Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
Reinigung und steckte das Röhrchen zwischen die Kleider. Auf dem Weg dorthin lag ein unbebautes Feld, eine zerfurchte Brache, dort wollte ich es wegwerfen. Ganz einfach. Doch als ich mittags zur Wäscherei ging, vergaß ich das Röhrchen in der Tüte. Erst zu Hause bemerkte ich meinen Fehler. Mir wurde siedend heiß. Was war ich blöd! Ich raste zurück und trat ganz locker durch die Tür. Die Wäschereifrau schaute mich ausdruckslos an. »Wissen Sie was?«, quasselte ich los. »Ich habe hier Saccharin vergessen. Das hat meine Mutter mir aus Deutschland geschickt. So ein Röhrchen mit einem Löffel dran. Das ist Saccharin.« Sie sagte: »Bitte, das haben wir«, und gab es mir zurück. Na, wundervoll! Jetzt wurde doch noch alles gut. Auf dem Heimweg warf ich das Ding auf die Brache. Problem gelöst.
Am nächsten Morgen hämmerte es an der Tür. Zwei Polizisten stürmten herein, richtige Bullen, und stießen mich mit voller Wucht zur Seite. »Hände hoch, umdrehen zur Wand!« Sie hatten einen Haftbefehl dabei: Wenn Beweisstück gefunden, Zielperson sofort festnehmen. »Eveline Hall?« Dann liefen sie ins Schlafzimmer und zogen David aus dem Bett. Der wusste gar nicht, was los war. Sie setzten uns aufs Sofa wie zwei Sträflinge. Ich nahm Davids Hand, als wäre alles ganz normal, und wir hörten zu, wie die Polizisten den Haftbefehl verlasen. Sie wollten wissen, wo das Kokain war. Ich sagte: »Sie können überall nachsehen, wo Sie wollen. Sie werden nichts finden, wir haben nichts hier.« Dabei drückte ich Davids Hand mit aller Kraft, um ihm zu sagen: »Don’t worry, es ist wirklich nicht mehr hier.«
Sie krempelten alles um, doch Kokain fanden sie nicht. Zwei Beutelchen mit Davids Uppers und Downers, aber das war nicht so schlimm. Fast jeder in Las Vegas nahm das Zeug. Dann fiel einem der Polizisten ein Bild in die Hände, ein Foto in einem hölzernen Rahmen. Darauf saß ich ganz brav mit David und meinen Eltern im Zuschauerraum des Stardust-Hotels. »Sind das Ihre Eltern? Und was ist Ihr Job?« – »Tänzerin.« – »Kommen Sie mal mit.« Ich musste David mit dem anderen allein lassen und folgte dem Mann ins Schlafzimmer. Er schloss die Tür und sah mich lauernd an: »Was ist hier los?« Da riskierte ich alles und tischte ihm eine Geschichte auf, diesem ausgebufften Bullen aus Las Vegas. »Versprechen Sie mir, dass Sie David nichts sagen!«, fing ich an. Der Mann schien überrascht, also redete ich weiter. »Haben Sie meinen Hund gesehen?« Vor meiner Tür lag ein wunderschöner Collie, der war mir zugelaufen und ich pflegte ihn gesund. »Ich war mit dem Hund spazieren und da fand ich dieses Dings. Ich wusste doch gar nicht, was das war.« Alles, was ich erzählte, besaß einen wahren Kern, sonst hätte ich es gar nicht soherbeten können. Ich beschwor den Polizisten förmlich: dass ich weder rauchte noch trank, dass ich kein Auto fuhr und keinen Führerschein hatte. Dass ich klassische Tänzerin war und niemals Drogen genommen hatte. Deshalb konnte ich ja auch nicht wissen, was für ein Ding dieses Röhrchen war. Ich fand es eben hübsch und interessant. Erst hätte ichs mit nach Hause genommen und später auf dem Weg zur Wäscherei wegwerfen wollen. Und dann hätte ichs in der Tüte vergessen. Es war beinahe die Wahrheit. »Mein Mann kann nichts dafür! Er hat ja keine Ahnung.« Dann fing ich an zu weinen. »Tun Sie ihm das nicht an. Ich habs doch nur gefunden. Und ich dachte mir schon, dass es nichts Gutes war.« Er kaufte mir die Story ab, die ganze Nummer.
Mein Glück war: Ohne Führerschein und Auto konnte man in Las Vegas keine Drogen kaufen. Das war auch dem Polizisten klar und deshalb hakte er an diesem Punkt so nach. Bei vierzig Grad im Schatten kam man ohne Wagen nirgendwohin. Geschäfte zu machen war ohne Auto schlicht unmöglich, Drogengeschäfte erst recht. Das überzeugte den Bullen sofort. Er sagte nur: »Alles okay. Aber, David«, er zeigte auf die Pillen, »Sie schulden uns was.« Wenn gedealt würde in der Bar, wenn er irgendetwas mitbekam, sollte er die Polizei informieren. Das musste er versprechen.
Kaum waren die Polizisten aus der Tür, ging ich auf David los. »Siehst du, was du anrichtest? Weißt du noch, was hier am Abend los war? Ich will das Zeug nicht im Haus haben. Fuck off!« In dem Moment war er ganz zahm. Ihm war klar, dass ich ihn nicht noch einmal schützen würde. Und Las Vegas wurde ihm zu heiß, jetzt, da er der Polizei etwas schuldete. In diesem Moment sah ich meine
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