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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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wenige Minuten zuvor befragt hatte, hatte er ihr ebenso wenig geglaubt wie bei dem Gespräch, das sie vor ein paar Tagen geführt hatten. Dabei hatte sie ihm die Wahrheit gesagt.
    Wenn auch nicht dieses Mal.
    Und wenn sie ihm die Wahrheit erzählte, würde er ihr ohnehin nicht glauben. Sie war nicht einmal sicher, ob sie sich selbst glaubte. Der Schütze konnte nicht derjenige sein, für den sie ihn hielt. Das war einfach nicht möglich.
    Oder doch?
    Sie drehte sich in dem Moment wieder zu Pierce um, als der Sanitäter die Bandage mit Klebeband an seinem rechten Arm fixierte. Pierce’ Lippen wurden weiß.
    »Das muss schrecklich wehtun«, sagte Madison.
    »Ach, das ist nur ein Kratzer.«
    »Ein bisschen schlimmer ist es schon, Special Agent Buchanan.« Der Rettungssanitäter half Pierce, sich aufzusetzen und fing an, seine Brust zu verbinden. »Sie haben ein paar gebrochene Rippen.«
    Madisons Magen verkrampfte sich erneut. Das war sicher nicht das erste Mal, dass Pierce sich eine Rippe brach oder angeschossen wurde. Sein Körper war von Narben gezeichnet, die er sich in all den Jahren im Polizeidienst zugezogen hatte, in denen er damit beschäftigt war, die schlimmsten Gewaltverbrecher zu bekämpfen.
    Sie hatte von ihm wissen wollen, wie er zu all den Verletzungen gekommen war, doch leider konnte man Pierce genauso wenig dazu überreden, über sich selbst zu sprechen, wie man ihre Mutter bewegen konnte, sich von einem Schlussverkauf bei Macy’s fernzuhalten.
    Ihr Blick glitt von seinem kurz geschnittenen, schwarzen Haar in tiefere Regionen, und sofort begann ihr Puls aus einem gänzlich anderen Grund zu rasen. Im Geist folgte sie dem Pfad, den ihre Fingerspitzen so viele Male erforscht hatten – über seine harte, nackte Brust hinunter über das Sixpack seiner durchtrainierten Bauchmuskeln bis zum oberen Rand des Hosenbunds. Jähes Verlangen, das sie sofort zu unterdrücken versuchte, stieg in ihr auf.
    Sie sah hoch und stellte fest, dass die Leidenschaft, die sie mühsam im Zaum hielt, sich in seinen whiskyfarbenen Augen spiegelte. Sie atmete hörbar aus, wandte den Blick ab und merkte erst in diesem Moment, dass der Sanitäter seine Arbeit unterbrochen hatte und sein Blick neugierig zwischen ihr und Pierce hin- und herwanderte. Madison erwiderte sein Starren, bis sich sein Nacken rot verfärbte und er nervös an dem Verband herumnestelte.
    Pierce grinste und schüttelte den Kopf.
    Das wohlvertraute, sexy Lächeln entfachte erneut Madisons Begehren. Ihr Unterleib zog sich sehnsüchtig zusammen, als eine Erinnerung in ihr aufstieg – sie dachte daran, dass er sie genauso angelächelt hatte, als er sich in ihrer letzten gemeinsamen Nacht im Bett über sie gebeugt hatte.
    »Ist dir nicht kalt?«, fragte sie etwas harsch und in dem vergeblichen Bemühen, die Frustration in ihrer Stimme zu unterdrücken. Am liebsten hätte sie nach einer der Decken gegriffen, die neben ihm lagen, und damit alle seine verführerischen, durchtrainierten Muskeln bedeckt. »Du solltest nicht so halb nackt herumliegen.«
    »Meinst du nicht, dass der Sanitäter dann Probleme hätte, meine Rippen zu bandagieren?«
    Sein feixender Unterton sagte ihr, dass ihm nicht entgangen war, welche Wirkung der Anblick seines beinahe nackten Körpers auf sie hatte, nämlich denselben wie eh und je.
    Und er genoss es.
    Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Was machst du eigentlich hier in Savannah? Und warum bist du mir gefolgt?«
    »Also hast du doch bemerkt, dass ich hinter dir hergerannt bin. Hast du meine Warnung nicht gehört? Dass er eine Pistole hat?«
    Ihre Wangen röteten sich. »Ich habe gehört, dass jemand mir etwas hinterhergeschrien hat, aber ich war nicht sicher, was es war.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, es war offensichtlich, dass er ihr nicht glaubte.
    »Ich bin nicht leichtsinnig.« Wie sie dieses Gefühl hasste, sich rechtfertigen zu müssen! »Wenn ich gewusst hätte, dass er bewaffnet war, dann wäre ich nicht hinter ihm hergerannt.«
    Zumindest nicht, ohne zurück ins Haus zu gehen und sich ihre eigene Waffe zu holen.
    »Dein Verhalten ist also nicht leichtsinnig? Bist du nicht auf die Idee gekommen, dass der Mann, den du gejagt hast, der Mörder sein könnte, über den die Zeitungen schreiben? Der Mörder, der bisher zwei Frauen ermordet hat und der die ›Simon sagt: Stirb!‹-Botschaften bei den Leichen hinterlassen hat?«
    Madison errötete noch stärker. »Nein, ehrlich gesagt nicht.« Das offen zuzugeben, verletzte

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