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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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gehen Sie wirklich zu weit, Lieutenant«, sagte Pierce.
    Hamilton hob beschwichtigend die Hand. »Ich beschreibe nur, wie das alles aus meiner Perspektive aussieht. Wegen Mrs McKinleys Behauptung, ihren toten Ehemann in diesem Haus gesehen zu haben, haben wir auf der Suche nach dem Eindringling die Tür aufgebrochen. Und – Überraschung – wir haben niemanden gefunden. Und hinzu kommt, und das dürfte wohl niemanden mehr verwundern, dass Mr Newsome nicht einmal vermisst gemeldet wurde.«
    Trotz aller guten Vorsätze brachte Madison es nicht mehr länger fertig, schweigend dazustehen und sich Hamiltons sarkastische Kommentare anzuhören. Sie wollte vortreten, doch Pierce Griff um ihre Schultern wurde fester.
    »Beruhige dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. Seine Stimme klang harsch und hatte einen wütenden Unterton. Würde er sich gegen sie wenden und Hamiltons Partei ergreifen?
    »Aus meiner Sicht«, sagte Hamilton, »gibt es hier nur eine Person, die Probleme macht: Und das sind Sie.«
    Pierce stellte sich schützend vor sie. »Das reicht jetzt.«
    Hamilton streckte die Hände in einer besänftigenden Geste aus. »Ich versuche wirklich nicht, es Ihnen absichtlich schwer zu machen, Buchanan. Ich lege Ihnen die Fakten nur so dar, wie ich sie sehe. Ich kann es mir nicht leisten, weitere Ressourcen an eine Frau zu verschwenden, die unter einer Fixierung auf ihren toten Ehemann leidet. Offensichtlich braucht sie Hilfe, aber nicht die Art von Hilfe, die eine Polizeidienststelle leisten kann. Wenn Mrs McKinley noch einmal anruft, sollte sie einen wirklich guten Grund haben – wie etwa eine Leiche oder wenigstens jemanden, der im Sterben liegt.«

11
    Madison war immer noch stinksauer, weil Hamilton sie nicht nur als geistesgestört beschimpft, sondern ihr auch noch Gefängnishaft angedroht hatte. »Ich habe es dir doch gesagt – wenn ich ihn an dem Tag des Schusswechsels die Polizei gerufen hätte, hätten sie mich festgenommen.«
    Sofort bedauerte sie, überhaupt den Mund aufgemacht zu haben. Pierce machte ein grimmiges Gesicht, und er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden, während das Auto über den Feldweg zu seinem Haus holperte. Seit der Lieutenant seine Schimpfkanonade gegen sie losgelassen hatte, hatte er kein Wort mehr zu ihr gesagt.
    Hegte er ihr gegenüber dieselben Zweifel wie Hamilton? Bedauerte er bereits, ihr seine Hilfe angeboten zu haben?
    »Sobald wir zu Hause sind, möchte ich, dass du mir alles erzählst«, sagte er barsch. Seine Stimme klang angespannt. »Ich möchte alles über den Drohbrief hören, über den Telefonanruf und auch sonst alles, was du zu erwähnen
vergessen
hast.«
    Ihr Magen zog sich unbehaglich zusammen.
    Als das Haus in Sichtweite kam, musste er das Steuer herumreißen, um einem anderen Wagen auszuweichen, der vor dem Blockhaus parkte. Er schaltete den Motor ab, doch statt auszusteigen, musterte er durch die Frontscheibe den Mann, der auf der Vorderveranda stand. »Was macht er hier?«
    Der Mann hatte die Arme verschränkt, und Madison musste die Augen zusammenkneifen, um sein Gesicht im Schatten des überhängenden Dachs sehen zu können. »Ist das nicht Braedon?«
    »Leider.« Pierce lehnte sich zurück, er schien es mit dem Aussteigen nicht besonders eilig zu haben. »Wenn wir lange genug hier sitzen bleiben, geht er vielleicht wieder.«
    »Was hast du gegen deinen Bruder?«
    Er sah überrascht aus. »Warum glaubst du, dass ich etwas gegen ihn habe?«
    »Oh, ich weiß nicht – vielleicht weil du immer ein mürrisches Gesicht machst, wenn du ihn siehst, und immer etwas auszusetzen hast.«
    Er rollte mit den Augen. »Es ist nicht mein Bruder, der mir Sorgen macht, sondern die Zahl seiner sexuellen Eroberungen.«
    »Was soll das jetzt bedeuten?«
    »Vergiss es.«
    Sie seufzte leise und öffnete die Beifahrertür. »Wie auch immer, ich habe nicht vor, hier die Nacht zu verbringen. Zufälligerweise kann ich deinen Bruder ziemlich gut leiden. Er wirkt sehr sympathisch. Und er ist viel fröhlicher als du.«
    Pierce öffnete widerwillig die Autotür. »Dann fragen wir ihn eben, was er will.«
    Als Madison und Pierce nahe genug waren, um Braedons Gesicht sehen zu können, sah Madison, dass dessen Augenbrauen düster zusammengezogen waren. Er würdigte sie keines Blickes, sondern funkelte seinen Bruder wütend an.
    »Warum hast du uns nicht erzählt, dass man dich angeschossen hat?«
    Pierce stöhnte. »Woher weißt du davon?«
    »Hamilton hat

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