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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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gewesen. Ich hatte es ja sogar aufgeschrieben. Die Fotos waren wie eine lückenlose Geschichte meines Lebens, Szenen, die ich längst vergessen hatte und von denen ich teilweise nicht gewusst hatte, dass sie auf Zelluloid gebannt worden waren.
    In der Ecke des Zimmers stand ein schmales Bett, zerwühlt, unordentlich. Daneben ein kleines Schränkchen, vollgestellt mit lauter Pillenfläschchen. Doch ehe ich mich wieder zum Gehen wandte, fiel mir noch ein bekanntes Bild ins Auge. Rasch ging ich zur gegenüberliegenden Wand, holte unterwegs das inzwischen ziemlich zerknitterte Tauffoto aus meiner Tasche und hielt es neben das andere. Sie waren fast identisch, obwohl das an der Wand schärfer war. Hier verdeckte kein Finger die halbe Linse, und das Gesicht des Pfarrers war deutlich zu erkennen, daneben Mum mit mir auf dem Arm. Auf meinem rosa Kopf die Hand mit dem Ring. Außerdem war auch der Bildausschnitt viel größer als auf dem Foto, das ich in dem Album gefunden hatte. Es war auf den Ring gezoomt, so dass dieser ganz klar im Mittelpunkt zu sehen war, ebenso wie die Person, der er gehörte.
    Schwester Ignatius.
    Darunter war ein weiteres Bild von meiner Taufe: Meine Mutter, wie sie mich über das Becken hielt und der Pfarrer mir Wasser auf den Kopf träufelte. Jetzt erkannte ich auch das Becken – es war das in der Kapelle, in dem jetzt Staub und Spinnen die Herrschaft übernommen hatten. Neben diesem Foto hing noch eines von meiner Mutter, diesmal mit erhitztem Gesicht, im Bett, nasse Haarsträhnen in der Stirn, und in den Armen ein neugeborenes Baby – mich. Dann ein Foto, auf dem Schwester Ignatius mich hielt, ebenfalls als Neugeborenes.
    Außerdem bin ich mehr als ›nur eine Nonne‹, wie du dich ausdrückst. Ich habe auch noch eine Ausbildung als Hebamme.
Das hatte sie mir erst vor ein paar Tagen erzählt.
    »O mein Gott«, stieß ich zitternd hervor, und auf einmal spürte ich, wie meine Knie tatsächlich unter mir nachgaben. Ich streckte die Hand aus, aber es gab nichts, woran ich mich festhalten konnte, nur die ganzen Fotos von mir selbst an der Wand, nach denen meine Finger unwillkürlich griffen und das nächstbeste mit zu Boden rissen. Aber ich wurde nicht ohnmächtig, ich hatte einfach nicht mehr die Kraft zu stehen. Und ich wollte nur noch weg von hier. So saß ich auf dem Boden, legte den Kopf zwischen die Knie, atmete langsam aus und ein und versuchte mich zu erholen.
    »Du hattest Glück«, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. »Normalerweise ist die Tür verschlossen. Nicht mal ich hab das hier jemals gesehen. Er ist fleißig gewesen.«
    Als ich aufblickte, sah ich Rosaleen in der Tür stehen, lässig an den Rahmen gelehnt, die Arme hinter dem Rücken. Und scheinbar vollkommen ruhig.
    »Rosaleen«, stieß ich hervor. »Was soll das alles hier?«
    Sie lachte leise. »Ach Kind, das weißt du doch längst. Tu nicht so, als hättest du nicht genügend herumgeschnüffelt.« Mit kalten Augen musterte sie mich.
    Ich zuckte nervös mit den Achseln, und mir war klar, dass man mir mein schlechtes Gewissen nur allzu deutlich ansah.
    Im nächsten Moment warf Rosaleen mir mit einer schnellen Bewegung etwas zu.
    Es waren die Umschläge, die ich heute Morgen eingesteckt und dann in der Küche liegen gelassen hatte, als ich die Tabletten in Rosaleens Schürzentasche fand. Doch dann landete noch etwas mit einem dumpfen Schlag neben mir auf dem Teppichboden, und diesmal wusste ich sofort, was es war. Ich streckte die Hand nach dem Tagebuch aus und fummelte an dem Schloss herum, denn ich wollte sehen, ob die verbrannten Seiten noch da waren. Vielleicht hatte ich es ja geschafft, den Gang der Ereignisse zu verändern. Aber meine Frage wurde beantwortet, ehe ich selbst Zeit hatte, es herauszufinden.
    »Damit, dass du die Seiten verbrannt hast, hast du mir den ganzen Spaß verdorben«, sagte Rosaleen mit einem sonderbar schiefen Grinsen. »Arthur und deine Mutter sind drüben im Haus. Wahrscheinlich hätte ich sie nicht allein lassen sollen …« Sie schaute aus dem Fenster und kaute nachdenklich auf der Unterlippe. Auf einmal erschien sie mir so verletzlich – meine liebe Tante, die sich bemühte, die Last der Welt allein auf ihren schmalen Schultern zu tragen. Fast hätte ich ihr die Hand hingestreckt, aber als sie sich mir wieder zuwandte, waren ihre Augen kalt. »Aber ich musste leider, denn ich wusste ja, dass du hier sein würdest. Nachher habe ich noch einen Termin bei Garda Murphy. Du weißt

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