgelegt.
    Was in aller Welt hat er damit gemeint? Was hätte ich denn wissen müssen?
    Am nächsten Tag rief ich also, wie es in meinem Tagebuch stand, Marcus an und fühlte mich etwas weniger nervös, weil ich wusste, dass weder seine Mum noch sein Dad an den Apparat gehen würde. Alles lief genauso ab, wie ich es gelesen hatte, nur dass ich ihn nicht fragte, ob sein Dad dafür gesorgt hatte, dass die Anklage fallengelassen wurde, sondern stattdessen, wie es überhaupt dazu gekommen war. Ich hatte eine ganze Nacht Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und eine bessere Frage war mir leider nicht eingefallen. Trotzdem bekam ich keine Antwort von ihm. Vielleicht legte er sogar noch schneller auf.
    Donnerstag,
23
. Juli
    Ehe ich ins Bett ging, war ich noch eine Weile bei Mum. Sie lag auf dem Bett und hat eine Melodie vor sich hin gesummt. Keine Ahnung, was, aber sie hat dabei gelächelt. Ich hab vorsichtig die gläserne Träne aus meiner Tasche geholt und sie auf ihren Nachttisch gelegt. Als Mum das kleine Kunstwerk bemerkt hat, war sofort Schluss mit Summen, und sie hat die Träne wortlos angestarrt.
    »Hübsch, oder?«, hab ich gemeint.
    Sie hat mich angesehen, mit verblüffend klarem Blick, sich dann aber schnell wieder abgewandt und wieder auf die Glasträne konzentriert. Irgendwie kam es mir so vor, als wäre das gläserne Ding ihr unangenehm, und ich wollte es lieber wieder an mich nehmen. Doch da hat sie blitzschnell die Hand ausgestreckt, so dass sie klatschend auf meine schlug. Es tat nicht weh, aber ich bekam einen Schreck, wich zurück und ließ die Träne bei ihr liegen.
    In der Nacht träumte ich gerade, dass ich Marcus im Gefängnis besuche, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Im Traum war es ein Gefängniswärter, aber als

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