Ich sehe was, was du nicht siehst
einen Blick darauf zu werfen. »Die Zeitung von heute. Das ist ein gutes Zeichen, stimmt’s?«
»Möglicherweise. Du hättest im Auto bleiben sollen, so wie ich dich gebeten hatte.« Er hielt sie mit der Hand auf, als sie auf der obersten Verandastufe angekommen war.
»Es besteht kein Grund zur Sorge«, meinte sie. »Hamilton hat gesagt, dass seine Männer bereits mit Newsome gesprochen hätten.«
»Tu mir den Gefallen und rühr dich nicht von der Stelle, bis ich dir Bescheid sage.« Er warf ihr den Blick zu, den sie insgeheim seinen FBI
-Agenten-Blick
nannte, und marschierte über die Veranda zur Vordertür. Als niemand auf sein wiederholtes Klopfen reagierte, ging er zur Längsseite der Veranda, um einen Blick in den Garten zu werfen.
Sie marschierte rasch zum Haus und spähte durch das Vorderfenster, wobei sie die Augen mit der Hand beschatten musste, um im Inneren etwas erkennen zu können. »Es ist ziemlich sauber da drin. Sieht nicht verlassen aus.«
»Um Himmels willen … geh vom Fenster weg.« Er machte einen großen Schritt auf sie zu und packte sie am Arm.
»Warte, ich glaube, ich kann Mr Newsome sehen.«
Ein Schatten, der sich dunkel vom Rest seiner Umgebung abhob, wurde im Flur sichtbar.
Madison wollte gerade winken, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu ziehen, als sie plötzlich hörbar nach Luft schnappte.
Pierce zerrte sie von der Scheibe weg und zog seine Pistole heraus. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt. »Was ist?« Er schob sich zentimeterweise auf das Fenster zu. »Was hast du gesehen?«
Sie schluckte, obwohl ihre Kehle sich trocken wie Sandpapier anfühlte. »Damon. Ich glaube, ich habe gerade Damon gesehen.«
»Ich sage es Ihnen noch einmal, Damon war da drin.« Madison lehnte sich gegen Pierce’ Auto, das immer noch vor Newsomes Haus geparkt stand, und sah Lieutenant Hamilton direkt in die Augen. Sie konnte nicht begreifen, warum er so wild entschlossen war, ihr
nicht
zu glauben, egal, was sie ihm erzählte.
Dieses eine Mal warf Pierce ihr keinen warnenden Blick zu und sagte ihr auch nicht, dass sie ruhig sein solle. Er hatte sich ebenfalls Hamilton zugewandt und sah genauso verwirrt aus wie sie selbst.
In Newsomes Vorgarten standen zwei Streifenwagen mit blitzenden Blaulichtern.
»Haben
Sie
denn überhaupt jemanden gesehen?«, fragte Hamilton Pierce.
»Nein, aber ich habe Madisons Reaktion gesehen … und die war echt. Sie hat jemanden im Hausinneren gesehen und ist davon überzeugt, dass es sich um ihren Ehemann handelt. Dieses Mal hatte er keine Kapuze auf. Sie hat sein Gesicht gesehen. Das genügt mir.«
Sie schmiegte sich an ihn, legte die Hand um seine Taille und drückte ihn leicht, um ihm zu zeigen, dass sie seine Unterstützung zu schätzen wusste.
»Es war dunkel im Inneren des Hauses. Die Lichter waren nicht eingeschaltet«, wandte Hamilton ein, der immer noch skeptisch klang.
»Es war Damon«, beharrte Madison.
»Es ist niemand im Haus. Ich habe mich davon überzeugt. Meine Männer haben soeben Mr Newsomes Haustür aufgebrochen – eine Tür, die Sie, Mrs McKinley, bezahlen müssen, sobald Mr Newsome nach Hause kommt.«
»Kein Problem«, erwiderte sie. »Ich werde die Summe einfach aus meinem Budget für die diesjährige Wohltätigkeitsspende an die Polizei abzweigen.«
Diese Bemerkung brachte ihr einen warnenden Blick von Pierce ein, aber das war es wert.
»Ihre Männer haben doch mit Newsome gesprochen. Was für einen Eindruck hat er auf sie gemacht?«, fragte Pierce. »Wirkte er ängstlich, hat er sich wegen irgendetwas Sorgen gemacht?«
Der Nacken des Lieutenants verfärbte sich rot. »Ehrlich gesagt haben sie gar nicht persönlich mit ihm gesprochen. Sie haben mit ihm telefoniert. Ich hielt es nicht für notwendig, sie extra herfahren zu lassen, und wie sich herausgestellt hat, lag ich mit meiner Einschätzung richtig. Es ist niemand im Haus.«
Jetzt verstand Madison, warum Hamilton sich so defensiv verhielt. Es war ihm peinlich, dass seine Männer ihn angelogen hatten und er war nicht bereit, zuzugeben, dass sie gelogen hatten – nicht vor einem anderen Polizisten.
Pierce fluchte verhalten. »Ich hätte Madison nicht hierher mitgenommen, wenn ich gewusst hätte, dass Ihre Männer nicht persönlich mit Newsome gesprochen und seine Identität verifiziert haben. Nach allem, was ich weiß, wäre es sogar möglich, dass Ihr Officer mit niemand anderem als Damon McKinley telefoniert hat.«
»Das ist sehr unwahrscheinlich. Ich wollte
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