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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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flüsterte ich.
    »Das ist in Ordnung. Wir machen alle Fehler«, meinte er und lächelte ein wenig traurig.
    »Na ja, ich glaube nicht, dass ich so viele mache wie du«, meinte ich flapsig, in dem Versuch, witzig zu sein und die Stimmung aufzulockern. »Du machst ja anscheinend fast jeden Abend unterschiedliche Fehler mit unterschiedlichen Menschen.«
    Er lachte. »Okay, dann schauen wir doch mal, was Rosaleen hier drunter versteckt.«
    Aber ich konnte mich nicht von den Fotoalben losreißen, begann ein neues, fand darin meine Babybilder und verlor mich in einer anderen Welt, einer verlorenen Zeit. Im Hintergrund hörte ich, wie Weseley die Dinge kommentierte, die er aufspürte, aber ich achtete nicht auf ihn, sondern betrachtete fasziniert die Bilder von meinem Vater, von meiner Mutter, und staunte, wie glücklich und wunderschön beide aussahen. Dann kam ein Foto von meiner Taufe. Nur Mum und ich, so winzig in ihren Armen, dass man über der weißen Decke nur einen kleinen rosaroten Kopf erkennen konnte.
    »O Mann, Tamara, schau dir das mal an!«
    Aber ich ignorierte ihn weiter, das Bild war viel interessanter: Mum stand am Taufstein, hielt mich fest im Arm, und auf ihren Lippen lag ein strahlendes Lächeln. Der Fotograf – vermutlich Dad – hatte den Finger ein Stück vor die Linse gehalten, so dass man das Gesicht des Pfarrers nicht sehen konnte. Wie ich Dad kannte, hatte er das absichtlich gemacht. Ich berührte seinen großen, vom Blitzlicht ganz weißen Finger und lachte.
    »Tamara, schau dir doch mal das ganze Zeug hier an!«
    Auf dem Foto war außer dem halben Pfarrer, meiner Mum und mir noch eine weitere Person, ganz außen am rechten Bildrand. Dank des mangelhaften Talents des Fotografen war sie größtenteils abgeschnitten, aber ihre Hand ruhte auf meinem Kopf. Eine Frauenhand, das sah ich an dem Ring, den sie am Finger trug. Wahrscheinlich Rosaleen. Meine Patentante, die sich anscheinend nie so benehmen konnte wie die Patinnen meiner Freunde – ich bekam von ihr nie wie alle anderen am Geburtstag und anderen Festtagen einen Umschlag mit einer Karte und Geld. Nein, meine Patin wollte Zeit mit mir verbringen. Kotz.
    »Tamara.« Jetzt packte Weseley mich am Arm, und ich sprang vor Schreck in die Höhe. »Schau dir das mal an«, sagte er. Als er meine Hand ergriff, durchfuhr ein Prickeln meinen Arm.
    Schnell stopfte ich das Taufbild in die Tasche und folgte ihm.
    Doch die seltsamen Gefühle für ihn verflogen rasch, während ich mich in dem Teil der Garage umschaute, den Weseley gerade von den schützenden Laken befreit hatte.
    »Was soll denn damit sein?«, fragte ich. Warum fand er das Zeug denn so aufregend? Alte Möbel, so unmodern wie es nur ging. Bücher, Schürhaken, Geschirr, verhängte Gemälde, Stoffe, Teppiche, Kaminumrandungen, Kleinkram.
    »Was damit sein soll?« Mit großen Augen hüpfte er zwischen den Sachen herum, hob etwas vom Boden auf, enthüllte noch ein paar Ölgemälde von fies aussehenden Kindern mit Kragen bis zu den Ohrläppchen und fetten, unattraktiven Frauen mit großen Brüsten, breiten Handgelenken und dünnen Lippen. »Schau doch, Tamara. Fällt dir denn nichts auf?«
    Er schubste eine Teppichrolle um und trat mit dem Fuß dagegen, so dass sie sich auf dem staubigen Fußboden aufrollte.
    »Weseley, bring doch nicht alles durcheinander«, blaffte ich ihn an. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, sie sind bestimmt bald zurück.«
    »Tamara, jetzt mach doch mal die Augen auf. Schau dir die Initialen an.«
    Ich studierte den Teppich, ein fadenscheiniges Teil, das früher vielleicht eher ein Wandbehang als ein Teppich gewesen und überall mit dem Buchstaben K verziert war.
    »Und dann noch das hier.« Weseley öffnete eine Kiste mit Geschirr. Auf den Tellern ein K, auf den Tassen ein K, ein K auf Messern und Gabeln. Ein um ein Schwert geschlungener Drache, der aus einem Flammenmeer stieg. Dann fiel mir ein, dass das gleiche Emblem auch auf dem Kamingitter im Wohnzimmer des Torhauses prangte.
    »K«, sagte ich vor mich hin. »Ich versteh nicht. Ich …« Kopfschüttelnd sah ich mich in der Garage um, die mir zunächst wie eine Rumpelkammer vorgekommen war und jetzt eine Schatzkammer geworden zu sein schien.
    »K steht für …«, sagte Weseley ganz langsam, als wäre ich ein Kind, und sah mich mit angehaltenem Atem an.
    »Känguru«, stotterte ich, immer noch begriffsstutzig. »Ich weiß es nicht, Weseley. Ich bin total verwirrt, ich …«
    »K steht für Kilsaney«,

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