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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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begriffen, war, dass Töten nur für andere Leute falsch war. Nicht für Billy. Und nicht für Jazz. So war er aufgewachsen: gehirngewaschen, übertölpelt. Wie immer man es ausdrücken wollte. Das war…
    Er drehte sich im Bett herum und fand Harriet Kleins Bild an der Wand. Grüne Augen, wie er sie in Erinnerung hatte.
    Harriet Klein zurückzubringen war unmöglich. Und er konnte Jeff Fulton nichts sagen, was das traurige, zerstörte Leben des armen Mannes irgendwie besser gemacht hätte. Aber es gab einen Weg, für die Sünden seines Vaters zu büßen und seine eigene Wiedergutmachung anzugehen.
    Der Mörder der unbekannten Frau lief immer noch frei herum.
    » Ich werde dich fangen«, flüsterte Jazz. » Ich werde dich aufspüren, egal, wie verrückt das ist, egal, wie verrückt es mich macht.«
    Denn letzten Endes war er lieber auf diese Weise verrückt als so wie seine Großmutter.

9
    Er rief Howie an, wobei er mit gedämpfter Stimme sprach, um Gramma nicht zu wecken, die, nur durch eine dünne Wand von ihm getrennt, nebenan schlief.
    » Heute Nacht«, sagte er, als Howie sich meldete. Er schaute auf die Uhr auf dem Nachttisch: 11.20 Uhr.
    » Machst du Witze?«, beschwerte sich Howie. » In ungefähr zehn Minuten kommt Colbert im Fernsehen. Und außerdem dachte ich, nach der Sache mit dem Leichenschauhaus würdest du aufhören, den Superbullen zu spielen.«
    » Erstens ziehen wir erst in ein paar Stunden los, nicht sofort. Damit wir das Feld möglichst so sehen, wie es der Mörder gesehen hat. Zweitens, vergiss es. Drittens, wenn ich dir verzeihen soll, dass du Connie unseren Ausflug ins Leichenschauhaus gepetzt hast, dann kommst du mit.«
    » Jetzt hör aber auf!«
    » Ich fasse es nicht, dass du es ihr erzählt hast. Was ist aus Bruder vor Luder geworden?«
    » Es gibt eine wenig bekannte Nebenbestimmung zu Bruder vor Luder: Wenn nämlich Bruder eins eine Heidenangst hat, weil die Freundin von Bruder zwei ihm Nasenbluten verursachen kann, indem sie ihn nur schief ansieht, dann darf er Luder über Bruder stellen. Ich habe es vorgezogen, mich auf diese Nebenbestimmung zu berufen, weil deine Freundin ein absolut übler Knochen ist.«
    » Howie, ich möchte, dass du jetzt sorgfältig nachdenkst: Vor wem hast du wirklich mehr Angst? Vor Connie oder vor mir?«
    Howie schwieg einen Moment. » Ehrlich? Manchmal ist es ungefähr gleich. Aber gut, wenn du unbedingt zu dem Feld rausfahren willst, bin ich dabei. Unter einer Bedingung.«
    Jazz stöhnte. Er hörte an Howies Tonfall, was für eine Bedingung das sein würde.
    Jazz gönnte sich ein paar Stunden Schlaf, dann schlich er sich aus dem Haus. Howie war es ebenfalls gelungen, sich von seiner überfürsorglichen Mutter fortzustehlen; er wartete bereits an ihrem üblichen Treffpunkt auf Jazz, ein ungelenk hochgewachsener Umriss im Mondlicht.
    » Die linke Schulter diesmal«, sagte Howie, als er in den Jeep kletterte. » Es wird ein Basketball in Flammen. Ich meine, so als würde er tatsächlich brennen, verstehst du? Warte, warte«, sagte er, bevor Jazz ihn unterbrechen konnte. » Lass mich sehen, was wir bisher haben, damit ich mir auch sicher bin.«
    » Jetzt?«, fragte Jazz. » Hier?«
    » Soll ich dir helfen oder nicht?«
    Jazz brummelte, aber er stellte den Jeep auf Leerlauf und zog dann sein T-Shirt aus. Drei Tätowierungen wurden sichtbar: auf der rechten Schulter ein stilisiertes CP 3 für Chris Paul, Howies Lieblingsspieler; über der breiten Fläche des Rückens ein Yosemite Sam mit zwei gezogenen Pistolen; und um den rechten Bizeps ein schwarzes Band koreanischer Schriftzeichen, von denen Howie schwor, sie bedeuteten: » Ich bin stark und mächtig im Wind«, während Jazz befürchtete, dass die richtige Übersetzung lautete: » Noch so ein dämlicher weißer Bengel mit asiatischen Tattoos.«
    Howie hatte sich die erste Tätowierung– die CP 3– letztes Jahr selbst machen lassen wollen, aber seine Eltern und sein Arzt fanden es angesichts seiner besonders heiklen Variante der Bluterkrankheit zu riskant. In einem Moment der Schwäche, den er inzwischen bereute, war Jazz eingesprungen und hatte angeboten, er würde sich die Tätowierung machen lassen, und Howie könne sie ansehen, wann immer er wolle.
    Eins hatte zum andern geführt.
    » Jawohl«, sagte Howie, während Jazz sich im Sitz hin und her drehte, damit sein Freund die Tattoos besser sehen konnte, » linke Schulter. Ein brennender Basketball. Ich habe eine Skizze angefertigt.«
    Er fummelte ein

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