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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Bis später,
Sara
     
    Sie schickte die Mail ab. Dann öffnete sie den Artikel, an dem sie gerade arbeitete. Die Schrift erschien ihr sehr klein. Sie vergrößerte die Ansicht, doch auch das änderte nichts daran, dass sie den Inhalt der geschriebenen Worte nicht erfasste. Sie las den ersten Abschnitt noch einmal, ohne ihn zu verstehen, dann schloss sie das Dokument und ging zu ihrer Kletterwand. Sie zog sich die Kletterschuhe an und stutzte. Das Telefon! Kein Wunder, dass sie es gestern nicht gefunden hatte. Sie fischte es aus der Spalte zwischen Matte und Wand, stellte fest, dass sich der Batteriedeckel gelöst hatte und eine der Batterien fehlte. Mit der Hand tastete sie in der Ritze nach der zweiten Batterie, spürte sie schließlich unter ihren Fingern und holte sie hervor. Kopfschüttelnd legte sie die Batterie ein. Ronnie musste es gestern nach dem Telefonat mit ihr vor lauter Wut gegen die Wand geschleudert haben. Sie seufzte. Er würde seinen Jähzorn nie unter Kontrolle bekommen. Sie stellte sich vor die Wand, bestäubte die Hände mit Magnesium und wählte eine Route.
     
    Die Visitenkarte in der Hand ging Sara in die Küche zurück und legte sie neben das zusammengeklebte Foto aus Lydias Wohnung. Sie las die Karte zum dritten Mal. Bernd Haber, Haber Reisen, Landshuter Allee 180a, 80639 München, Telefon 089 44443333 Fax 089 44443334
    Landshuter Allee? Ein Reisebüro? Das kannte sie gar nicht. Dabei war das nur ein paar Minuten Fußmarsch von hier entfernt. Sie nahm Jonas’ Handy und wählte die Nummer.
    »Haber Reisen, guten Tag, wie darf ich Ihnen helfen?«, meldete sich eine zuvorkommende Frauenstimme.
    »Grüß Gott, könnte ich … äh … mit Herrn Haber sprechen, bitte?« Sara spielte nervös mit der Karte.
    »Tut mir leid, Herr Haber ist erst ab zwölf Uhr wieder im Hause, kann ich Ihnen weiterhelfen?« Die servile Freundlichkeit der Frau verunsicherte sie.
    »Nein. Danke.« Sara blickt auf ihre Uhr. Zwanzig vor zwölf. Sie könnte ihm schnell ihr kaputtes Handy vorbeibringen, bevor sie zum Ostbahnhof fuhr. Dann konnte er sehen, ob er es seiner Versicherung meldete oder so reparieren ließ.
    »Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen? Wer spricht denn bitte?«
    »Sagen Sie ihm doch bitte einen schönen Gruß von der Dame von gestern Abend – das Handy sei definitiv kaputt. Ich würde jetzt doch gern seine Versicherung in Anspruch nehmen.«
    » Dame von gestern Abend ?« Die Frauenstimme klang plötzlich irritiert, in den künstlich gedehnten Worten war von der servilen Freundlichkeit kein Hauch mehr zu spüren. »Ich werde esmeinem Mann ausrichten. Auf Wiederhören.«
    »Danke«, sagte Sara noch, aber die Frau hatte schon aufgelegt.

71
    Carlo zählte erst die Stockwerke ab, dann die Fenster, von rechts nach links. Das vierte war gekippt und hell erleuchtet. Sie war zu Hause.
    Gleich würde er ihr gegenüberstehen. Erst würde sie ihn nicht erkennen, da war er sich sicher, ihn für den Fahrer des Paketdienstes halten und ihn arglos einlassen.
    Erst wenn ich dich anspreche, in deiner Wohnung, wirst du merken, dass ich der Mann von gestern Abend bin. Dass du verloren bist. Wie ein Fisch am Haken. Weißt du, was passiert, wenn ein Fisch zappelt? Der Haken bohrt sich mit jeder Bewegung tiefer in das weiche Fleisch. Wirst du zappeln, Sara? Es wird dir nichts nützen.
    Er verließ den Hinterhof und marschierte zur Haustür. Plötzlich hielt er inne, drehte sich ruckartig um.
    Ein Schatten?
    Was war das? Lauernd, lautlos, unsichtbar, wie ein böser Geist. Seit er aus der U-Bahn gestiegen war, verfolgte ihn dieses Gefühl, nicht greifbar, und doch war es da. Er suchte die Einfahrt mit den Augen ab.
    Kopfschüttelnd ging er wieder zum Eingang. Er musste sich zusammenreißen. Wenn er jetzt die Nerven verlor und einen Fehler machte, zuließ, dass diese Sara die Polizei auf seine Fährte brachte, war alles umsonst gewesen, und schlimmer, er könnte im Gefängnis landen. Er war kaum zwei Meter von der Haustür entfernt, als diese aufgerissen wurde und Sara hinausstürmte. Sie eilte an ihm vorbei.
    Für eine Sekunde verharrte er in seinem Schreck.
    Dann rannte er

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