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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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trauriger Anblick. Ein bisschen wie ein Wartezimmer beim Zahnarzt. Ich fühlte mich ziemlich fies. Also hatte Rosaleen überhaupt nichts vor mir versteckt. Na ja, mal abgesehen von einer der größten innenarchitektonischen Geschmacksverirrungen des Jahrhunderts.
    Statt an der Haustür zu klingeln, ging ich um die Ecke und seitlich am Gebäude entlang. Vor mir lag ein kleiner Garten mit einer großen Garage, genau wie die hinter dem Torhaus, ganz am Rand des Grundstücks. Außerdem gab es einen Schuppen, in dessen Fenster etwas glitzerte. Zuerst dachte ich, es wäre ein Kamerablitz, aber dann begriff ich, dass das, was mich geblendet hatte, nur so hell war, wenn das Sonnenlicht darauf fiel. Was mochte das sein? Die Neugier trieb mich vorwärts.
    Aber kurz bevor ich um die Ecke bog, vertrat mir Rosaleen den Weg. Ich erschrak so, dass ich einen lauten Schrei ausstieß, der in dem engen Weg widerhallte. Dann fing ich an zu lachen.
    Rosaleen versuchte mich sofort zum Schweigen zu bringen. Sie machte einen sehr nervösen Eindruck.
    »Sorry«, lächelte ich. »Hoffentlich hab ich deine Mum nicht erschreckt. Aber du hast das hier auf der Straße fallen lassen, ich wollte es dir nur schnell bringen. Was ist denn das für ein Licht?«
    »Was für ein Licht denn?« Sie trat ein Stück nach rechts, so dass sie mir die Sicht endgültig versperrte.
    »Danke«, sagte ich sarkastisch und rieb mir die Augen.
    »Am besten gehst du jetzt wieder zurück ins Haus«, flüsterte sie eindringlich.
    »Ach, komm schon, kann ich nicht wenigstens kurz hallo sagen? Das ist alles ein bisschen zu Scooby-doo für meinen Geschmack. Du weißt schon, geheimnisvoll.«
    »Es gibt kein Geheimnis hier, meine Mutter kommt nur nicht mit fremden Menschen zurecht. Vielleicht können wir sie mal zum Essen einladen, wenn sie einen guten Tag hat.«
    »Cool.« Endlich noch ein Mensch über fünfzig auf meiner Bekanntenliste.
    Gerade als ich zu einem letzten Überredungsversuch ansetzte, hörte ich ein Auto die Straße herunterkommen, und weil ich hoffte, dass es Marcus war, winkte ich Rosaleen zum Abschied zu, drehte mich um und lief los.
    Wenn es nicht Marcus gewesen wäre, wären diese fünf Sekunden Hoffnung das Aufregendste gewesen, was ich an diesem Tag erlebte. Aber er war es wirklich. Als ich über die Straße rannte, stand er schon an der Veranda des Pförtnerhäuschens, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe.
    »Direkt über dem Ohr ist ein Haar nicht ganz an der richtigen Stelle«, rief ich ihm zu, als ich durchs Tor trat.
    Mit einem breiten Grinsen drehte er sich um. »Goodwin! Schön, dich zu sehen.«
    »Bist du wegen dem Buch hier?«
    Er lächelte. »Äh, ja, das Buch, natürlich. Ist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen … das verdammte Buch.«
    »Um ehrlich zu sein – es gibt ein Problem mit dem Buch.«
    »Was ist denn los mit dir?«
    »Nein, ich meine wirklich das Buch, nicht im übertragenen Sinn.«
    »Du hast es verloren.«
    »Nein, ich hab es nicht verloren …«
    »Das glaub ich dir nicht. Weißt du, was die Strafe dafür ist, wenn man ein Buch aus der Bibliothek verliert?«
    »Muss man einen Tag mit dir verbringen?«
    »Nein, Goodwin. Ein Verbrechen muss geahndet werden. Und das tue ich, indem ich dir den mobilen Bibliotheksausweis entziehe.«
    »O nein – alles, aber nicht meinen mobilen Bibliotheksausweis!«
    »Doch, doch. Komm schon, her damit.« Er kam auf mich zu und begann mich zu kitzeln und zu knuffen. »Wo ist er? Hier drin?« Frech versuchte er, in die Taschen meiner Jeans zu greifen.
    »Nein, ich weigere mich, ihn herzugeben!«, lachte ich. »Im Ernst, Marcus. Ich habe das Buch nicht verloren, aber ich kann es dir auch nicht zurückgeben.«
    »Anscheinend hast du die Regeln der mobilen Bibliothek nicht verstanden. Siehst du, man leiht sich ein Buch aus, man liest es oder tanzt damit herum, wenn einen das glücklich macht, und dann gibt man es dem gutaussehenden Bibliothekar wieder zurück.«
    »Nein, das geht nicht – weißt du nämlich, was passiert ist? Jemand hat das Schloss aufgebrochen und entdeckt, dass es gar kein normales Buch ist, sondern ein Tagebuch. Die Seiten waren total leer.«
    Total leer. Endgültig tot.
    »Aber dann hat jemand was reingeschrieben.«
    »Aha … jemand. Dieser Jemand warst nicht zufällig du?«
    »Nein – ich weiß nicht, wer reingeschrieben hat.« Obwohl ich das natürlich ganz ernst meinte, musste ich grinsen. »Es sind auch

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