Ich sehe was, was du nicht siehst
vollkommen aufgebracht bei Alex angerufen und gesagt, dass du und …« Er warf Madison einen Blick zu, so als würde er sie jetzt erst bemerken. Seine Wangen verfärbten sich rot. »Tut mir leid, Mrs McKinley. Ich sollte unsere Familienprobleme nicht vor Ihnen zur Sprache bringen.«
Sie winkte ab. »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Wenn Sie sich über etwas aufregen, das Hamilton gesagt hat, dann ist das meine Schuld. Ihr Bruder hat versucht, mir bei einem … kleinen Problem zu helfen. Dass er angeschossen wurde, ist ebenfalls meine Schuld.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich schützend vor Pierce. »Wenn Sie jemanden anschreien möchten, dann machen Sie das bei mir.«
Verblüfft quietschte sie auf, als Pierce seine Hände um ihre Taille legte und sie aus dem Weg schob.
»Du musst dich nicht vor Braedon rechtfertigen. Das hier geht ihn nichts an, genauso wenig wie Alex.«
»Es geht mich nichts an, dass mein kleiner Bruder fast erschossen worden wäre und sich nicht die Mühe macht, seiner Familie davon zu erzählen?«
»Wer ist Alex?«, wollte Madison wissen.
»Angeknackste Rippen und ein paar Stiche sind kein Grund, gleich die ganze Familie zu informieren. Es ist nicht notwendig, dass einer meiner Brüder auf mich aufpasst.«
»Wer ist Alex?«, fragte Madison erneut. »Moment mal. Einer deiner Brüder? Wie viele hast du denn genau?« Ihr Blick jagte zwischen den beiden Männern hin und her, aber sie schienen vergessen zu haben, dass sie überhaupt da war.
»Es liegt nahe, dass du nach Savannah zurückgekehrt bist, um wieder in der Nähe deiner Familie zu leben«, sagte Braedon. »Eine Familie sein bedeutet, dass man die anderen informiert, wenn etwas Schlimmes geschieht. Du hast viel zu lange an diesen Serienmörderfällen gearbeitet. Du weißt gar nicht mehr, was ›normal‹ ist.«
Pierce sah demonstrativ zu Madison hinüber. »Ich möchte Madison zuerst sicher ins Haus bringen. Wir können das hier unter vier Augen besprechen.«
»Wir können das hier zu Hause diskutieren. Es ist Freitagabend, oder hast du das vergessen?«
Madison runzelte die Stirn. »Zu Hause? Wo ist das? Was ist so besonders am Freitagabend?«
»Ich schaffe es diese Woche nicht.« Pierce ging an Braedon vorbei, um die Haustür aufzuschließen.
»Es ist auch Austins Zuhause.«
Pierce drehte sich langsam um.
Madison beobachtete eine volle Minute lang, wie die beiden Brüder versuchten, sich gegenseitig niederzustarren. »Ähm, Jungs, was geht hier vor sich? Wer ist Austin?«
Braedon seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Alex ist … war … mit Pierce’ Mom verheiratet. Austin ist unser jüngster Bruder. Wir bekommen ihn zurzeit nicht allzu oft zu Gesicht. Er war … krank. Was der Grund dafür ist, dass ich nicht zulassen werde, dass Pierce den Familienabend ruiniert.« Er ging hinüber zum Treppenabsatz. »In zwei Stunden gibt es Abendessen. Wenn ich zurückkommen muss, um dich zu holen, bringe ich die ganze Familie mit.«
Das Zuhause, von dem Braedon gesprochen hatte, entpuppte sich als weitläufiges Haus im Rancher-Stil und lag etwa dreißig Minuten südlich von Savannah. Rund um das Anwesen erstreckten sich mehrere Hektar Land, und das Grundstück selbst war umgeben von einem weiß lackierten Zaun. Rechts vom Haus gab es einen großen Fischteich, der sich bis zur Baumlinie erstreckte. Wie das Haus von Madison besaß es keine Garage, sondern eine große, runde Kieseinfahrt.
Pierce parkte seinen Wagen neben dem weißen Pick-up mit dem auffälligen B&B-Schriftzug, den Braedon gefahren hatte. Zwei weitere Pick-ups, beides amerikanische Marken, parkten in einer Reihe neben Braedons Transporter. Ein kompakter Geländewagen – ein schwarzer Cadillac Escalade – stand am Ende der Reihe.
Direkt vor dem Haus, vor einer Rampe, die zur Haustür führte, stand ein Fahrzeug, das nicht zu den anderen zu passen schien.
Es handelte sich um einen umgebauten blauen Kleinbus mit einem Rollstuhlaufzug, der hinten angebracht war.
Sie warf Pierce einen Blick zu. Seit sie aus dem Wagen gestiegen waren, hatte er sich nicht vom Fleck gerührt. Stattdessen stand er missmutig neben ihr und musterte den Kleinbus.
»Ist das hier das Haus deines Vaters?«, fragte sie.
»Eigentlich ist er mein Stiefvater, aber er ist nur zehn Jahre älter als ich, acht Jahre älter als Braedon. Wir nennen ihn einfach nur Alex.«
»Und – magst du ihn nun oder nicht?«
Er zwang sich, seinen Blick von dem Transporter
Weitere Kostenlose Bücher