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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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dass es ihr endlich besserging und wir diesen Ort verlassen konnten, der von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wurde, einer Vergangenheit, die mich, obwohl ich doch gar nichts mit ihr zu tun hatte, immer weiter in ihren Bann zog.

Kapitel 19
    Fegefeuer
    Die nächsten zwei Wochen hatte ich also Haus- und Gartenarrest. Zum Frühstück, Lunch und Tee lief ich treppauf, treppab und erledigte alles, was Rosaleen mir als angemessene Strafarbeiten auferlegte: Ich saugte Staub im Wohnzimmer, polierte Messinggriffe, räumte die Bücher aus dem Regal und staubte sie ab, sah Rosaleen bei der Arbeit im Gemüse- und Kräutergarten zu und hörte mir ihre Erklärungen an. Ich glaube, ihr gefiel dieses Arrangement sehr gut, denn sie redete wie ein Wasserfall und erklärte jede Kleinigkeit so ausführlich, als wäre ich ein Kleinkind und würde alles zum ersten Mal hören. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie wie ein Vampir von all den erschöpften Seelen um sie herum lebte – je kaputter wir waren, desto stärker wurde sie. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, in meinem Tagebuch zu lesen, es war, als hätte ich einfach alles aufgegeben. Doch ich hatte das Gefühl, dass jeden Tag ein bisschen mehr Leben in Mums Zimmer herrschte und ein bisschen weniger in meinem. Als würde die Energie, die ich verlor, direkt zu ihr fließen. Ich hörte sie in ihrem Zimmer umherwandern wie eine Löwin im Käfig.
    Ich rebellierte gegen das Tagebuch, denn ich gab ihm die Schuld daran, dass ich überhaupt in diese Lage geraten war. Jede Entscheidung, die ich bisher getroffen hatte, war auf einen Eintrag im Tagebuch zurückzuführen, und dieses Leben wollte ich nicht mehr. Ich wollte selbst die Kontrolle über meinen Tagesablauf haben. Ich wollte im Bett liegen und die Welt an mir vorüberziehen lassen, genau wie früher.
    Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass Marcus anrufen würde. Doch er tat es nicht.
    Schwester Ignatius kam jeden Tag vorbei, aber ich schämte mich so, dass ich mich weigerte, sie zu sehen. Ich war sicher, dass sie wusste, was passiert war. Genau genommen war ich sicher, dass das ganze Kaff darüber Bescheid wusste. Das sollte nun also mein Neuanfang sein? Aber ich wollte keine Moralpredigt von Schwester Ignatius hören. Ich wollte keine strengen Blicke von ihr. So verpasste ich das Honigschleudern, bei dem ich ihr zu helfen versprochen hatte, und ich verpasste den Markt. Trotzdem kam sie weiterhin, jeden Tag. Ich hätte ihr helfen sollen, aber stattdessen lag ich in meinem Zimmer, versteckte mich unter der Bettdecke, und wenn ich daran dachte, was geschehen war, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Arthur unternahm ein paar halbherzige Versuche, mit Mum zu sprechen. Er wartete, bis Rosaleen draußen im Garten beschäftigt war, und klopfte dann leise an Mums Tür. Schon daran, dass er glaubte, sie würde irgendwann »Herein« rufen, merkte ich, dass er nichts kapiert hatte. Nach ein, zwei Minuten ging er einfach wieder.
    Eines Nachts hatten Rosaleen und Arthur wieder einen Krach. Ich hörte, wie Arthur sagte: »Ich kann das nicht mehr.« Dann stürmte er hinauf in Mums Zimmer und blieb dort etwa fünfzehn Minuten, während Rosaleen vor der Tür stand und lauschte. Leider konnte ich nicht hören, was Arthur sagte.
    Sonntags blieb ich den ganzen Tag im Bett. Ich hörte, wie die Nonnen vor meinem Fenster hupten, und wusste, dass sie mich zur Messe mitnehmen wollten, aber ich rührte mich nicht und schaute nicht mal aus dem Fenster. Ich wollte niemanden sehen. Allerdings überlegte ich immer wieder, ob ich Kontakt mit Marcus aufnehmen und ihm vielleicht schreiben sollte. Aber was sollte ich ihm sagen? Mehr als ein »Sorry« fiel mir nicht ein, und das reichte mir irgendwie nicht für einen Brief.
    Eines Morgens fuhr ein Umzugswagen vor und brachte unsere Sachen, die wir im Lagerhaus von Barbaras Mann untergestellt hatten. Ich kroch aus dem Bett und sah zu, wie er langsam rückwärts zum Garagentor rangierte, spürte aber nicht die geringste Aufregung. Diese Sachen gehörten mir nicht mehr. Sie gehörten dem Mädchen, das früher in dem großen Haus am Meer gewohnt hatte. Und mit diesem Mädchen hatte ich nichts mehr zu tun. Aber wer war ich dann? Ich hatte keine Ahnung. Nach einer Weile ging ich zurück ins Bett und wachte erst wieder auf, als es an der Haustür klingelte. Schon wieder Schwester Ignatius. Am Anfang hatte ich mir ihre Hartnäckigkeit damit erklärt, dass sie so nett war. Dann damit, dass sie sich

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