Ich sehe was, was du nicht siehst
fragte sich verspätet, worauf er sich da eingelassen hatte. Doch als sie ihn leicht verunsichert ansah, atmete er tief aus und schüttelte ihre Hand.
»Das Wichtigste zuerst: Gib mir die Liste, die du dabei hattest, als du ins MacGuffin’s gegangen bist«, sagte er. »Und sag mir, was du dort wirklich zu suchen hattest.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich hab mir schon gedacht, dass du mir die Geschichte nicht abgenommen hast.« Sie griff nach ihrer Handtasche und wühlte darin herum. Schließlich holte sie einen dünnen Papierstapel heraus und ließ ihn in seine Hand fallen.
»Was ist das?«, fragte er. Er blätterte in den Papieren herum und sah sie fragend an. »Verträge?«
»Vermeintliche Verträge. Ich habe sie bei Damon gefunden, als ich … Verdacht geschöpft hatte. Diese Liste«, sie zeigte auf einen Zettel, der ganz zuunterst in dem Stapel lag, »enthält alle Namen und Adressen, die in den Verträgen enthalten sind. Ich habe die genannten Unternehmen besucht, um herauszufinden, ob die Eigentümer Damon kennen und ob sie ihn in letzter Zeit zu Gesicht bekommen haben.«
»Du hast ›vermeintliche‹ Verträge gesagt. Sind alle gefälscht?«
»Ja, das haben mir die Leute bestätigt, mit denen ich heute gesprochen habe.«
Er blätterte den Stapel erneut durch und sah sich die einzelnen Seiten genauer an. »Ich kann nichts entdecken, auf dem der Name von MacGuffin steht.«
»Das liegt daran, dass MacGuffin den Vertrag in den Reißwolf gesteckt hat. Er hat mir nicht getraut, er glaubte wohl, dass ich irgendeine Gaunerei vorhätte. Ich habe ihm den Vertrag gegeben, damit er wusste, dass ich ihn nicht hintergehen wollte.«
Er faltete die Papiere zusammen, gab sie ihr jedoch nicht zurück. »Ich werde sie Casey geben, vielleicht findet er ja etwas, das uns weiterhilft.« Er half ihr, auf die Füße zu kommen, und schob sie Richtung Auto. »Komm, lass uns gehen.«
»Wollen wir die Museen auskundschaften, um Damon zu suchen?«, fragte sie keuchend. Pierce stellte fest, dass sie joggen musste, um mit ihm Schritt halten zu können.
Er passte sich ihrem Tempo an. »Es ist schon zu spät, um die Museen abzuklappern. Ich habe etwas anderes vor.« Er blieb neben seinem Auto stehen und öffnete die Beifahrertür.
Sie stieg ein. »Wohin fahren wir?«
Er konnte der Versuchung, sie zu ärgern, nicht widerstehen. »Wir treffen uns mit Tessa.«
Als er die Tür zumachte, fluchte sie heftig. Er hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, während er zur Fahrerseite des Wagens ging und staunte, was für hässliche Worte aus einem so hübschen Mund kommen konnten.
»Das müsste alles sein.« Pierce stopfte die letzten Hemden in den Koffer und ließ ihn zuschnappen.
Madison sah ihm ohne echte Begeisterung zu. Sie hasste es, sich in dem Haus aufzuhalten, in dem er mit Tessa zusammengewohnt hatte, und es war ihr egal, ob seine Beziehung zu der Agentin real gewesen war oder nicht. Eifersucht war ein nutzloses Gefühl, und Madison verabscheute es, wenn es von ihr Besitz ergriff. Doch sie schien nichts dagegen tun zu können.
Pierce stellte den Koffer auf den Boden des Gästezimmers und rollte ihn in die Küche. Dort ließ er ihn neben der Tür, die zur Garage führte, stehen.
Madison folgte ihm und blieb neben der weißen Couch im Wohnzimmer stehen. Pierce hatte gesagt, Tessa würde vorbeikommen, um ihm die Schlüssel zurückzugeben, die sie nach Abschluss des Falls nicht mehr brauchte. Deshalb mussten sie im Haus auf sie warten.
Madison sah hinüber zu der Flügeltür, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Wohnzimmers befand. »Wenn du deine Kleider im Gästezimmer hattest, wie konntest du dir dann ein frisches Hemd aus dem Schlafzimmer holen, als ich neulich bei euch war?«
»Ich hatte dort ein paar Kleider zum Wechseln deponiert, um im Fall eines Besuchs den äußeren Anschein wahren zu können.«
Sie errötete, als ihr bewusst wurde, dass er sie wie eine gewöhnliche Fremde behandelt und die Scharade der verdeckten Vermittlung sogar aufrechterhalten hatte, als sie nur zu zweit im Haus gewesen waren.
Er kam aus der Küche und ging zur Flügeltür. »Das erinnert mich daran, dass ich die Kleider aus dem Schrank im großen Schlafzimmer ebenfalls einpacken muss.«
Madison blieb vor dem Bücherregal stehen und nahm das Foto in die Hand, auf dem Pierce und Tessa sich küssten. »Das hier sieht ganz schön echt aus.«
Er blieb neben ihr stehen, nahm das Foto und legte es mit dem Gesicht nach unten ins
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