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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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und erwiderte ihr Lächeln, obwohl es mir ziemlich schwerfiel. Aber ich bemühte mich, die Fassung zu wahren.
    »Ach, du bist doch nicht alt, mein Kind!«, lachte sie. »Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich so jung war wie du.« Sie sah zur Decke hinauf. »Du hast alles noch vor dir«, meinte sie versonnen und fügte dann hinzu: »Ich bringe das hier nur schnell zu deiner Mutter, dann mach ich dir ein ganz besonderes Geburtstagsfrühstück.«
    »Danke, Rosaleen«, sagte ich freundlich und sah ihr nach, wie sie die Treppe hinaufeilte.
    Als sie in Mums Zimmer verschwunden war, gerade als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, landete die Post auf der Matte an der Haustür. Ich zögerte und wartete darauf, dass Rosaleen auf ihrem Hexenbesen die Treppe sofort wieder heruntergesaust kam, um sich das Zeug zu schnappen, aber alles blieb still. Offenbar hatte sie den Postboten gar nicht gehört. Also hob ich die Post rasch auf – nur zwei weiße Umschläge, wahrscheinlich Rechnungen – und rannte damit in die Küche. Was sollte ich tun? Hektisch schaute ich mich nach einem Versteck um, denn jetzt konnte ich mir die Briefe nicht in Ruhe anschauen. Schon hörte ich Rosaleens Schritte auf der Treppe, und das Herz schlug mir bis zum Hals. In letzter Sekunde schob ich die Umschläge hinten in meine Trainingshose und zog meinen übergroßen Boyfriend-Pullover darüber. So stand ich mitten in der Küche und sah wahrscheinlich aus wie das personifizierte schlechte Gewissen.
    Rosaleen verlangsamte ihr Tempo, als sie mich sah. Die Muskeln in ihrem Nacken traten hervor.
    »Was machst du denn da?«, wollte sie wissen.
    »Ach, nichts.«
    »Das glaube ich dir nicht. Was hast du da in der Hand, Tamara?«, fragte sie heftig.
    »Diese blöden Tangaslips«, stöhnte ich und zupfte an der Rückseite meiner Hose herum.
    »Zeig mir deine Hände«, verlangte sie laut.
    Ich nahm die Hände vom Rücken und wedelte frech vor ihrer Nase herum.
    »Dreh dich um.« Ihre Stimme zitterte.
    »Nein«, erwiderte ich trotzig.
    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Rosaleen rührte sich nicht vom Fleck. Ich ebenso wenig.
    »Dreh dich um«, wiederholte sie.
    »Nein«, wiederholte ich, lauter und fester.
    Wieder die Klingel.
    »Rose!«, rief Arthur von oben. Rosaleen antwortete nicht, und kurz darauf hörte man Arthurs schwere Stiefel auf der Treppe. »Dann geh ich eben«, verkündete er und schaute missmutig zu uns herüber, ehe er die Tür aufmachte.
    »Hallo, Weseley.«
    »Ich konnte den Van nicht weiter zurücksetzen, ist das okay? Ist er weit genug drin?«, fragte er. »Oh, hi, Tamara«, fügte er dann hinzu, als er mich hinter Arthur entdeckte.
    Jetzt wurden Rosaleens Augen noch schmaler.
    Ich grinste leise in mich hinein. Ja, ich hatte einen Freund, von dem sie nichts wusste.
    Hoffentlich würde Weseley spüren, dass etwas nicht stimmte, und nicht einfach mit Arthur gleich wieder verschwinden. Doch mein Wunsch ging nicht in Erfüllung.
    »Dann bis später«, sagte Arthur, die Haustür schloss sich hinter ihnen, und Rosaleen und ich blieben allein zurück.
    »Tamara«, sagte Rosaleen etwas sanfter. »Was immer du da versteckst – und ich glaube, ich kann mir denken, was es ist –, gib es mir bitte zurück.«
    »Ich verstecke nichts, Rosaleen. Du vielleicht?«
    Sie zuckte zusammen.
    In diesem Moment hörten wir einen Krach von oben, Teller klirrten und fielen krachend zu Boden, rasche Schritte überquerten die Dielen. Rosaleen und ich vergaßen unsere Auseinandersetzung und blickten beide zur Decke hinauf.
    »Wo ist er?«, kreischte meine Mutter.
    Ich sah Rosaleen an und rannte los.
    »Nein, Kind!« Sie versuchte, mich festzuhalten.
    »Lass mich los, Rosaleen, ich will zu meiner Mutter.«
    »Aber es geht ihr nicht gut«, wandte sie ein, sichtlich nervös.
    »Ja, und ich frage mich, warum es nicht besser wird!«, schrie ich ihr ins Gesicht, riss mich los und lief nach oben.
    Mum hatte ihr Zimmer verlassen und irrte, wie üblich im Morgenmantel, mit angstverzerrtem Gesicht auf dem Korridor umher, als würde sie etwas suchen.
    »Wo ist er?«, fragte sie, und ihr Blick huschte unruhig über mich hinweg.
    »Wer?« fragte ich aufgeregt, aber als Mum Rosaleen unten an der Treppe stehen sah, schob sie mich beiseite.
    »Wo ist er?«, herrschte sie Rosaleen von oben an.
    Doch Rosaleen starrte nur mit vor Entsetzen weitaufgerissenen Augen zu ihr empor und rang stumm die Hände. Ich konnte die Umrisse der Pillendose in ihrer Schürzentasche

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