Ich sehe was, was du nicht siehst
Regal.
»Würde es denn etwas ändern, wenn es das wäre?«
Ja, verdammt noch mal.
Sie sah ihn an und hatte plötzlich den Wunsch, ihm zu erzählen, warum sie ihn wirklich verlassen hatte. Sie suchte nach Worten, um ihm zu sagen, wie leid es ihr tat, auf welche Weise sie die Beziehung beendet hatte und dass sie ihn belogen hatte. Sie wollte ihm gern sagen, was der wahre Grund dafür gewesen war, dass sie gegangen war. »Pierce, ich …«
»Störe ich?«
Madison erstarrte und drehte sich zur Küche um. Tessa hatte nicht nur einen perfekten Teint, sondern auch ein sicheres Händchen für den richtigen Zeitpunkt. Madison biss die Zähne zusammen und wandte sich Pierce mit verführerischem Augenaufschlag zu. »Wo hast du meine .357 Magnum hingelegt,
Liebster
?«
Er verengte die Augen zu Schlitzen und sah sie warnend an. »Danke, dass du hergekommen bist, Tessa.«
»Kein Problem.« Sie warf Madison einen argwöhnischen Blick zu und trat ins Wohnzimmer. »Ich bin wirklich froh, aus dieser geschmacklosen Wohnung herauszukommen und in mein Apartment zurückkehren zu können.«
»Dann sind Sie nicht verantwortlich für die Wohnungseinrichtung?«, fragte Madison überrascht.
»Machen Sie Witze? Haben Sie die grässlichen Gemälde nicht bemerkt? Können Sie sich eine eintönigere Existenz als diese hier vorstellen? Das nächste Mal, wenn ich mich an einer verdeckten Ermittlung beteilige, werde ich darauf bestehen, dass ich bei der Inneneinrichtung ein Wörtchen mitzureden habe.« Sie rümpfte die Nase.
Madison biss die Zähne zusammen, um nicht loszuprusten. Verdammt. Sie würde ›Dekorateurin mit billigem Geschmack‹ von ihrer Liste der Eigenschaften streichen müssen, wegen derer sie die Rothaarige nicht leiden konnte. Natürlich blieben dennoch eine ganze Reihe von Gründen übrig, die dafür sprachen, den Rotschopf zu hassen.
Wie zum Beispiel das Kussfoto.
»Brauchst du Hilfe beim Packen?«, fragte Pierce.
Tessa schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich kann dir die Information geben, nach der du gefragt hast.« Sie sah zu Madison. »Das heißt, falls Sie uns kurz allein lassen könnten?«
»Also eigentlich …«
»Madison kann im Haus warten, während wir uns im Garten unterhalten«, sagte Pierce.
Das war nicht mal annähernd das, was Madison hatte sagen wollen.
Pierce sah sie ein weiteres Mal warnend an, bevor er mit Tessa zusammen nach draußen ging. Dieser Mann hätte wirklich Vertrauenslehrer an einer Highschool werden können. Den Blick, der besagte ›Benimm dich, oder du wirst es bereuen‹ beherrschte er perfekt.
Zu dumm, dass der bei ihr nicht wirkte.
Madison setzte sich auf die Couch und versuchte brav zu sein, ihm seine Privatsphäre zuzugestehen. Nach ein paar Minuten gab sie auf. Sie war nie gut darin gewesen, brav zu sein. Sie schlich zu einem der Hinterfenster und spähte durch die Gardinen.
Tessa lehnte sich gegen eine der Eichen im Garten. Sie sah besorgt aus. »Ist mit deinen Rippen alles in Ordnung?«
»Alles noch etwas steif. Aber in ein paar Tagen bin ich so gut wie neu. Du hast gesagt, dass Casey Neuigkeiten für mich hat?«
»Ja, einen Erstbericht. Ich soll dir ausrichten, dass er mit seinen Recherchen weitermacht.« Sie griff in ihre Handtasche, zog einen braunen Briefumschlag heraus und übergab ihn Pierce.
Er zog den Bericht heraus und überflog die erste Seite.
»Ich muss zugeben, dass ich überrascht war, als ich hereinkam und Mrs McKinley gesehen habe«, bemerkte Tessa. »Ich habe nicht damit gerechnet, sie hier anzutreffen.«
Er sah auf. Der Unterton in ihrer Stimme alarmierte ihn. »Ich hatte gehofft, dass ich sie irgendwo sicher unterbringen könnte, aber sie ist ziemlich stur. Wenn es um Madison geht, entwickeln sich die Dinge selten wie geplant.«
»Das ist nicht zu übersehen. Eine ungewöhnliche Frau. Ziemlich viel Temperament.«
Offensichtlich beruhte die Abneigung zwischen Madison und Tessa auf Gegenseitigkeit. Nach Madisons Kommentar über den Schießübungsplatz und der Frage nach ihrer Pistole konnte er Tessa nicht verübeln, dass sie skeptisch war. Andererseits kannte sie Madison nicht gut genug, um über sie zu urteilen.
Madisons Draufgängertum war ihre Art, mit einer Welt umzugehen, die sie wegen ihrer zerbrechlichen Erscheinung für schwach hielt. Ihre abgebrühte Haltung rührte daher, dass sie mit einem älteren Bruder aufgewachsen war, der sie ständig vor der gefahrvollen Welt da draußen gewarnt hatte. Sie schützte sich, indem sie der Welt mit
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