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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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ihr eine Ladung Herzinfarkt mitgebracht.« Er schnaubte verächtlich und stieß den Hähnchenbehälter um, der auf dem Küchentisch stand. Eine Keule rollte heraus.
    » Es wird nichts schaden, wenn sie einmal…«
    » Wo werden Sie heute Nacht sein, wenn sie über Magenkrämpfe klagt, weil Sie ihr diesen Scheißdreck zu essen gegeben haben? Werden Sie hierbleiben, um ihr Bettlaken zu wechseln und sie sauber zu machen, wenn sie Durchfall hat?«
    Melissa verschränkte die Arme vor der Brust. » So schlimm steht es also? Was verheimlichst du mir sonst noch? Ihr letzter Bericht ließ darauf schließen, dass sie bei ganz guter Gesundheit ist. Fälscht sie die Unterlagen? Oder du?«
    Jazz lachte so rotzig er konnte. » Also bitte. Sie ist einfach alt. Alte Menschen haben Verdauungsprobleme.«
    » Das unterstreicht meinen Standpunkt. Du musst raus aus diesem Haus. Du bist siebzehn. Du solltest dein Leben leben, nicht für sie sorgen.«
    Tief in seinem Innern wusste Jazz, dass sie recht hatte. Doch er wusste auch, dass es keine Rolle spielte.
    » Warum sind Sie so auf mich fixiert, Melissa? Es muss Jugendliche geben, die schlimmer dran sind. Versuchen Sie Ihr Glück doch bei denen.«
    » Ich versuche, dir zu helfen, was du sehen würdest, wenn du nicht so störrisch wärst.«
    » Sie verschwenden Ihre Zeit. Es geht mir gut. In neun Monaten werde ich achtzehn, und dann können Sie mich nicht mehr davon abhalten, mich um sie zu kümmern. Nur weil Sie keine eigenen Kinder bekommen konnten, müssen Sie sich nicht als meine Mutter aufspielen.«
    Peng. Es war das Gemeinste, Grausamste, was er hätte sagen können. Er hatte es genau für so eine Gelegenheit in Reserve gehalten, wenn er Melissa auf einer emotionalen Ebene überrumpeln musste.
    Und es funktionierte. Melissas gesamte Haltung veränderte sich, statt angriffslustig wirkte sie nun schockiert und gekränkt. Er sah sie finster an, dann zählte er im Kopf bis zehn, ehe er die Intensität seines Blicks noch steigerte. Es war ein ungleicher Kampf. Er hatte von einem Meister gelernt, wie man Menschen einschüchtert.
    » Schön«, sagte sie nach einigen zermürbenden Augenblicken. » Schön.« Sie hob ihre Handtasche von einem Küchenstuhl auf. » Aber glaub nicht, dass es vorbei ist. Ich komme wieder. Ich weiß, was richtig für dich ist, und es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es geschieht.«
    Mit schnellen, zornigen Schritten ging sie zur Hintertür. Jazz packte sie am Handgelenk, ehe sie die alte, klemmende Tür aufdrücken konnte. » Melissa«, sagte er so zerknirscht wie möglich.
    » Was?« Sie war verärgert, ein klein wenig eingeschüchtert, aber sie schüttelte seine Hand nicht ab.
    » Es tut mir leid, dass ich so… überzogen reagiert habe. Ich hätte nicht laut werden sollen. Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    Als sie ihn über die Schulter ansah, senkte er beschämt die Augen.
    Hörte, wie sie Luft holte.
    » Du machst Dinge durch, die niemand durchmachen sollte. Schon gar nicht allein.« Sie tätschelte seine Hand. » Geh schlafen. Wir unterhalten uns bald wieder.«
    Er ließ sie los und sah ihr nach, wie sie sich einen Weg durch das Gestrüpp hinter Grammas Haus bahnte. Siehst du, Ginny, ich brauche wirklich keine zusätzlichen Schauspielproben. Wenn Melissa später über diese Begegnung nachdachte– und das würde sie wahrscheinlich tun, wenn sie allein zu Hause in ihrer winzig kleinen Wohnung über der chemischen Reinigung drüben in Calverton saß–, würde sie sich nicht so sehr auf den Zorn konzentrieren, den er gezeigt hatte; sie würde sich vor allem an die Entschuldigung erinnern. Wenn es ihm gelang, ihre harte Schale zu knacken und sie fügsamer, leichter manipulierbar zu machen, konnte sie eine Verbündete sein. Sie würde sein Leben sehr viel einfacher machen können. Und der Preis dafür war nur, dass er ihre Seele zerstören musste.
    Gramma stolperte immer noch in die Küche herum und lachte. » Ich glaube, ich habe mir in die Hose gepinkelt. Ein bisschen. Vielleicht. Glaube ich.« Ihre Augen leuchteten. » Ah, schau! Hähnchen. Aus Kentucky!«
    » Hau rein, Gramma«, sagte Jazz und schob ihr den Karton zu. Sie hastete mit einem Flügel in jeder Hand zurück zum Fernseher. Anders als er es Melissa weisgemacht hatte, besaß seine Großmutter, soweit er feststellen konnte, einen unverwüstlichen Magen. Ihr Gehirn arbeitete nur sporadisch, aber ihre Verdauung war regelmäßig wie ein Metronom, egal, was sie aß. Cholesterin? Fett? Jazz

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