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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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verändert? Dass sich mit der Witterung von Angst in der Nase die Konzentrationsfähigkeit erhöht, wusstest du das?
    Sie sah auf ihre Uhr. »Naja, dann geh ich halt nochmal rein, ich muss ohnehin die Strumpfhose wechseln. Ich melde mich bei Ihnen, falls ich das Handy nicht mehr zum Laufen bringe.«
    Du wirst es nicht zum Laufen bringen, ich habe Schneematsch in die Kontakte gerieben. Aber glaub mir, du wirst es nicht mehr brauchen.
    Sie steckte die Karte ein und wandte sich zum Gehen.
    Du willst mit mir spielen? So schnell wirst du zum Luder, schau einer an.
    »Warten Sie.« Er legte seine Hand auf ihre Schulter. »Dann bringe ich Sie wenigstens zu Ihrem Haus. Das ist das Mindeste, was ich tun kann! Eine hübsche Frau wie Sie sollte so spät nicht allein hier in der Dunkelheit stehen. Ihr Mann sollte wirklich besser auf Sie aufpassen.«
    Er spürte, wie ihre Panik stieg.
    Ja, Sara, so läuft das Spiel nun mal. Ich stelle die Falle, und du tappst hinein. Und mit jedem Versuch, dich zu befreien, ziehst du sie enger zu.
    Sie schüttelte seine Hand von ihrer Schulter. »Vielen Dank, aber mein Mann kommt mir sicher schon entgegen.«
    Er hörte, wie die Angst ihre Stimme veränderte. Merkst du gerade, dass du nicht mehr auskommst?
    Er schenkte ihr sein freundlichstes Lächeln. »Kommt nicht infrage! Ich begleite Sie auf jeden Fall. Das bin ich Ihnen einfach schuldig.«
    Wie ein Schraubstock schloss sich seine Hand um ihren linken Arm.

60
    Wie hypnotisiert ließ Sara sich die Straße entlangführen. Noch immer saß ihr der Schreck des plötzlichen Zusammenstoßes in den Gliedern. Ihr Verstand sagte ihr, dass der Mann, dessen Visitenkarte sie in ihrer Manteltasche zerknickte, sich nur bemühte, den Schaden wieder gutzumachen. Sie sicher nach Hause geleiten wollte, um zu zeigen, dass er über sein Missgeschick untröstlich war. Ihr Bauch jedoch rebellierte. Wie eine Alarmanlage sendete er Signale, die sie vor einer undefinierbaren Gefahr warnen sollten. Sie fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Denk an den König. Dem hättest du fast Pfefferspray in die Augen gesprüht vor lauter Hysterie. Reiß dich zusammen! Gleich sind wir an dem Haus, dort verabschiedest du dich, klingelst irgendwo und verschwindest im Hauseingang, bis er weg ist. Wo ist nur Michael? Er müsste schon längst da sein. Unwillkürlich drehte sie sich um und spürte sofort, wie er seinen Griff verstärkte, als wolle er sicherstellen, dass sie bei ihm blieb. Sie spürte, wie die Übelkeit sich verstärkte und sich zugleich ein Gefühl des Widerstands in ihr regte. Wie kam dieser Mann dazu, sie festzuhalten? Sie am Arm zu führen wie ein kleines Kind? Hatte sie nicht deutlich gesagt, sie brauche seine Begleitung nicht?
    Plötzlich hörte sie ihren Namen. Dann wieder. Lauter.
    »Sara!«
    Sie drehte den Kopf. Michael! Mitten auf der Straße rannte er auf sie zu und winkte. Sie riss sich los und rannte auf ihn zu. Sekunden später fiel sie ihm um den Hals. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Er hielt sie fest. Seine Arme umschlangen sie. Pressten sie an sich. Er musste ihre Angst spüren, denn er verstärkte den Druck seiner Arme, als könnte er ihr dadurch mehr Geborgenheit geben, und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr.
    »Wo wolltest du denn hin?«, fragte er schließlich. »Was war das für ein Mann?«
    Sie löste sich aus seinen Armen und sah sich nach dem Mann um. »Er ist weg. Komisch. So besorgt wie der eben noch war, hätte ich angenommen, dass er wartet, bis ich zurückkomme.«
    Gemeinsam suchten sie die Straße nach ihm ab, doch er blieb wie vom Erdboden verschwunden.
    »Seltsam, er sagte, er wohnt neben der Tankstelle, da hätte er an uns vorbeikommen müssen. Hast du ihn vorbeikommen sehen?«
    »Nein.« Michael sah sie beunruhigt an. »Wer war das denn?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er war unheimlich. Vielleicht wollte er nur freundlich sein, aber er hat mir wirklich Angst gemacht.«
    »Aber warum bist du dann mit, wenn du Angst hattest?«
    »Er hat mich einfach am Arm genommen. Er wollte mich nach Hause bringen.«
    »Hier?« Er schaute sie verwundert an. »Du wohnst doch in der anderen Richtung.«
    »Ich wollte nicht, dass er weiß, wo ich wirklich wohne.« Bei dem Gedanken an seinen Griff lief ihr ein Schauer den Rücken herunter. Sie schüttelte sich.
    »Aber warum wollte er dich überhaupt nach Hause bringen?«
    »Er wollte mir helfen.« Sie hob ihr Knie an und zeigte auf ihre zerrissene Strumpfhose.
    »Du blutest ja!« Er beugte sich

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