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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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nicht mehr zum Schloss kann, was gibt es hier sonst noch zu tun?«, fragte ich.
    Schweigen. »Wie meinst du das?«, fragte Rosaleen schließlich, und es kam mir vor, als hätte sie Angst.
    »Na ja, irgendwas, womit ich mir den Tag über die Zeit vertreiben kann. Gibt es vielleicht Geschäfte in der Nähe? Klamottenläden? Cafés? Sonst irgendwas?«
    »Zur nächsten Stadt sind es fünfzehn Minuten«, erklärte Rosaleen.
    »Cool! Dann mach ich nach dem Frühstück einen kleinen Ausflug dahin. Und arbeite das hier ab«, grinste ich und biss in ein Würstchen.
    Rosaleen lächelte, stützte das Kinn auf die Hand und sah mich an.
    »In welcher Richtung?«, fragte ich, schluckte das Würstchen und öffnete dann den Mund ein Stück, um Rosaleen zu zeigen, dass es weg war.
    »In welcher Richtung ist wer?« fragte sie zurück, aber anscheinend hatte sie wenigstens meinen Wink verstanden, denn sie starrte mich nicht mehr an.
    »Die Stadt. Rechts oder links, wenn ich aus dem Gartentor komme?«
    »O nein, da kannst du nicht zu Fuß hingehen. Es ist eine Viertelstunde mit dem Auto. Aber Arthur kann dich fahren. Wo willst du denn hin?«
    »Na ja, nirgends Bestimmtes. Ich würde mich nur gern mal umschauen.«
    »Dann fährt Arthur dich hin und holt dich wieder ab, wenn du fertig bist.«
    »Wie lange brauchst du ungefähr?«, fragte Arthur und zog den Reißverschluss an seiner Weste zu.
    »Weiß ich nicht«, antwortete ich. Frustriert schaute ich von einem zum andern.
    »Zwanzig Minuten? Eine Stunde? Wenn es nur kurz ist, kann Arthur auch dort auf dich warten«, mischte Rosaleen sich wieder ein.
    »Keine Ahnung, wie lange ich brauche. Woher soll ich das denn wissen? Ich kenne die Stadt nicht, ich hab keine Ahnung, was es da Interessantes für mich gibt.«
    Arthur und Rosaleen schauten mich verständnislos an.
    »Ich fahre lieber mit dem Bus oder so, dann kann ich einfach zurückkommen, wenn ich genug habe.«
    Nervös sah Rosaleen Arthur an. »Hier fährt kein Bus.«
    »Wie bitte?« Mir fiel die Kinnlade herunter. »Was macht man denn dann, wenn man irgendwo hinwill?«
    »Man nimmt das Auto«, antwortete Arthur.
    »Aber ich kann nicht fahren.«
    »Arthur fährt dich«, wiederholte Rosaleen. »Oder er kann dir einfach holen, was du brauchst. Fällt dir irgendwas ein? Arthur kann es für dich besorgen, nicht wahr, Arthur?«
    Arthur schleimschnaubte.
    »Was brauchst du denn?«, fragte Rosaleen eifrig.
    »Tampons«, stieß ich hervor – nur um sie in Verlegenheit zu bringen.
    Ich weiß wirklich nicht, warum ich so was mache.
    Oder vielleicht doch. Die beiden gingen mir tierisch auf die Nerven. Von zu Hause war ich Freiheit gewohnt, nicht die spanische
     Inquisition. Ich war es gewohnt, zu kommen und zu gehen, wie es mir beliebte, in meinem eigenen Tempo, wann und wie ich wollte.
     Meine Eltern hatten mir nie so viele Fragen gestellt.
    Arthur und Rosaleen schwiegen.
    Ich stopfte mir noch ein Stück Würstchen in den Mund.
    Rosaleen fingerte an dem Spitzendeckchen unter den Scones herum. Arthur wartete bei der Tür auf weitere Anweisungen, angespannt, ob er tatsächlich zum Tamponkaufen geschickt würde. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es meine Pflicht war, die Luft zu klären.
    »Lass nur, ist nicht so wichtig«, sagte ich etwas ruhiger. »Dann schau ich mich heute eben hier ein bisschen um. Vielleicht geh ich morgen in die Stadt.« Dann konnte ich mich wenigstens auf etwas freuen.
    »Na gut, dann mach ich mich mal auf die Socken«, sagte Arthur und nickte Rosaleen zu.
    Rosaleen sprang von ihrem Stuhl auf wie von der Tarantel gestochen. »Vergiss nicht deine Kanne.« Schon wuselte sie durch die Küche, so hektisch, als gäbe es irgendwo eine Zeitbombe. »Hier, bitte«, sagte sie und gab ihm eine Thermoskanne und eine Lunchbox.
    Unwillkürlich musste ich lächeln. Eigentlich hätte es seltsam sein sollen, dass Rosaleen ihren Mann behandelte wie ein Kind, das zur Schule ging, aber es wirkte einfach nur nett.
    »Möchtest du auch was von dem hier für deine Lunchbox?«, fragte ich und deutete auf den Teller vor mir. »Ich kann das echt nicht alles essen.«
    Die Bemerkung sollte freundlich klingen. Ganz ehrlich. Es ging mir nur um die Menge, nicht um die Qualität des Essens. Aber irgendwie kam es falsch heraus. Oder es kam richtig heraus, wurde aber falsch aufgefasst. Keine Ahnung. Jedenfalls wollte ich das Essen nicht verderben lassen, sondern lieber mit Arthur teilen, damit er etwas für seine niedliche Lunchbox hatte. Aber wieder

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