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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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mehr wusste, wie man einen Satz konstruiert. Vielleicht hatte ich sie nur nicht richtig gehört, weil sie den Kopf abgewandt hatte und aus dem Fenster schaute. Doch dann wandte sie sich wieder mir zu, fuhr mit dem Zeigefinger die Umrisse meines Gesichts nach und wiederholte genauso falsch: »Hübscher als Rose.«
    »Danke, Mum«, antwortete ich lächelnd.
    Voller Freude über unseren kleinen Dialog rannte ich hinunter in die Küche. »Mum war hier unten, stimmt’s?«, rief ich. Rosaleen zuckte erschrocken zusammen und legte den Finger auf die Lippen.
    Arthur war am Telefon, einem altmodischen, an der Wand befestigten Apparat.
    »Rosaleen«, flüsterte ich. »Mum hat mit mir geredet.«
    Rosaleen, die mal wieder einen Teig ausrollte, hielt inne und drehte sich zu mir um. »Was hat sie denn gesagt?«
    »Sie hat gesagt, dass der Garten hinter der Mauer ein geheimer Garten ist und dass ich hübsch bin wie eine Rose«, strahlte ich. »Oder eigentlich noch hübscher.«
    Rosaleens Gesicht verhärtete sich, aber sie sagte: »Das ist ja nett, Liebes.«
    »Das ist nett? Wieso ist das scheißnett?«, explodierte ich.
    Jetzt machten beide Zeichen, dass ich leise sein sollte.
    »Ja, das ist Tamara«, sagte Arthur ins Telefon.
    »Mit wem redet er denn?«, wollte ich wissen.
    »Mit Barbara«, antwortete Rosaleen. Sie legte sich so ins Zeug mit dem Teigausrollen, dass ihr schon der Schweiß auf der Stirn stand und ihre strenge Frisur beeinträchtigte.
    »Kann ich auch mal mit ihr sprechen?«, fragte ich.
    Arthur nickte. »In Ordnung. In Ordnung. Wir werden uns irgendwie einigen. Ja. Gut. Allerdings. In Ordnung. Tschüss.«
    Dann legte er auf.
    »Ich hab doch gesagt, ich möchte mit ihr sprechen.«
    »Oh, na ja, sie musste weg.«
    »Wahrscheinlich schläft sie mit dem Pooljungen. Immer viel zu tun, na klar«, fauchte ich gehässig. Keine Ahnung, wo das herkam. »Was wollte sie denn?«
    Arthur sah zu Rosaleen. »Tja, leider müssen sie das Haus verkaufen, in dem eure Sachen untergestellt sind, und deshalb können die da nicht mehr bleiben.«
    »Na ja, hier ist auch kein Platz dafür«, sagte Rosaleen sofort, wandte sich wieder zur Arbeitsplatte und streute Mehl darauf.
    »Wie wäre es mit der Garage?«, fragte ich. Endlich ergab der Tagebucheintrag einen Sinn.
    »Da passt nichts mehr rein.«
    »Aber wir finden schon eine Möglichkeit«, beruhigte Arthur mich freundlich.
    »Wie denn? Es gibt keine.« Rosaleen nahm den nächsten Teigklumpen, klatschte ihn auf die Platte und begann, ihn zu kneten, drückte ihn, stieß ihn und zwang ihn in die von ihr gewünschte Form.
    »In der Garage gibt es schon noch Platz«, meinte Arthur.
    Rosaleen zögerte kurz, drehte sich aber nicht um. »Nein, keinesfalls«, beharrte sie.
    Ich blickte von einem zum andern, denn diese ausnahmsweise öffentlich ausgetragene Meinungsverschiedenheit fand ich äußerst interessant.
    »Warum, was ist denn in der Garage?«, fragte ich.
    Rosaleen hatte nur Augen für den Teig.
    »Dann müssen wir eben Platz schaffen, Rosaleen«, sagte Arthur mit fester Stimme, und gerade als sie ihn unterbrechen wollte, wurde er sogar noch etwas lauter: »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Das klang endgültig und duldete keinen Widerspruch.
    Auf einmal hatte ich das unangenehme Gefühl, dass auch das Gespräch darüber, ob Mum und ich hier einziehen konnten, wahrscheinlich nicht viel anders verlaufen war.
    Keiner von den beiden protestierte, als ich mit der Kaschmirdecke und einem Teller Obst in den Garten verschwand und mich unter den großen Baum setzte. Das Gras war noch ein bisschen feucht, aber ich wollte nirgendwo anders hin. Die Luft war frisch, und die Sonne kämpfte sich durch die Wolken. Von meinem Platz auf der Wiese konnte ich Mum am Fenster sitzen sehen. Ich versuchte, sie mit purer Willenskraft dazu zu bringen, in den Garten zu kommen – ebenso meiner wie ihrer geistigen Gesundheit zuliebe. Aber sie kam nicht – was mich leider auch nicht überraschte.
    Rosaleen werkelte in der Küche herum, Arthur saß am Tisch, hatte das Radio voll aufgedreht und blätterte in der Zeitung. Dann sah ich, wie Rosaleen die Küche mit einem Tablett verließ, und eine Minute später erschien sie oben in Mums Zimmer. Auch dort das übliche Gewerkel. Fenster, Tisch, Laken, Besteck.
    Nachdem Rosaleen schließlich das Tablett abgesetzt hatte, richtete sie sich auf und sah Mum an. Ich stutzte. Das war ungewöhnlich. Was machte sie da? Ihr Mund bewegte sich. Redete sie etwa mit Mum?
    Mum

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