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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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leider sehr viele von den Menschen, die dort ihr Zuhause hatten, ums Leben gekommen – das kannst du dir gar nicht vorstellen.«
    Dass ein solches Bauwerk für diese Menschen ein Zuhause gewesen war, machte die Sache noch geheimnisvoller und rätselhafter. Es bedeutete doch, dass das Schloss diesen Menschen etwas bedeutet hatte, ganz egal, wer sie gewesen waren.
    »Wo wohnen diese Leute denn jetzt? Ich meine, die, die den Brand überlebt haben?«
    »Weißt du, Tamara – Rosaleen und Arthur leben schon viel länger hier als ich, die können dir da besser weiterhelfen. Wenn du mir eine Frage stellst, werde ich dich nicht anlügen. Niemals. Verstehst du? Aber zu diesem Thema solltest du wirklich Arthur und Rosaleen befragen. Machst du das?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Hast du mich verstanden?« Sie packte mich unsanft am Unterarm, und ich konnte durch meinen Schutzhandschuh spüren, wie stark sie war. »Ich lüge nie.«
    »Ja, ja, das hab ich verstanden.«
    »Dann wirst du die beiden also fragen, ja?«
    Wieder zuckte ich die Achseln. »Meinetwegen.«
    »Meinetwegen, meinetwegen, so redet doch bloß ein Faultier. Also, ich hebe das hier jetzt hoch, und dann zeige ich dir die Bewohner des Honigwabenimperiums.«
    »Wow! Wie haben Sie die alle da reingekriegt?«
    »Ach, das war einfach. Wie wir alle sucht sich jeder Schwarm ein Zuhause, Tamara. Was meinst du, wie man die Bienenkönigin erkennen kann?«
    »Sie haben sie farbig markiert.«
    »Woher wusstest du das denn?«
    »Anscheinend hab ich das im Halbschlaf in mein Tagebuch geschrieben. Und zufällig einen Treffer gelandet, was?«
    »Hm.«
     
    Erst spät kam ich zum Torhaus zurück. Ich war den ganzen Tag unterwegs gewesen. Auch Arthur kam gerade in seinem karierten Holzfällerhemd von der Arbeit. Ich blieb stehen und wartete auf ihn.
    »Hallo, Arthur.«
    Er warf den Kopf zurück.
    »Alles klar?«
    »Hm.«
    »Gut. Arthur, könnte ich dich bitte kurz unter vier Augen sprechen, ehe wir reingehen?«
    Er stockte. »Alles in Ordnung?« Ein sorgenvoller Ausdruck, den ich bisher nie bei ihm gesehen hatte, erschien auf seinem Gesicht.
    »Ja. Oder eigentlich nein. Es geht um Mum …«
    »Ach, da seid ihr ja endlich!«, rief Rosaleen in diesem Moment von der Haustür. »Ihr seid bestimmt schon am Verhungern. Gerade hab ich das Essen aus dem Ofen geholt, heiß und appetitlich!«
    Ich sah Arthur an, und er blickte zu Rosaleen. Ein unbehaglicher Moment, aber Rosaleen weigerte sich, das Feld zu räumen. Schließlich gab Arthur nach, ging den Gartenweg hinauf und ins Haus. Rosaleen trat zur Seite und machte ihm Platz, drehte sich aber noch einmal zu mir um und musterte mich, ehe sie sich abwandte und im Haus verschwand, um nach dem Essen zu schauen. Als wir alle am Tisch saßen, stellte Rosaleen Mums Essen auf ein Tablett, um es ihr nach oben zu bringen. Ich holte tief Luft.
    »Sollen wir nicht lieber versuchen, Mum zu überreden, dass sie mit uns hier unten isst?«
    Schweigen. Arthur sah Rosaleen an.
    »Nein, Kind. Sie braucht Ruhe.«
    Ich bin kein Kind. Ich bin kein Kind. Ich bin kein Kind.
    »Sie hatte heute tagsüber doch jede Menge Ruhe. Es wäre bestimmt gut für sie, ein bisschen unter Menschen zu kommen.«
    »Nein, nein, ich bin sicher, dass sie lieber für sich ist.«
    »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    Aber Rosaleen ignorierte mich und meine Frage und verschwand wortlos mit dem Tablett nach oben. Wenigstens waren Arthur und ich jetzt einen Moment allein. Aber als hätte sie meine Gedanken gelesen, machte Rosaleen plötzlich kehrt, kam noch einmal zurück in die Küche und sah Arthur an.
    »Arthur, wärst du so nett, eine Flasche Wasser aus der Garage zu holen? Tamara mag doch kein Leitungswasser.«
    »Aber nein, das macht mir gar nichts. Ich trinke sogar sehr gerne Leitungswasser«, warf ich schnell ein, ehe Arthur Zeit hatte aufzustehen.
    »Nein, das ist keine Mühe. Jetzt geh schon, Arthur.«
    Er machte Anstalten aufzustehen.
    »Ich möchte aber kein Wasser«, sagte ich mit fester Stimme.
    »Wenn sie es nicht möchte, Rosaleen …«, sagte Arthur so leise, dass ich ihn kaum hörte.
    Sie sah von ihm zu mir, drehte sich um und hastete die Treppe hinauf. Ich hatte das sichere Gefühl, dass sie so schnell wieder da sein würde wie noch nie.
    Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens ergriff ich meine Chance.
    »Arthur, wir müssen etwas tun wegen Mum. Ihr Zustand ist nicht mehr normal.«
    »Nichts von dem, was sie durchgemacht hat, ist normal. Ich bin sicher, dass

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