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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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zurückzubringen.
    Ihm schoss eine Idee durch den Kopf, die entweder funktionierte oder ihm eine Ohrfeige einbrachte. Aber Pierce war bereit, das Risiko einzugehen. Er vergrub seine Finger in ihrem Haar und presste seinen Mund auf den ihren. Eigentlich hatte er vorgehabt, sie zu verblüffen, damit sie durch den Schock zu sich kam, doch kaum hatten sich ihre Lippen berührte, schaffte er es nicht mehr, sich zurückzuziehen. Zumindest noch nicht. Er küsste sie voller Hingabe, schmeckte die Sojasoße auf ihren Lippen, schmeckte Madison. Er liebkoste ihre Lippen, bis sie mit einem zarten Seufzer nachgab.
    Seine Zunge glitt in ihren Mund, und er presste sie noch fester an sich. Doch als sie nicht reagierte, zog er sich frustriert zurück. Sie sah ihn aus großen Augen an.
    Und brach in Tränen aus.
    »Ach, verdammt.« Er drückte sie an sich und kam sich vor wie ein Trottel. »Das war nicht ganz die Reaktion, auf die ich gehofft hatte.« Er wiegte sie in seinen Armen und fragte sich, was er als Nächstes tun sollte. Noch nie hatte er sie so aufgelöst gesehen. Selbst die Tränen, die sie auf dem Polizeirevier vergossen hatte, waren nichts gegen die Tränenflut, die ihr nun übers Gesicht strömte. Sie schluchzte heftig und musste zwischendurch immer wieder tief Luft holen.
    Dieser Zusammenbruch passte in keiner Weise zu dem Bild, das Pierce von Madison hatte. Sie war wie ein Fels in der Brandung. Manchmal schien sie sogar eher zu stark als zu schwach zu sein. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er sie trösten sollte.
    Aus dem Radiolautsprecher klang ein ruhiges Lied. Aus reiner Verzweiflung erhob er sich, wobei er sie weiter fest in den Armen hielt, stieß den Couchtisch beiseite und stellte Madison auf die Füße. Er legte die Arme um sie, drückte sie an sich und begann, sich langsam im Takt der Musik zu bewegen.
    Erleichterung durchflutete ihn, als sie ebenfalls anfing, sich im Takt der Musik zu wiegen. Er nahm ihre Hand und zusammen zogen sie gemächliche Kreise. Madisons Schniefen wurde immer leiser und verstummte schließlich ganz.
    Als ein weiteres langsames Stück aus dem Radio erklang, entzog sie ihm ihre Hand und schlang die Arme um seinen Nacken. Ihre Augen starrten nicht mehr länger glasig ins Leere, sondern betrachteten Pierce, während beide sich weiter im Takt der Musik wiegten.
    »Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst«, flüsterte sie.
    »Kann ich gar nicht. Ich tue nur so und hoffe, dass du es nicht merkst.«
    Als sie ihn vorsichtig anlächelte, kehrte etwas von dem alten Feuer in ihre Augen zurück. »Das glaube ich nicht. Ich glaube, du bist ganz begabt. Du tanzt besser, als du denkst.« Erneut schniefte sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust.
    Ihre Finger spielten mit seinem Haar und strichen ihm über den Nacken, und ein sehnsüchtiger Schauer lief ihm über den Rücken. Er räusperte sich und versuchte, sich auf die Musik zu konzentrieren, damit er ihr nicht auf die Füße trat.
    Sie presste sich enger an ihn und drückte ihren glühenden Unterleib gegen seine Lenden. Er kam aus dem Takt, fasste sich jedoch sofort wieder und versuchte, an etwas anderes zu denken als an die warme Frau, die sich gegen ihn presste. Das Tanzen hatte sie beruhigt und sie aus der Furcht einflößenden Trance geholt, in der sie sich zuvor befunden hatte. Auf keinen Fall wollte er, dass sie sich wieder in die stille, verlorene Frau verwandelte, die sie noch vor wenigen Minuten gewesen war.
    Denn das hatte ihn zu Tode erschreckt.
    Einer ihrer Arme glitt von seinem Nacken hinab. Ihre Finger erkundeten spielerisch seine Brust und seine durchtrainierten Bauchmuskeln. Er zog scharf die Luft ein, als ihre Finger sich um den Bund seiner Hose schlossen.
    Obwohl es im Zimmer etwas kühl war, weil er vergessen hatte, nach dem Heimkommen die Heizung anzustellen, lief ihm eine Schweißperle über das Gesicht. Madison wusste nicht, dass sie diese Wirkung auf ihn hatte. Oder etwa doch?
    »Alles in Ordnung mit dir?« Beim Sprechen spürte er ihre Lippen durch das Hemd hindurch auf seiner Haut. Ihr heißer Atem drang durch die Spalte zwischen den Knöpfen und strich rau über seine nackte Haut.
    Er versteifte sich und hielt die Luft an, ehe er ausatmete. »Natürlich.« Seine Stimme klang belegt. Er räusperte sich. »Wieso?«
    Sie ließ einen Finger durch eine Spalte zwischen den Knöpfen in sein Hemd gleiten und berührte die nackte Haut. »Dein Herz schlägt viel schneller, als es bei einem so langsamen Tanz

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