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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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blickte zu ihr empor, sagte ebenfalls etwas und sah dann weg.
    Automatisch stand ich auf, um die beiden besser sehen zu können.
    Dann rannte ich kurz entschlossen ins Haus – wobei ich um ein Haar Arthur umgelaufen hätte – und eilte die Treppe hinauf. Ohne anzuklopfen stürmte ich in Mums Zimmer – und hörte einen Aufschrei und ein Krachen, denn die Tür war gegen Rosaleen und ihr Tablett geknallt und die ganze ungegessene Mahlzeit auf dem Boden gelandet.
    »Ach du meine Güte!« Panisch kauerte Rosaleen über dem Chaos und begann, alles hektisch zusammenzuraffen. Vor lauter Eifer rutschte ihr das Kleid bis zum Oberschenkel hoch, wobei mir auffiel, dass sie erstaunlich jugendliche Beine hatte. Sogar Mum drehte sich in ihrem Stuhl um, sah mich an, lächelte, wandte sich dann aber rasch wieder zum Fenster. Ich versuchte, Rosaleen zu helfen, aber sie scheuchte mich weg, und jedes Mal, wenn ich etwas aufheben wollte, riss sie es mir sofort aus der Hand. Schließlich folgte ich ihr wie ein Hündchen die Treppe hinunter.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme, weil ich nicht wollte, dass Mum uns hörte.
    Doch Rosaleen hatte den Schock anscheinend noch nicht verkraftet, denn sie zitterte und war ganz blass, als sie mit dem großen Tablett vor mir her in die Küche wankte.
    »Also?«, hakte ich erbarmungslos nach.
    »Was?«
    »Was war denn das für ein Krach?«, fragte Arthur.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte ich.
    Rosaleen sah zwischen Arthur und mir hin und her. Ihre Pupillen waren winzig, ihre grünen Augen blitzten.
    »Das Tablett ist auf den Boden gefallen«, sagte sie zu Arthur, und mich fertigte sie mit einem »Nichts« ab.
    »Warum lügst du mich an?«
    Schlagartig verwandelte sich ihr Gesicht und wurde so wütend, dass ich mir sofort wünschte, ich könnte meine Frage zurücknehmen. Bestimmt hatte ich mir alles nur eingebildet. Ich hatte es mir nur ausgedacht, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu kriegen … keine Ahnung. Jedenfalls war ich total verwirrt.
    »Tut mir leid«, stammelte ich. »Ich wollte dich nicht beschuldigen. Aber es sah so aus, als hätte sie mit dir geredet. Weiter nichts.«
    »Sie hat ›danke‹ gesagt. Und ich hab ›gern geschehen‹ geantwortet.«
    Ohne lange nachzudenken, rief ich mir Mums Mundbewegungen in Erinnerung. »Nein, sie hat ›sorry‹ gesagt«, platzte ich heraus.
    Rosaleen erstarrte. Sogar Arthur hob den Kopf von der Zeitung.
    »Sie hat ›sorry‹ gesagt, oder nicht?«, fragte ich und sah von einem zum anderen. »Aber warum?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Rosaleen leise.
    »Weißt du es vielleicht, Arthur?«, beharrte ich und sah ihn flehend an. »Kannst du dir vorstellen, warum sie sich entschuldigt?«
    »Vermutlich hat sie einfach nur Angst, sie könnte eine Last für uns sein«, kam Rosaleen ihm zu Hilfe. »Aber das ist sie natürlich nicht. Es macht mir nichts, für sie zu kochen. Das ist überhaupt kein Problem.«
    »Oh.«
    Arthur schwieg. Offensichtlich konnte er es kaum abwarten loszukommen, und als er weg war, wurde der Tag wieder so, wie die
     Tage hier immer waren.
    Ich brannte darauf, mich in der Garage umzuschauen, aber das konnte ich nur, wenn Rosaleen nicht da war. Inzwischen hatte ich herausgefunden, dass es am leichtesten war, sie loszuwerden, wenn ich so tat, als wollte ich nicht, dass sie ging. Dann schöpfte sie nie Verdacht.
    »Kann ich dir helfen und was zum Bungalow rüberbringen?«, bot ich ihr deshalb an.
    »Nein«, antwortete sie nervös, und man merkte ihr an, dass sie immer noch sauer auf mich war.
    »Oh, okay.« Ich verdrehte die Augen.
»Aber vielen Dank für das nette Angebot, Tamara«
, fügte ich ironisch hinzu.
    Aber sie ging nicht darauf ein, sondern holte das frische Brot und den Apfelkuchen, den sie gerade gebacken hatte, eine Auflaufform und ein paar Tupperdosen. Essen für etwa eine Woche.
    »Wer wohnt da drüben eigentlich?«
    Keine Antwort.
    »Ach komm, Rosaleen. Ich weiß nicht, was dir in deinem letzten Leben passiert ist, aber ich bin nicht von der Gestapo. Ich bin sechzehn Jahre alt und ein bisschen neugierig, weil es hier sonst absolut nichts für mich zu tun gibt. Vielleicht wohnt da drüben jemand, der noch nicht mit einem Fuß im Grab steht und mit dem ich mich mal unterhalten könnte.«
    »Meine Mutter«, verkündete sie endlich.
    Gespannt wartete ich auf den Rest des Satzes. Vielleicht: Meine Mutter hat mir immer gesagt, ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern. Oder: Meine Mutter hat

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