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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Künstler?« Da er stumm blieb, fügte sie hinzu: » Oder?«
    Er grinste und klatschte in die Hände. » Ha! Ja, sicher. Kann man so sagen. Nicht gerade eine umfassende Antwort, aber ist in Ordnung. Ich gebe dir… sagen wir: die halbe Punktzahl. Denn es war etwa die Hälfte der Antwort, die ich hören wollte. Und das ist okay. Mach dir keine Sorgen, dein Abschneiden bei diesem Quiz spielt eigentlich keine Rolle.«
    Damit schlenderte er zu einem Tisch links von sich, ein paar alte, schief zusammengenagelte Bretter, die halb verfault waren. Er stand so, dass sie nicht genau sehen konnte, was er dort tat.
    » Was…?«, begann sie und brach dann ab. War das klug? Sie wusste es nicht, aber sie konnte nicht anders. » Was haben Sie vor? Mit mir?«
    » Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, sagte er, und seine Stimme klang wieder beruhigend. Er kramte auf dem Tisch herum, sie hörte ein leises metallisches Klirren. » Weißt du noch, wie ich dich vorhin fragte, ob du Angst hast? Und du hast Ja gesagt?«
    » Ja.«
    Er kehrte von dem Tisch zurück, die Hände auf dem Rücken, als würde er einen Spaziergang machen. » Nun, Helen, es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Überhaupt keinen. Und weißt du, warum?«
    Sie wurde von Erleichterung überflutet. Er lächelte wieder. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Überhaupt keinen. Genau seine Worte.
    » Weil Sie mich gehen lassen werden?«
    » In gewisser Weise«, sagte er. » Aber es gibt keinen Grund, Angst zu haben, weil es dir letzten Endes nicht die Bohne hilft.« Er brachte eine Hand hinter dem Rücken hervor, und sie sah eine Nadel, die mit einer leuchtend blauen Flüssigkeit gefüllt war. Der Atem stockte ihr.
    » Ich muss jetzt ehrlich zu dir sein, Helen. Das wird wehtun. Das wird sehr wehtun.«
    Jetzt hielt sie sich nicht mehr zurück und schrie. Und wie er gesagt hatte, kümmerte es ihn nicht im Geringsten.

14
    Jazz wusste, dass er sich auf den Weg machen musste, wie verlockend es auch sein mochte, für alle Zeit mit Connie in seinem Versteck zu bleiben. Gramma würde warten.
    Er raste nach Hause und fand seine Großmutter lang ausgestreckt auf dem Boden vor dem uralten Fernsehgerät. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt, schaute Home Shopping Network und lachte sich einen Ast dabei, als handelte es sich um die neueste Sitcom.
    » Vier Raten von jeweils achtzehn Dollar neunundneunzig!« Sie gluckste. » Ach du meine Güte! Lieber Himmel!« Sie wälzte sich zur Seite, hielt sich den Bauch und lachte und lachte. » Nur solange der Vorrat reicht, sagen sie! Hast du das gehört, Jasper? Du liebe Güte!«
    » Das ist das Lustigste, was ich seit Langem gehört habe«, räumte er ein, während sie wie ein Teenager kicherte. » Wie wäre es mit Abendessen?«
    » Hab schon gegessen«, sagte sie und schnappte nach Luft. » Sie hat mir so ein Brathähnchen gebracht, wie ich es gern mag. Von diesem Kentucky-Laden.«
    Sie? Jazz hatte ein ungutes Gefühl, das sich bestätigte, als er in die Küche ging, wo Melissa Hoover gerade das Geschirr abwusch.
    » Hallo, Jasper«, sagte sie über die Schulter. » Ich bin gleich fertig.«
    Sie hatte wieder vorbeigeschaut und Gramma dieses Mal in besserer Stimmung angetroffen. Brathähnchen– je knuspriger und fetter, desto besser– war ein wunderbares Bestechungsmittel. Sie war klug genug gewesen, ihren Wagen ein Stück entfernt abzustellen und zu Fuß zum Haus zu gehen, sodass Gramma nicht den Motor hörte, aus dem Fenster schaute und Zeit hatte, die Flinte zu holen. Klüger, als Jazz ihr zugetraut hätte. Er stufte ihre potenzielle Gefährlichkeit entsprechend neu ein.
    Und das hieß, Schluss damit, den netten Jungen zu spielen. Er würde sich nicht vom Sozialdienst aus seinem eigenen Haus werfen lassen, und wenn Melissa Hoover ein härterer Brocken war, als er gedacht hatte, dann war es Zeit, härter mit ihr umzugehen.
    » Was zum Teufel fällt Ihnen ein!«, brauste er auf und schlug zur Sicherheit noch mit der flachen Hand an den Kühlschrank. Melissa tat ihm den Gefallen und zuckte zusammen. Sie fuhr vor Schreck sogar herum, die Hände voll Schaum, während das Wasser noch lief.
    » Sie glauben, Sie können einfach hier hereinspazieren?«, presste Jazz hervor und ließ seine Stimme tief und bedrohlich klingen. » Das ist eine kranke Frau da drin. Sie fürchtet sich vor Veränderung, vor Menschen.«
    » Es geht ihr gut«, versicherte Melissa. » Sie war so freundlich…«
    » Natürlich war sie freundlich. Sie haben

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