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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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nein«, widersprach Rosaleen hastig, kam herein und ergriff das Tablett. »Ich nehme es mit.«
    Mit ihren strahlend blauen Augen beobachtete Mum sie weiter.
    »Tamara, dein Lunch ist gleich fertig«, sagte Rosaleen nervös zu mir und verschwand rasch wieder aus dem Zimmer.
    Verwirrt sah ich Mum an, aber statt mir eine Erklärung zu geben, hatte sie sich wieder in ihren Schutzpanzer zurückgezogen. Schildkröten ziehen sich entweder in ihren Panzer zurück, weil sie Angst haben oder weil ihnen von irgendwoher Gefahr droht. In beiden Fällen verlieren sie den Panzer nicht mehr, er wächst mit und wird Teil ihres Körpers.
    Wenn Leute mich in diesem Sommer zu überzeugen versuchten, dass Mum nie wieder so werden würde, wie ich mich aus der Zeit vor Dads Tod an sie erinnerte – und solche Andeutungen bekam ich häufig zu hören –, musste ich immer an die Schildkröten denken. Ja, Mum würde den Schutzpanzer behalten, der ihr in den letzten Monaten gewachsen war, und sie würde ihn vermutlich für den Rest ihres Lebens mit sich herumschleppen, aber das bedeutete nicht, dass sie in ihm verschwinden musste. An diesem Tag sah ich den Beweis dafür, dass Mum nicht endgültig unerreichbar war, das sah ich in ihren Augen. Ich erinnere mich noch genau an den Moment. Es war Punkt ein Uhr.

Kapitel 15
    Dinge in der Speisekammer
    Heute sah Rosaleen anders aus, denn für die Messe und den Markt hatte sie sich richtig feingemacht. Ihr Sonntagsstaat bestand aus einem knielangen beigefarbenen, vorn und hinten leicht geschlitzten Rock und einer cremefarbenen Puffärmelbluse mit einer Schleife am Halsausschnitt. Durch den leicht durchsichtigen Stoff der Bluse konnte man einen Spitzen- BH erahnen – auch wenn ich bezweifelte, dass ihr das bewusst war. Ziemlich elegant das Ganze. Dazu trug sie einen beigefarbenen Blazer mit einer Pfauenfederbrosche am Revers, und an ihren Füßen glänzten vorne offene Slingbacks aus hellem Lackleder. Nur vier, fünf Zentimeter Absatz, aber es sah echt gut aus. Als ich eine entsprechende Bemerkung machte, fing sie an zu strahlen, und ihre Wangen röteten sich.
    »Danke.«
    »Wo hast du die Sachen gekauft?«
    »Oh«, antwortete sie, als wäre es ihr peinlich, über sich selbst zu reden. »In Dunshauglin. Ungefähr eine halbe Stunde von hier, da gibt es einen Laden, den ich mag. Mary ist so eine gute Frau, Gott segne sie …«
    Gespannt wartete ich auf Marys tragische Geschichte und bekam sie auch gleich zu hören. Sie umfasste unter anderem einen toten Ehemann, und Gott wurde mehrmals eindringlich aufgefordert, die arme Mary zu segnen.
    Schließlich versuchte ich es mit einem anderen Thema.
    »Hast du eigentlich Geschwister, Rosaleen?«
    »Ja, ich hab eine Schwester in Cork. Helen. Sie ist Lehrerin. Und einen Bruder, der wohnt in Boston.«
    »Besucht ihr ihn manchmal?«
    »Hin und wieder. Aber das letzte Mal ist schon eine ganze Weile her. Gewöhnlich hat meine Mutter die beiden immer besucht, zumindest Helen in Cork, damit sie mal rauskommt, aber jetzt kann sie das nicht mehr. Sie hat MS .« Sie sah mich an, plötzlich ganz offen. »Multiple Sklerose – weißt du, was das ist?«
    »So ungefähr. Irgendwie arbeiten die Muskeln nicht mehr richtig, glaube ich.«
    »Ja, so ungefähr. Im Lauf der Zeit wird es schlimmer. Es geht ihr inzwischen ziemlich schlecht, deshalb bin ich dauernd am Hin-und-her-Laufen. Ich kann nicht verreisen, weil ich sie nicht allein lassen will, weißt du. Sie braucht mich.«
    Allem Anschein nach wurde Rosaleen von ziemlich vielen Leuten gebraucht. Aber vielleicht war es auch eher so, dass sie selbst
     es brauchte, gebraucht zu werden. Ich jedenfalls wollte nie in die Lage kommen, Rosaleen zu brauchen.
    Zwar tauchte Rosaleens Mutter nicht auf, um sich über mich zu beschweren, aber nun war es bald zwei Uhr. Unbemerkt schlich ich mich aus dem Haus; Rosaleen war mit Backen beschäftigt. Inzwischen wusste ich, dass sie mit den dreitausend verschiedenen Kuchen, die sie im Lauf der Woche gebacken hatte, nicht nur uns und ihre Mutter ernährte, sondern das Gebäck auch noch zusammen mit ihrer selbstgemachten Marmelade und dem Biogemüse aus dem Garten auf dem Markt verkaufte. Als sie vorhin heimgekommen war, hatte sie mir nach langem umständlichen Kramen aus ihrem vollgestopften Portemonnaie einen Zwanzigeuroschein zugesteckt. Ich war ehrlich gerührt gewesen und wollte ihn erst gar nicht annehmen, aber sie hatte darauf bestanden.
    Als ich das Schloss erreichte, saß Weseley auf

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