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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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okay?«
    Jazz zwang sich zu einem Nicken.
    G. William wuchtete sich aus seinem Schreibtischsessel. » Komm. Ich fahre dich in die Schule zurück.«
    Sie fuhren schweigend, G. William sprach nur einmal, als er sich dafür entschuldigte, dass Erickson Jazz so unsanft aus der Probe geschleift hatte.
    » Schon gut«, sagte Jazz.
    » Er hatte ein paar schlimme Tage. Er war als Erster vor Ort bei Myersons Leiche. Und ebenfalls der Erste bei Goodlings.« G. William lachte freudlos. » Der arme Kerl wird von Lindenberg hierher versetzt, und in seinen ersten Tagen stapelt sich eine Leiche auf die andere. Deshalb ist er ziemlich durch den Wind. Du weißt, wie das ist.«
    » Es ist wirklich kein Problem.«
    Die Theaterprobe war noch im Gange, als sie eintrafen– Jazz erkannte einige der Fahrzeuge von anderen Mitwirkenden auf dem Parkplatz und Ginnys alten Kia.
    » Du bist damit raus, Jazz«, sagte G. William zu ihm, als er ausstieg. » Keine Ermittlungen auf eigene Faust mehr, verstanden? Falls dir etwas anderes vorschwebt, sagst du mir Bescheid, okay?«
    » Natürlich.«
    Er winkte G. William zum Abschied zu und ging ins Schulgebäude, wo die Probe gerade endete. Mit Ausnahme von Connie und Ginny schienen alle überrascht zu sein, ihn zu sehen, als hätten sie erwartet, dass er inzwischen hinter Gittern saß. Er konnte es ihnen nicht verübeln.
    » Nicht zu fassen, dass er dich hier so rausschleift«, tobte Ginny nach der Probe. Alle anderen waren bereits nach Hause aufgebrochen, nur Jazz, Ginny und Connie blieben auf der Bühne zurück. » Ich wollte schon deine Großmutter anrufen, aber Connie meinte, das wäre vielleicht keine so gute Idee.«
    » Wahrscheinlich nicht.« Er drückte Connies Hand, die er die ganze Zeit noch nicht losgelassen hatte, seit er wieder zurück war. » Danke.«
    » Aber ich war drauf und dran, einen Anwalt zu rufen. Mein Bruder kennt jemanden…«
    » Es war ein Missverständnis«, versicherte er und setzte ein träges Grinsen auf, das ausdrückte, dass alles in schönster Ordnung war. Wahrscheinlich weil er hier in der Kulisse von Hexenjagd stand, fiel ihm noch ein Dialogfetzen von Reverend Hale ein: » Theologie, mein Herr, ist eine Festung; kein Riss in einer Festung darf als geringfügig angesehen werden.« Dasselbe Gefühl hatte er hinsichtlich seiner geistigen Gesundheit. Selbst der kleinste Riss, der kleinste Fehler konnte dazu führen, dass…
    Ginny tätschelte seinen Arm. » Sag Bescheid, wenn ich etwas für dich tun kann. Falls ich einen Brief schreiben soll oder so…«
    Jazz unterdrückte ein Lachen. Einen Brief schreiben. Gott segne Ginny Davis, ihre albernen Locken und ihre Hippie-Vorstellungen.
    Connie blieb still, bis sie bei Jazz’ Wagen angekommen waren.
    » Und jetzt?«, fragte sie. Ihre Miene und die Anspannung, die er in ihrem Händedruck fühlte, verrieten ihm jedoch, dass sie es bereits wusste.
    » Nicht auf G. William zu hören hat mich bis hierher gebracht«, sagte er. » Mal sehen, wohin es mich als Nächstes bringt.«

18
    Da seine Großmutter nicht nur eine senile und gefährliche alte Ziege war, sondern eine rassistische senile und gefährliche alte Ziege, musste Jazz ein paar Vorbereitungen treffen, ehe er Connie mit nach Hause bringen konnte. Nach reiflicher Überlegung griff er auf das zurück, was Billy einmal als » Sedativ für Arme« bezeichnet hatte, nur zu verwenden, wenn nichts anderes zur Hand war. Er zerrieb ein wenig Benadryl in Grammas Suppe und servierte ihr vor dem Fernseher das Abendessen. Es dauerte nur Minuten, bis ihr Kopf gegen die Lehne des abgewetzten Sofas sank, das schon alt gewesen war, als Billy zur Welt kam. Der Löffel fiel geräuschvoll in die Schale, und sie hätte sich beinahe den Rest der Suppe über den Schoß geschüttet, wenn Jazz– der zugesehen hatte– nicht rechtzeitig hinzugesprungen wäre und ihr die Schale aus den altersfleckigen Händen genommen hätte.
    Er fühlte ihren Puls. Er war in Ordnung. Sie würde stundenlang tief schlafen. Mühelos hob er sie hoch; Gramma bestand nur aus Haut und Knochen, Hass und Wahn– und Hass und Wahn wiegen nichts. Er legte sie ausgestreckt auf das Sofa, dann rief er Howie an, dass die Luft rein war.
    Zwanzig Minuten später war er mit Howie und Connie in seinem Zimmer. Howie lümmelte am Schreibtisch, Connie saß im Schneidersitz auf dem Bett, Jazz’ Kopf im Schoß.
    » Das ist morbid«, sagte Connie zum x-ten Mal und meinte die Opfergalerie an Jazz’ Wand.
    » Es hat mir geholfen, das

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