Ich sehe dich
zu präsentieren.
»Du, Franz, hör mal, erinnerst du dich an den Fall Schwartz?«
Schwartz? Er zuckte zusammen. Hielt die Luft an.
»Ganz genau! Lydia Schwartz. Die Frau, die erst ihren Liebhaber erstochen hat. Warte, Sören hieß der, nein, Sven, Sven Hagen. Und dann auf ihren Mann los ist. Warte, Öl … Ja. Sie hat ihn mit Öl übergossen, heißem Frittieröl. Ich erinnere mich an die Bilder. Der ganze Oberkörper und ein Oberschenkel. Sah aus wie rohes Fleisch. Das arme Schwein.«
Der Bulle lauschte kurz, dann lachte er.
»Stell dir vor, ich habe eine Spur. Die ist so heiß, die brennt noch.«
48
»Was wollte der Bulle von dir?«
Sara beobachtete mit Unbehagen, wie Petra mit energischen Schritten auf sie zukam, dicht gefolgt von Ingrid, Suphie und Marie. Ausgerechnet Marie. Sara schluckte.
»Er wollte mit Valeska sprechen.«
»Ach ja?« Petras Blick war skeptisch. Sie sah sich suchend um. »Wo ist sie überhaupt? Sie müsste doch hier sein.«
»War sie auch. Aber dann hatte sie diese Asthma-Attacke. Ich konnte den Inhalator nicht finden, da habe ich den Notarzt geholt, und als ich wiederkam, war sie weg. Wie in Luft aufgelöst.«
»Asthma?« Petra runzelte die Stirn. »Valeska hat kein Asthma.«
»Du warst nicht dabei!« Saras Ton war aggressiv. Der Arzt hatte ihr nicht geglaubt, König auch nicht und jetzt schließlich Petra. »Hier hat sie an der Wand gelehnt, total weggetreten. Sie hat nach Luft geschnappt und … und die Hände waren total verkrampft.«
Sara atmete tief ein und sammelte sich. Ein Streit mit Petra war das Letzte, was sie jetzt brauchte.
»Dann hat sie hyperventiliert.« Petras Antwort kam ohne Zögern. »Irgendetwas muss sie völlig aus der Bahn geworfen haben.«
»Hyperventiliert? Davon wird man doch nicht ohnmächtig!« Sara überlegte fieberhaft, was sie darüber wusste. Konnte sie sich so getäuscht haben?
»Im Gegenteil! Bei einer heftigen Attacke braucht es nicht mal eine Minute, um den CO2-Gehalt im Blut völlig absacken zu lassen. Erst die Ohnmacht reguliert das wieder, dann kommt man von alleine zu sich. Aber das wissen die wenigsten. Hatte sie denn ihre Papiertüte nicht? Sie hat immer eine Tüte in …« Petra brach abrupt ab und starrte auf das Poster. Dann fuhr sie Sara an. »Hast du das aufgehängt?«
Sara schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht!«
»Das ist doch Valeska!« Suphie trat näher an das Bild, fuhr mit dem Finger die Konturen des Profils nach, vorsichtig und zart. »Mit dunklen Haaren.«
Marie zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hand zitterte, als sie mit dem Feuerzeug auf das Poster deutete. »Lydia Luder Schwartz?«
Langsam, jede Silbe mit ihrer heiseren Stimme betonend, las sie die Zeile laut vor. »Was soll das?«
»Das weiß ich nicht!« Das Misstrauen der Frauen hüllte sie wie dunkle Nebelschwaden ein. »Ich glaube, das war ihr Mann. Sie hatte Angst vor ihm.«
»Nicht Valeska.« Marie nickte dem Poster zu. »Die hat keine Angst. Vor niemandem.«
Sie stand jetzt direkt vor Sara. Mit zu Schlitzen verengten Augen blies sie ihr den Rauch ins Gesicht. »Das ist doch wieder so ein Trick von dir.«
Kalter Schweiß lief Sara den Rücken hinunter. »Ich … ich … Meine Schwester …«
»Ey, Mann, krass! Kommt mal her!« Suphie winkte sie aufgeregt heran. »Seht ihr den Leberfleck am Ohr? Da ist dieser Irre im Chat, der sucht seine Frau. Schwarze Haare, Leberfleck am Ohr, Ende zwanzig, wie Valeska hier auf dem Foto.«
Sie nahm Saras Arm. »Was hat sie zu dir gesagt?«
»Im Chat?«, fragte Sara aufgeregt. »Weißt du, wie der heißt?«
»Charly. Also, sein Pseudo halt.«
Sara zog die Stirn kraus. Hatte Valeska einen Namen erwähnt?
»Kruzifixhergottsakranochamal, so ein Dreck.« Ingrid entfernte sich von der Gruppe und setzte sich auf einen der zum Kreis zusammengestellten Stühle, wobei sie Flüche vor sich hinmurmelte und hektisch wippte. Petra schob sich an Suphie vorbei und verschwand wortlos in der Toilette.
»Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist!« Sara hob abwehrend die Hände.
»Vielleicht ist sie davongelaufen, nachdem sie das Bild gesehen hat«, folgerte Suphie.
»Wenn davon überhaupt was wahr ist, dann hat ihr Mann, also dieser Charly, also wenn es diesen Charly gibt, der hat sie dann entführt.« Marie drückte die Zigarette in ihrem kleinen Taschenaschenbecher aus. »Valeska läuft nicht weg.«
»Aber wie?« Sara hatte das Gefühl, dass sie sich im Kreis drehte. »Ich hätte sie doch sehen müssen!«
»Durch
Weitere Kostenlose Bücher