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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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auf einmal sah ich meinen Dad vor mir, ich konnte mir genau den Tonfall vorstellen, in dem er das gesagt hatte, als er in seinem Nadelstreifenanzug mit Granddad Timothy hier vorgefahren war. Für die Leute, die ihr Schloss und ihr Land erhalten wollten, musste er so etwas wie der Wolf im Schafspelz gewesen sein, der zwar freundlich tat, aber im Grunde nur auf den roten Knopf drücken und die Bulldozer anrücken lassen wollte, um die alte Ruine dem Erdboden gleichzumachen. »Er musste alles haben, natürlich auch deine Mutter, und es war ihm egal, dass sie schon ein Kind hatte. Aber dass er deine Mutter und dich hier weggeholt hat, war das Beste, was er je getan hat. Nein, eigentlich war das Beste, dass er sein Leben freiwillig beendet hat, damit diese elenden Schlipsträger sich nicht auch noch dieses Grundstück unter den Nagel reißen konnten. Das war das Beste und das einzig Sinnvolle, was George Goodwin jemals fertiggebracht hat. Und das wusste er auch. Ich wette, er wusste es in dem Moment, als er den ersten Schluck Whisk–«
    » HALT DEN MUND !«, unterbrach ich sie. » HÖR AUF !« Ich stürzte mich auf sie, wollte sie schlagen, ohrfeigen, ihr den Mund zuhalten, irgendwas, damit sie diese widerlichen Lügen nicht mehr erzählen konnte, diese gemeinen dreckigen Lügen. Aber sie war schneller als ich. Und ihre Arme, die jeden Tag Teig kneteten und ausrollten, die das Bio-Gemüsebeet umgruben und dreimal pro Tag schwerbeladene Tabletts die Treppe hinauf- und wieder hinunterschleppten, waren außerordentlich gut trainiert. Sie schubste mich nur einmal, aber mir verschlug es den Atem, als hätte sie mir den Brustkorb zerschmettert. Hilflos taumelte ich zurück, schlug mit dem Kopf gegen die Ecke des Schränkchens, stürzte zu Boden und blieb nach Luft schnappend liegen. Tränen liefen mir übers Gesicht, ich konnte nicht richtig sehen und schmeckte Blut im Mund. Woher kam das? Ich hatte mir doch den Kopf gestoßen. Verzweifelt versuchte ich aufzustehen, war aber so desorientiert, dass ich nicht mal mehr wusste, wo die Tür war.
    Nach einiger Zeit – ich weiß nicht, wie lang – konnte ich Rosaleen wieder einigermaßen sehen, zwar immer noch ein verschwommenes Nebelbild, aber hinter ihr war eindeutig der Ausgang. Mein Kopf schwirrte, ich setzte mich trotzdem auf. Als ich meine Beule betastete, hatte ich Blut an den Fingern.
    »Na, na«, sagte Rosaleen sanft. »Warum hast du das denn gemacht, Kind? Warum hast du mich so weit gebracht? Jetzt müssen wir uns überlegen, was wir den anderen sagen«, fuhr sie fort. »So können wir dich nicht zurückgehen lassen, auf gar keinen Fall. Nicht, nachdem du all das hier gesehen hast. Nein, nein. Ich muss nachdenken. Ich muss erst mal nachdenken.«
    Ich wollte etwas sagen, brachte aber nur ein unzusammenhängendes Gemurmel zustande. Meine Gedanken rasten. Wie konnte Rosaleen behaupten, mein Dad hätte mich und meine Mum von hier weggeholt und dass ich zu diesem Zeitpunkt schon auf der Welt gewesen war? Das war doch unmöglich. Es ergab überhaupt keinen Sinn. Meine Eltern hatten sich bei einem Bankett kennengelernt, bei einem schicken Dinner mit einer Menge Leuten, und als Dad meine Mum entdeckte, wusste er sofort, dass er sie haben musste. Das hatte er mir selbst erzählt, immer wieder. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und eine Weile später hatten sie dann mich bekommen. Vielleicht hatte ich irgendwas nicht richtig verstanden, aber vielleicht hatte Rosaleen diese Geschichte auch nur erfunden. Ich hatte solche Kopfschmerzen, ich war so müde, und meine Augenlider waren so schwer, dass ich sie schließen musste. Auf einmal wurde mir bewusst, dass Rosaleen mit jemandem redete. Aber nicht mit mir. Sie sah auf den Flur hinaus und machte einen etwas ängstlichen Eindruck.
    »Oh«, sagte sie gerade und hatte auf einmal wieder ihr übliches dünnes schüchternes Stimmchen. »Ich hab dich gar nicht kommen hören. Ich dachte, du bist in der Werkstatt.«
    Die Frau, die die Glassachen machte! Wenn ich um Hilfe rief, würde sie mich vielleicht retten. Aber dann hörte ich eine Männerstimme. Es war nicht Arthur. Und auch nicht Weseley – oh, wo war Weseley überhaupt geblieben? War er verletzt? Er war auf die Glaswiese gegangen. Das ganze Glas dort war gefährlich. Fast jede Nacht hatte ich Albträume, in denen das Glas vorkam. In denen die Mobiles im Wind zerschellten und die Scherben mir in die Haut schnitten, mich kratzten und stachen, während ich die Wiese auf und ab

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