Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
Vom Netzwerk:
blitzte und blinkte, und es fehlte nur noch, dass auch ich noch irgendwo verstaut wurde.
    Noch nie hatte ich jemanden mit so viel Inbrunst putzen sehen, so zielstrebig und gewissenhaft, als würde das Leben davon abhängen. Rosaleen krempelte die Ärmel auf, so dass ihr erstaunlich gut geformter Bizeps und Trizeps zum Vorschein kamen, und legte sich ins Zeug, bis ihr der Schweiß auf der Stirn stand und sie jede Spur davon, dass hier jemals Leben gewesen war, rigoros beseitigt hatte. Ich saß da und beobachtete sie fasziniert und zugegebenermaßen auch mit einer Spur überheblichem Mitleid, weil ich die ganze Prozedur nur unnötig und übertrieben fand.
    Nach getaner Arbeit verließ Rosaleen das Haus, unter dem Arm ein Päckchen mit frisch gebackenem Brot, das so gut roch, dass es meine Geschmacksnerven und sogar meinen bereits gut gefüllten Magen in Wallung versetzte. Ich sah ihr durchs Wohnzimmerfenster nach, wie sie ohne die geringste weibliche Grazie über die Straße zum Bungalow hinüberjoggte. Weil ich sehen wollte, wer ihr die Tür aufmachte, blieb ich am Fenster stehen, aber sie ging ums Haus herum nach hinten und verdarb mir den Spaß.
    Doch ich konnte wenigstens die Gelegenheit ergreifen, in ihrer Abwesenheit das Haus ungestört zu erkunden, nachdem sie mir schon den ganzen Morgen im Nacken gesessen und mir zu jeder Kleinigkeit eine ebenso lange wie langweilige Geschichte erzählt hatte.
    »Oh, siehst du das Schränkchen dort? Eiche. Vor Jahren gab es mitten im Winter mal ein richtiges Unwetter mit Blitz und Donner, da ist ein Baum umgestürzt, und wir hatten tagelang keinen Strom. Arthur konnte ihn nicht retten – den Baum, nicht den Strom, den haben wir natürlich später wiedergekriegt.« Nervöses Kichern. »Deshalb hat er ein Schränkchen aus dem Holz gebaut. Darin kann man alles Mögliche verstauen.«
    »Vielleicht sollte er ein Geschäft damit aufmachen.«
    »O nein«, protestierte Rosaleen und schaute mich an, als hätte ich eine Blasphemie von mir gegeben. »Das ist bloß ein Hobby, er will kein Geld damit machen.«
    »Nein, nein, so meine ich das ja auch gar nicht – einfach nur ein kleines Geschäft. Dagegen ist doch nichts einzuwenden.«
    Rosaleen klackte missbilligend mit der Zunge.
    Auf einmal merkte ich, dass ich mich wahrscheinlich anhörte wie mein Dad, und obwohl ich genau das – sein Bestreben, alles zu Geld zu machen – immer an ihm gehasst hatte, überkam mich bei der Erinnerung ein angenehm warmes Gefühl. Wenn ich als Kind Bilder mit nach Hause brachte, die ich im Kunstunterricht gemalt hatte, meinte er gleich, ich könnte doch Malerin werden – und natürlich eine, die mit ihren Gemälden Millionen verdient. Wenn ich besonders nachdrücklich meine Meinung vertrat, sollte ich Anwältin werden – natürlich eine, die von ihren Klienten pro Stunde ein paar hundert Euro verlangt. Weil ich eine ganz gute Singstimme habe, sollte ich umgehend zu Probeaufnahmen ins Studio seines Freundes geschickt werden, um eine Karriere als der nächste Superstar zu beginnen. Und das machte Dad nicht nur mit mir, sondern mit allem um ihn herum. Für ihn war das Leben voller Gelegenheiten, die man nur beim Schopf zu packen brauchte – eine Einstellung, die ja nicht unbedingt schlecht ist. Ich glaube nur, dass er es aus genau den falschen Gründen tat. Eigentlich hatte er nämlich gar keine Beziehung zur Malerei, es interessierte ihn auch nicht, dass Anwälte anderen Menschen helfen, und sogar meine Stimme war ihm im Grunde egal. Bei ihm ging es immer nur ums Geld. Vermutlich ist es deshalb auch irgendwie passend, dass es der Verlust seines gesamten Reichtums war, der ihn letztlich umbrachte. Die Tabletten und der Whiskey waren nur die Nägel an seinem Sarg.
    »Schaust du dir dieses Foto hier an?«, fuhr Rosaleen fort, wenn ich meine Augen durchs Zimmer schweifen ließ. »Das hat Arthur gemacht, als wir am Giant’s Causeway waren. Es hat den ganzen Tag geregnet, und auf dem Weg nach oben hatten wir einen Platten.«
    Und so weiter.
    »Du siehst dir die Vorhänge an, stimmt’s? Die müssten dringend mal gewaschen werden. Ich nehm sie gleich morgen ab und stopf sie in die Maschine. Den Stoff hab ich bei einer Hausiererin gekauft. Eigentlich tu ich das nicht, aber sie konnte kaum ein Wort Englisch, hatte kein Geld und einen Riesenstoffvorrat. Ich mag das Blumenmuster. Und es passt so gut zu dem Kissen dort, findest du nicht auch? Hinten in der Garage hab ich noch jede Menge davon.«
    Dann

Weitere Kostenlose Bücher