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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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mich eine Weile wortlos an, dann ging sie wieder und ließ mich allein darüber nachgrübeln, ob es etwas gebracht hatte, Mum die Wahrheit zu sagen. Aber ich war sicher, dass es etwas Gutes bewirken würde, ich musste es nur herausfinden. Mit angehaltenem Atem holte ich das Tagebuch noch einmal heraus und sah nach, ob sich der Eintrag verändert hatte.
    Aber als ich die erste Seite aufklappte, begannen sich die Blätter an den Ecken langsam nach innen zu rollen, verfärbten sich, wurden bräunlich und schwarz, als würden sie vor meinen Augen verbrennen, bis mir schließlich nur noch verkohlte, fleckige Seiten entgegenstarrten und die morgige Welt vor meinen Blicken verbargen.

Kapitel 20
    Die Hausfrau, die Speisekammer und das Kakaopulver
    Nach diesem Vorfall konnte ich nicht mehr richtig schlafen. Ich lag da, die Decke bis unters Kinn gezogen, starr vor Angst. Beim kleinsten Geräusch zuckte ich zusammen. Ich war ziemlich sicher, dass es die Frau aus dem Bungalow gewesen sein musste, die mir vorletzte Woche zum Friedhof gefolgt war. Aber vielleicht war sie ja gar nicht gefährlich, sondern nur ein wenig sonderbar. Nach ihren Haaren und ihrer Kleidung zu schließen, kam sie nicht oft unter Menschen. Und sie hatte mir die Glasträne geschenkt, also versuchte sie doch offensichtlich, Kontakt mit mir aufzunehmen. Aber die verbrannten Seiten im Tagebuch beunruhigten mich. War das ein böses Omen?
    Wenn ich doch einmal einnickte, träumte ich von Feuer: Schlösser brannten, Bücher brannten, Glas schmolz im Feuer, tropfte, wurde in kunstvolle Formen gebracht. Mit wildklopfendem Herzen schreckte ich in der Dunkelheit auf und versuchte, wach zu bleiben. Immer wieder nahm ich das Tagebuch zur Hand und schaute nach, ob sich die verbrannten Seiten vielleicht wieder geglättet hatten und nun doch meine Handschrift mit den sauberen Kurven und Schnörkeln erschien. Aber nichts dergleichen geschah.
    Ich war frühzeitig auf den Beinen, denn ich wollte Rosaleen in der Speisekammer unbedingt auf frischer Tat ertappen. Die Hausfrau in der Speisekammer dabei zu erwischen, wie sie das Kakaopulver für den Kuchen sucht, schien zwar nicht gerade aufregend, doch ich hatte begriffen, dass das Tagebuch mir mit seinen Einträgen immer irgendwelche Hinweise zu geben versuchte. So wie ich damals der Fliege den Weg in die Freiheit hatte zeigen wollen. Inzwischen war ich fest davon überzeugt, dass es dumm gewesen wäre, dieses Wunder zu ignorieren, denn jedes Wort in diesem Buch war ein wertvolles Zeichen, jeder Satz ein Wegweiser für mich, wie ich mich aus meiner misslichen Lage befreien konnte.
    In der Küche dröhnte das Radio, Arthur duschte gerade, und Rosaleen dachte natürlich, sie hätte den ganzen Morgen für sich. Als sie sich umdrehte, um in die Speisekammer zu gehen, verschwand ich schnell hinter der Korridortür. Durch den Türspalt konnte ich in die Speisekammer sehen.
    Auf der Anrichte stand Mums Frühstückstablett. Rosaleen griff in eine Schachtel, die hinter einem anderen Behältnis verborgen war, und holte eine Pillendose heraus. Mein Herz hämmerte, und ich musste mir den Mund zuhalten, um nicht laut aufzuschreien. So beobachtete ich, wie sie zwei Kapseln herausrollen ließ, sie aufbrach, das Pulver über den Porridge streute und alles ordentlich verrührte. Ich kämpfte mit dem Drang, hervorzustürzen und sie zur Rede zu stellen. Nun hatte ich sie endlich ertappt! Die ganze Zeit schon hatte ich gewusst, dass sie etwas im Schilde führte! Doch ich durfte nichts übers Knie brechen, denn schließlich konnte es sich bei den Pillen auch um harmlose Kopfschmerztabletten handeln, und wenn ich jetzt eine Szene machte, konnte der Schuss leicht nach hinten losgehen. Aber es war auch möglich, dass dieses Zeug etwas war, was Mum nicht gesund, sondern im Gegenteil noch kränker machte. Vorsichtig beugte ich mich näher an den Türspalt – aber leider brachte ich dabei eine Holzdiele unter meinem Fuß zum Knarren. Augenblicklich ließ Rosaleen die Pillendose in ihrer Schürzentasche verschwinden, nahm das Tablett und drehte sich um, als wäre nichts geschehen. Rasch trat ich hinter der Tür hervor.
    »Oh, guten Morgen«, rief sie mit einem strahlenden Lächeln. »Wie fühlst du dich denn, Geburtstagskind?« Vielleicht wurde ich ja allmählich schon paranoid, aber ich war ziemlich sicher, dass sie in meinem Gesicht nach Hinweisen forschte, ob ich ihre Aktion mit den Tabletten beobachtet hatte.
    »Alt fühle ich mich«, scherzte ich

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