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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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unmöglich, denn wieder zeigte sie sich mir nur in der Silhouette, ihre langen Haare fielen ihr über die Schultern, nicht grau, wie ich vorhin gedacht hatte, sondern mausbraun mit weißen Strähnen. Sie erschien mir alterslos, gesichtslos – und noch rätselhafter, als ich sie mir vorgestellt hatte.
    Ich verließ das Feld der Glasmobiles, prägte sie mir alle ins Gedächtnis ein, als würde ich sie zur Strafe für mein unerlaubtes Eindringen niemals wiedersehen. Als ich wieder im anderen Teil des Gartens war, konnte ich die Gestalt immer noch sehen, wie sie mich beobachtete, jetzt nicht mehr am Fenster, sondern von weiter weg, tiefer im Zimmer.
    Ich winkte noch einmal, deutete auf das Tablett im Gras und machte wieder meine Pantomime, als wäre Fütterungszeit im Zoo. Doch die Gestalt starrte mich nur an, ohne die geringste Reaktion zu zeigen. Ich fühlte mich absolut unbehaglich – warme Sonne, endgültig tot –, machte kehrt und verließ mit raschen Schritten den Garten, ohne mich noch einmal umzudrehen. So hatte ich mich als kleines Mädchen oft gefühlt, wenn ich im Dunkeln von meiner Freundin nach Hause zurückgelaufen war und Angst hatte, dass mich eine Hexe verfolgte.
    Inzwischen war es zwölf Uhr mittags.
    Ich wanderte im Wohnzimmer auf und ab, hin und her, von links nach rechts, vor und zurück. Setzte mich hin, stand wieder auf. Ging zu Mums Zimmer, blieb vor der Tür stehen und kehrte in mein eigenes Zimmer zurück. Ich rang die Hände, schaute aus dem Fenster, halb in der Erwartung, Rosaleens Mutter im Rollstuhl rasant die Straße überqueren zu sehen, auf den Hinterrädern, eine Peitsche schwingend. Und auch Rosaleen und Arthur sah ich in meiner Phantasie schon in Höchstgeschwindigkeit um die Ecke biegen. Bestimmt hatte Rosaleen um den Bungalow herum Fallen aufgestellt, und ich hatte an einem Draht gerissen, ein Grashalm war nicht an seinem üblichen Platz, ich war durch einen Laserstrahl gegangen und hatte ein Alarmsignal in ihrer Handtasche ausgelöst. Jetzt würde sie mich ans Bett fesseln, mir die Beine mit einem Vorschlaghammer brechen und mich zwingen, einen Roman für sie zu schreiben. Aber das konnte ich nicht. Meine Schreibkünste reichten kaum für ein Tagebuch. Keine Ahnung – ich hatte einfach das Gefühl, dass alles passieren konnte. Zu Hause hatte ich mich ständig über die Regeln hinweggesetzt, aber hier war es anders. Hier war alles so strikt und altmodisch, als würde man auf einer Ausgrabungsstätte leben, wo man sich nur auf Zehenspitzen fortbewegen und auf bestimmte Stellen treten durfte, wo alle leise redeten, um die zerbröckelnden Mauern nicht zum Einsturz zu bringen, oder mit kleinen Bürsten und Spachteln zwar an der Oberfläche kratzten und den Staub wegbliesen, aber nie weiter in die Tiefe gingen. Und ich war mit Schaufel und Harke durch die Gegend gestapft und hatte alles kaputtgemacht.
    Ich musste zum Bungalow zurück und das Tablett holen, denn sonst wusste Rosaleen, was ich getan hatte. Hoffentlich hatte ich ihre Mutter nicht aus Versehen vergiftet – o Gott, was, wenn doch? Eier konnten gefährlich sein, und ich hatte vergessen, die Beeren zu waschen. Konnte man an Salmonellen sterben? Um ein Haar hätte ich zum Telefon gegriffen und Weseley angerufen, aber ich widerstand der Versuchung. Nachdem ich viel zu viel Zeit mit Sorgen und Ängsten verschwendet hatte, wurde mir klar, dass gar nichts passieren würde – jedenfalls nicht jetzt gleich – und dass ich auch nichts Schlimmes verbrochen hatte. Ich hatte nur versucht, nett zu einer alten Frau zu sein. Wenn ihr mich dafür an die Wand stellen und erschießen wollt, bitte schön. Ich konnte nur hoffen, dass ihr das Frühstück geschmeckt hatte.
    Allmählich beruhigte ich mich wieder. Als Nächstes stand die Garage hinten im Garten auf der Agenda. Ich nahm die Hintertür, die von der Küche direkt in den Garten führte, und rannte über die Wiese und zwischen Rosaleens Gemüsebeeten hindurch, die sich daran anschlossen. Ich schaute kurz zu Mums Fenster hinauf, aber sie war nicht zu sehen. Vermutlich schlief sie immer noch.
    Soweit man das von einer Garage behaupten kann, war diese hier ziemlich hübsch, aus dem gleichen Sandstein gebaut wie das Haus, jedenfalls sah es für mich so aus, und allem Anschein nach stabiler als die Bauprojekte meines Dads. Ich meine das keineswegs respektlos meinem Vater gegenüber – er war stolz auf das, was er baute –, ich glaube nur, dass er sich nicht sonderlich für

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