Ich sehe was, was du nicht siehst
durchaus für möglich, dass der Schütze dich in Ruhe lässt, dass er sich bereits ein anderes Opfer gesucht hat. Aber solange wir keine Gewissheit haben, brauchst du jemanden, der auf dich achtgibt. Was hältst du von einem Waffenstillstand?«
»Ein Waffenstillstand?«
»Eine Übereinkunft. Du ermittelst nicht länger auf eigene Faust und ich tue alles, was in meiner Macht steht, um herauszufinden, wer der Schütze ist. Ich passe auf, dass dir nichts zustößt.«
Sie schien über seinen Vorschlag nachzudenken und legte den Kopf schief. »Warum willst du mir helfen? Wenn man bedenkt, wie es zwischen uns geendet hat, finde ich es überraschend, dass du dir Gedanken um mich machst.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich mir Gedanken um dich mache.« Er bereute seine harten Worte sofort, als er sah, wie sich ihre Augen weiteten und sie sich abwandte. Sie hatte etwas an sich, dass seine schlechteste Seite zum Vorschein brachte. Er seufzte tief. »Ich habe Logan versprochen, für deine Sicherheit zu sorgen. Und ich halte meine Versprechen. Also, wie ist es? Waffenstillstand?«
Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, wobei ihr Blick auf einen fernen Punkt hinter seiner Schulter gerichtet war. »Hast du das wirklich ernst gemeint? Dass Damon, falls er wirklich noch am Leben ist, mit seinem vorgetäuschten Tod davonkommen könnte? Er würde nicht ins Gefängnis kommen? Er würde davonkommen, mit einem … Mord?«
Die Art, wie sie ›Mord‹ sagte, bewirkte, dass er sich fragte, ob sie wirklich über den Mann sprachen, der bei dem Autounfall ums Leben gekommen war … oder über eine andere Person. Er beobachtete sie sehr genau, als er ihr antwortete. »Diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen. Es hängt alles von der Beweislage ab. Weißt du etwas über Damon, das du mir nicht erzählt hast? Was hat er getan?«
Sie blinzelte und schien ihn erst jetzt wieder richtig wahrzunehmen. »Nichts, was ich beweisen könnte.«
Doch bevor er sie fragen konnte, wie sie das meinte, winkte sie ab. »Was den Waffenstillstand angeht: Ich nehme deine Hilfe an, aber nur unter einer Bedingung.«
Aus Madisons Mund klang es so, als täte sie ihm einen Gefallen, dabei war er wegen ihr angeschossen worden und opferte wertvolle Urlaubstage, um ihr zu helfen. Diese Frau war wirklich zum Verzweifeln.
Und auch wenn er es nur ungern zugab: Trotz allem war sie absolut bezaubernd. Ihre Frechheit und ihr Feuer hatten schon immer zu den Eigenschaften gehört, die er besonders gern an ihr gemocht hatte. »Was für eine Bedingung?«
»Du darfst Logan nichts von alledem erzählen, kein Wort. Er soll nicht glauben, dass ich in Gefahr bin. Und vor allem soll er nicht wissen, dass Damon möglicherweise noch lebt.«
»Warum wäre es so schlimm, wenn Logan von Damon wüsste?«
»Logan würde alles in Ordnung bringen wollen. Und es gibt nun mal Dinge, die man nicht einfach so in Ordnung bringen kann. Ich werde deine Hilfe akzeptieren, aber nur unter dieser Bedingung. Akzeptiere sie oder vergiss es.«
Über welche ›Dinge‹ sprach sie da? Er war so frustriert, dass er sie am liebsten geschüttelt hätte, aber er wusste, dass er auf diese Weise keinen Schritt weiterkommen würde. Früher oder später würde sie ihm die Wahrheit sagen müssen. Er hoffte nur, dass es bis dahin nicht zu spät war, dass niemand zu Schaden kam, bevor sie sich endlich dazu durchrang, ihm zu erzählen, was Damon möglicherweise getan hatte.
»Also gut, abgemacht«, sagte er. »Aber ich habe ebenfalls eine Bedingung. Du ziehst bei mir ein. Es ist zu gefährlich bei dir zu Hause, während dieser Stalker frei herumläuft.«
Überrascht riss sie die Augen auf. »Wo wohnst du denn?«
»Spielt das eine Rolle?«
Sie lächelte spitzbübisch. »Solange Tessa nicht mit von der Partie ist …«
Er machte sich nicht die Mühe, diese lächerliche Bemerkung zu kommentieren.
Sie starrte hinunter auf ihre Schuhspitzen. Sie wirkte tief in Gedanken versunken, so als würde sie gründlich darüber nachdenken, ob sie es ertragen konnte, für die Zeit ihres Waffenstillstands mit ihm unter einem Dach zu wohnen.
Wenn er Logan nicht sein Versprechen gegeben hätte, dann hätte er jetzt aufstehen und zu ihr sagen können, dass sie es vergessen solle. Er und Madison hatten alles miteinander geteilt, was zwei Menschen miteinander teilen können – und sie fragte sich, ob sie mit ihm unter einem Dach schlafen konnte?
»Okay, abgemacht.« Plötzlich streckte sie die Hand aus.
Er zögerte und
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