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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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war still im Krankenhaus, selbst die Schritte der Schwester klangen gedämpft durch die Gummisohlen ihrer Schuhe. Jazz kam es vor, als würde er durch einen Traumkorridor wandeln, wo die Existenz von Geräuschen nicht gestattet war. Und vielleicht auch keine Lebenden.
    » Ich muss es fragen«, unterbrach Jazz die belastende Stille. » Es hört sich vielleicht dumm an, aber… Ginny. Ms. Davis. Ist sie wirklich…?«
    » Tut mir leid, Jazz. Ich weiß, du hast getan, was du konntest. Aber ja, sie ist tot.«
    » Okay. Ich dachte, vielleicht besteht die Chance, dass ich mich geirrt habe, dass ich ihren Puls nicht richtig gefühlt habe oder…«
    … leg deine Finger genau hierher, Jasper, und vergewissere dich gründlich, denn das Letzte, was du gebrauchen kannst, ist, dass eine vermeintliche Leiche aufsteht und aller Welt erzählt, was du getan hast …
    Keine Chance. Natürlich nicht. Aber er hatte es gehofft.
    » Ich will die Sache hier schnell erledigen«, sagte G. William. » Du machst dir bestimmt Sorgen um deine Oma, und ich will, dass du zu ihr nach Hause kommst.«
    Gramma. Bei all dem Irrsinn hatte er sie völlig vergessen und jedes Gefühl für Zeit verloren. Er wusste nicht einmal sicher, welcher Tag war oder welches Jahr. Zeit war dehnbar und elastisch geworden.
    Die Nacht war die schlimmste Tageszeit für Gramma, aber die Wirkung des Benadryl müsste noch anhalten. Jazz stellte sich höchst ungern vor, was sie tun würde, wenn sie allein aufwachte. Alles war möglich, wirklich alles, etwa, dass sie zu dem Schluss kam, er sei entführt worden, und ihre Version eines Kommandounternehmens gegen das Nachbarhaus durchführte.
    Nun, dagegen ließ sich im Moment nichts machen. Erst musste er G. William helfen und dann…
    » Wir sind da«, sagte G. William und zeigte auf eine Tür.
    Irgendwie war es unfair. Hinter dieser Tür lag Jazz’ bester Freund auf dieser Welt, den er in Gefahr gebracht hatte, den er fast das Leben gekostet hätte, als hätte er selbst das Messer gegen ihn geführt. Und doch sah die Tür aus wie jede andere Tür auf dem Flur. Sie hatte nichts Besonderes an sich, und sie hätte es eigentlich haben müssen.
    » Bist du bereit?«, fragte G. William.
    Jazz war es nicht, aber er nickte trotzdem, und G. William stieß die Tür auf.
    Es war nicht annähernd so schlimm, wie Jazz befürchtet hatte. Doch immer noch schlimm genug.
    Es war Howie, aber es war irgendwie auch nicht Howie. Sein bester Freund lag in einem Krankenhausbett, bis zur Brust zugedeckt. Zaundürr, wie er war, sah Howie unter dieser ausgebleichten Decke noch dünner aus, eine Abfolge länglicher Falten im Gewebe, die einen Körper mehr andeuteten als erkennen ließen. Seine Haut war fahl, die Augen tief eingesunken. Beide Arme waren von oben bis unten voll blauer Flecke, die von Stellen ausstrahlten, wo Schläuche aus seinem Körper kamen.
    Die Schläuche.
    Es gab drei Stück davon. Einen für die Kochsalzlösung, damit er nicht austrocknete. Einer, über den er immer noch eine Bluttransfusion bekam. Und ein dritter…
    » Abendessen«, scherzte Howie und deutete auf den Beutel, als hätte er Jazz’ Verwirrung wie durch Funkwellen wahrgenommen.
    Dextrose. Richtig. Howie hatte seit Stunden nichts gegessen, und er durfte wahrscheinlich noch keine feste Nahrung zu sich nehmen wegen der Verletzungen und der Narkose…
    Außerdem hingen zwei Drähte schlaff zwischen Elektroden auf Howies Brust und einem Herzmonitor neben dem Bett. Die EKG -Linie zeigte gleichmäßige, langsame sechzig Schläge pro Minute an. Annehmbar.
    » Anscheinend hat er alle lebenswichtigen Organe verfehlt und nur ein Blutgefäß geritzt«, sagte Howie leutselig. » Du wärst wahrscheinlich aufgestanden und hättest den Kerl verfolgt. Ich dagegen bin mit dem Gesicht nach unten in meinem eigenen Blut liegen geblieben. Ein Hoch auf einen niedrigen Gerinnungsfaktor! Das nächste Mal darfst du dich stechen lassen.«
    » Du bist nicht gestochen worden, sondern geschnitten«, sagte Jazz nach kurzem Zögern. » Das ist ein Unterschied.«
    » Okay, was auch immer.« Howie verzog das Gesicht, als er seine Stellung veränderte. » Können wir zumindest ein bisschen CSI -Hexerei betreiben und anhand meiner Wunde feststellen, was für ein Messer er benutzt hat, dann herausfinden, wo er es gekauft hat, und ihn von einem Sondereinsatzkommando festnageln lassen?«
    G. William antwortete, bevor Jazz dazu kam. » Geht leider nicht. Schnittwunden, äh, verraten nichts über die

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