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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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ab und hängte ihn auf. »Natürlich. Jonas. Hast du Ronnie auch getroffen?«
    Plötzlich fühlte sie sich unwohl. Sie hätte nicht herkommen dürfen. Nicht gestern. Erst recht nicht heute. »Nein, nur meine Schwiegermutter. Aber ich habe ihr klargemacht, dass Jonas ab heute wieder bei mir ist.«
    Michael trat zu ihr und zog sie an sich. Ihr Körper reagierte wider jede Vernunft, sie schmiegte sich an ihn, spürte, wie seine Lippen langsam von ihrer Schläfe zum Ohr wanderten und hörte, wie er flüsterte: »Das hast du gut gemacht.«
    »Das war ziemlich leichtsinnig von dir!« Michael blickte sie ernst an. »Was hättest du gemacht, wenn sie da gewesen wäre? Oder, schlimmer, gekommen wäre, während du dich in ihrer Wohnung umsiehst?«
    »Ich hätte ihr den Rucksack gegeben und gefragt, ob alles in Ordnung ist. Warum sollte sie mir etwas tun? Ihre Feindbilder sind die Männer.« Sie erinnerte sich an den kurzen Moment, als jemand die Treppe heraufgestürmt war, an ihre Panik. Glaubte sie wirklich, was sie da gerade gesagt hatte?
    »Trotzdem. Niemand wusste, wo du warst.« Er legte seine Hand auf ihre. »Bitte, Sara. Keine Alleingänge mehr. Ich will nicht, dass dir was zustößt.«
    Er will nicht, dass mir was zustößt. Weil ich ihm wichtig bin. Sie sah die Sorge in seinen Augen und schluckte. Wie oft hatte sie sich genau das gewünscht. Einen Mann, der sich um sie sorgte. »Versprochen. Keine Alleingänge.«
    Er stand auf. »Noch einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Während er mit dem Pulver hantierte, bemerkte sie mehrere handgeschriebene Notizzettel auf dem Küchentisch. Sie ließ ihren Blick darüberwandern.
    »Lydia Schwartz!« Aufgeregt zog sie die Notizen zu sich. »Was weißt du über sie?«
    Lächelnd stellte Michael die Kaffeetasse vor sie und reichte ihr eine Butterbrezel. »Ich war auch fleißig.«
    Er nahm die Notizen. »Ich habe einen Kontakt beim LKA.«
    »Und?« Die Brezel in der Hand schaute sie ihn an, gebannt wie ein Roulettespieler, der mit angehaltenem Atem darauf wartet, dass die Kugel endlich im richtigen Feld liegen bleibt.
    »Wenn Valeska und Lydia wirklich dieselbe Person sind, haben wir es mit einer gefährlichen Frau zu tun.« Er gab zwei Löffel Zucker in seine Tasse. »Lydia Schwartz wird seit gut fünf Jahren wegen mutmaßlichen Mordes und gefährlicher Körperverletzung gesucht.«
    »Mord?« Sie ließ die Brezel sinken. »An wem denn?«
    »An ihrem Liebhaber. Mutmaßlichen. Sven …« Er überflog einen der Zettel. »Sven Hagen. Ein Arbeitskollege. Erstochen.«
    »Und die Körperverletzung?« Sie stellte ihm die Frage, obwohl sie die Antwort bereits wusste.
    »Ihr Mann. Carlo Schwartz. Sie haben in der gleichen Firma gearbeitet. Lydia war Sachbearbeiterin, Carlo arbeitet immer noch dort, er ist inzwischen einer von fünf Abteilungsleitern in der Lagerverwaltung. Er lag monatelang mit schwersten Verbrennungen im Krankenhaus.« Wieder blickte er in seine Notizen. »Heißes Öl. Oberkörper und Unterleib waren am schlimmsten betroffen.«
    »Wow. Deshalb ist der König gestern so schnell abgerauscht, nachdem er das Foto von Valeska gesehen hatte. Er wusste genau, wer Lydia Schwartz ist.«
    »Mit Sicherheit.«
    Sie waren am Ziel. Sie hatten eine echte Spur gefunden. »Und jetzt?«
    Michael sah auf seine Uhr. »Um zwölf habe ich einen Gerichtstermin. Was hältst du davon, wenn wir uns um vier treffen und dann zusammen zum König gehen? Ich denke, wir werden den Verdacht gegen dich und mit etwas Glück auch den gegen Tini heute aus dem Weg räumen können.«
    Er legte seinen Arm um sie und näherte sich ihrem Gesicht.
    »Und dann kümmern wir uns um dich«, flüsterte er, während seine Lippen langsam, wie suchend über ihre Wangen tasteten, bis sie endlich ihren Mund trafen. Erst zögerlich, dann immer fordernder drückte er seine Lippen auf ihre, bis sie nachgab und mit ihm zum Kuss verschmolz.

68
    Er spürte den kalten Schweiß auf seiner Stirn. Er brauchte einen Plan. Erst musste er die Tischdecke aus seiner Wohnung holen.
    Lydia wäre jetzt bei ihm, wenn diese Sara sich nicht eingemischt hätte. Sie war schuld. Sie musste bestraft werden. Nicht einfach aus dem Weg räumen und töten, weil sie vielleicht zu viel wusste. Das war zu einfach. Sie würde seine Gefangene werden, seine Gespielin, Lydia ersetzen, bis er sie wiederfand. Und er würde sie finden. Egal wo sie sich versteckte, wie sie sich verkleidete, mit welchen Pseudonymen sie sich auch schmückte. Er würde sie aufspüren und

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